Zensus 2022: Die Befragung läuft – Kriminelle könnten Zensus-Masche probieren

Erhebungsbeauftragte schwärmen derzeit zu vorher ausgewählten Haushalten aus. Aber Vorsicht ist geboten: Kriminelle könnten sich als Befrager ausgeben.

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(Bild: vchal/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Detlef Borchers
Inhaltsverzeichnis

Der Zensus 2022 ist angelaufen. In ganz Deutschland sind nun Erhebungsbeauftragte zu 10,3 Millionen Haushalten unterwegs. Etliche besuchen bereits die ausgewählten Haushalte ihres Gebietes, mit denen sie bereits Termine vereinbart hatten. Andere verteilen erst einmal die Information, dass ein Haushalt zur Befragung ausgewählt wurde.

Die Zustellung der "Wichtigen amtlichen Information für Ihren Haushalt" wird nicht von einem Postdienst durchgeführt. Die Erhebungsbeauftragten des Zensus 2022 arbeiten ehrenamtlich. Sie bekommen keine Entschädigung für einen möglichen Verdienstausfall, sondern nur einen Sockelbetrag von 90 Euro. Für jeden Besuch eines Haushaltes gibt es 2 Euro, für die erfolgreiche Datenerhebung der Kurzbefragung 5 Euro. 2 Euro bekommen sie zusätzlich, wenn der betreffende Haushalt für die ausführliche Haushaltsbefragung ausgewählt wurde und sie die Zugangsdaten für die Online-Befragung überreichen können. Mit diesen Zugangsdaten können die ausgewählten Haushalte dann ihre Daten selbst in das IDEV genannte Erhebungsportal eingeben (IDEV = Internet Datenerfassung im Verbund).

In Bayern, Bremen, der Hansestadt Hamburg und Schleswig-Holstein gibt es eine alternative Eingabemöglichkeit: Die Erhebungsbeauftragten in diesen Bundesländern kommen mit einem Tablet in die Haushalte, mit denen die ausführliche Befragung vor Ort erledigt werden kann. Dies läuft nach einigen Berichten recht zügig. Je nachdem, ob die Erhebungsbeauftragten in ländlichen oder städtischen Räumen unterwegs sind, sind ihnen 90 bis 150 Haushalte zugeteilt worden, die sie bis zum August abarbeiten müssen. Die gesammelten Daten laufen in 6000 Erhebungsstellen zusammen, die sie weiter verarbeiten.

Die Interviewer:innen müssen sich für den Zensus mit einem Erhebungsausweis und ihrem Personalausweis ausweisen. Auf diese Regelung hat der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber noch einmal im ZDF hingewiesen: "Die Maßnahmen, die dagegen ergriffen werden, sind natürlich insbesondere auch nochmal der Hinweis an alle, bei denen jemand zur Befragung klingelt, klopft oder angesprochen wird: Wenn man nicht vorher schon, und jetzt schon vor einiger Zeit, eine Benachrichtigung bekommen hat, dann muss man davon ausgehen, dass das eine Betrügerin oder Betrüger ist und sollte sich an die Polizei wenden." Verdächtig sind auch Fragen nach dem Einkommen eines Haushaltes, nach Bankinformationen oder Passworten. Solche Fragen dürfen nicht gestellt werden, desgleichen Fragen nach der Religionszugehörigkeit oder zum Impfstatus.

Die Befragung der Haushalte ist "freiwillig", jedoch besteht bei den ausgewählten Haushalten eine Auskunftspflicht. Wer die Auskunft verweigert, muss 500 Euro Bußgeld bezahlen. Dieses kann beliebig oft verhängt werden. Bei falschen Angaben können bis zu 5000 Euro verhängt werden. Neben der deutschen Sprache wurden die Fragen der Haushaltsbefragung in 15 weitere Sprachen übersetzt.

Zum Zensus 2022 gehört die rein brieflich durchgeführte Befragung von 23 Millionen Wohnungs- bzw. Hauseigentümern. Sie müssen Angaben zu den Gebäuden und Wohnungen machen, die sie besitzen. Gegenüber dem Zensus 2011 sind drei neue Fragen hinzugekommen. Gefragt wird nach der Nettokaltmiete, der Dauer eines Leerstandes, sofern die Wohnung leersteht und die Frage nach dem Energieträger der Heizung. Daneben gibt es noch die Befragung von Altersheimen und sonstigen Unterkünften, bei denen die Leitung der Einrichtung auskunftspflichtig ist.

Eine Besonderheit ist die Befragung der rund 300.000 Bewohner von Wohnheimen. "Zu den Wohnheimen zählen etwa Studierendenwohnheime. Wir wissen, dass das Meldeverhalten an diesen Anschriften im Schnitt schlechter ist. Deshalb befragen wir alle dort wohnenden Person", heißt es in der Pressemitteilung zum Start des Zensus 2022.

Der Zensus 2022 soll der letzte Zensus sein, bei dem Erhebungsbeauftragte ausschwärmen. Der für 2031 geplante nächste Zensus soll ausschließlich mit den Datenbeständen aus Verwaltungsregistern durchgeführt werden. Innerhalb der EU setzen Polen und Österreich bereits diese volldigitale Volkszählung ein.

Update

Der ursprünglich verlinkte Erfahrungsbericht eines Online-Nutzers bezieht sich nicht auf den laufenden Zensus 2022. Wir haben diesen Satz entfernt.

(kbe)