Zeitung à la carte [Update]

Am 15. April startet Deutschlands erste personalisierte Tageszeitung. Die Inhalte liefern unter anderem die Frankfurter Rundschau und der Tagesspiegel zu, aber auch Nachrichten aus dem Netz sollen in das Paket einfließen.

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Politische Nachrichten und Kommentare aus der Frankfurter Rundschau, dazu die Wirtschafts- und Sportseiten aus dem Tagesspiegel und das Lokale aus der Märkische Allgemeinen: Das Start-Up Niiu liefert seinen Berliner Abonnenten ab dem 15. April eine nach ihrem Gusto zusammengestellte Tageszeitung. Die beiden Gründer Hendrik Tiedemann und Wanja Oberhof von der Berliner Fachhochschule für Wirtschaft (FHW) starten Niiu zunächst als Pilotprojekt nur in der Hauptstadt, bei Erfolg wollen sie in weitere Großstädte expandieren.

Neben den genannten Zeitungen sind zwei russische Titel während der Testphase dabei, mit sieben weiteren Verlagen verhandelt Niiu laut einem Bericht der w&v zurzeit. Der Preis für den 24-seitigen persönlichen Info-Mix soll bei einem bis zwei Euro pro Ausgabe liegen, die Zustellung übernimmt der Vertrieb der Berliner Zeitungsverlage (Berliner Presse Vertrieb).

Die beiden Gründer betonen, auf "klassisches Zeitungspapier" zu drucken und so das "unersetzbare Gefühl einer Tageszeitung" zu bewahren. Neben ganzen Zeitungsseiten, die Eins zu Eins samt Werbung übernommen werden, sollen Abonnenten ihre Info-Diät aber auch mit Artikeln ihrer liebsten Blogs und Nachrichtenseiten garnieren können. Die Vorteile der häppchenweisen Informationsaufnahme sollen so mit dem Komfort einer gedruckten Zeitung verschmelzen.

Eine Zustellung per E-Mail ist vorerst nicht geplant – anders als bei PersonalNews, einem Pilotprojekt der Schweizer Post, das noch bis Samstag als Gratisangebot läuft. [Update] Wegen des unerwartet großen Erfolges hat die Schweizerische Post das Pilotprojekt bis Ende März verlängert.[/Update] Eine E-Mail-Adresse und ein PDF-Reader sind die einzigen Voraussetzungen für die Teilnahme. Nach der Registrierung lassen sich einzelne "Bücher" (Zeitungsteile) aus dem Angebot von 17 Tageszeitungen kombinieren. Auf dem Menü stehen unter anderem die Welt, der Wiener Standard, der Zürcher Tagesanzeiger, die Münchner Abendzeitung und die Washington Post. Die Zusammenstellung der PDFs und die Ansteuerung der Drucker übernimmt eine Software der Augsburger Syntops GmbH.

Um den finanziellen Aufwand in der Probezeit zu deckeln, sind die PersonalNews zurzeit auf sieben "Bücher" und Schwarzweiß-Druck begrenzt. Ausdrücklich erlaubt ist aber das Einrichten eines zweiten Testaccounts, sodass bis zu vierzehn Bücher bestellt werden können. Der Zeitungsmix lässt sich jederzeit neu zusammenstellen, Änderungen bis 19 Uhr am Vorabend greifen schon in der nächsten Ausgabe.

Newsletter, in denen sich Ressorts beliebig kombinieren lassen, bieten fast alle Webauftritte von Zeitungen. Eine Titel- und verlagsübergreifende Info-Diät verabreichen auch Newsreader wie der von Google. Mit ihren Vertriebskooperationen für Print-Inhalte sind die Schweizer Post und Niiu aber Pioniere. (cwo)