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Zu Lande, zu Wasser, in der Luft: Boeing setzt auf mobiles Internet

Mit dem Breitband-Internetzugang über den Wolken eröffnen die Fluggesellschaften eine neue Runde im Kampf um besonders begehrte Kunden.

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Von
  • Heiko Stolzke
  • dpa

Surfen im Flugzeug oder E-Mail-Lektüre auf dem Kreuzfahrtschiff -- an einem eher unscheinbaren Stand auf der CeBIT (Halle 1, Stand 7i 2) zeigt der US-amerikanische Boeing-Konzern mit dem Connexion-System den nächsten Schritt fürs mobile Internet. Via Satellit gelangen die Daten an Bord von Flugzeugen oder Schiffen -- auch wenn diese tausende Kilometer entfernt von Sendestationen auf dem Land unterwegs sind.

Mit dem Breitband-Internetzugang über den Wolken eröffnen die Fluggesellschaften eine neue Runde im Kampf um besonders begehrte Kunden: Vor allem Geschäftsreisende sollen das Angebot nutzen. Rund 80 Prozent der Business-Class-Gäste gehen heute mit Laptop an Bord. Durch das Connexion-System verschwinden "Kommunikationslöcher" -- Mitarbeiter sind auch auf dem 14-Stunden-Flug von Singapur nach Frankfurt erreichbar. Rund 30 Euro pro Flug wird das Angebot den Passagier voraussichtlich kosten.

In wenigen Wochen startet der Regelbetrieb von Connexion: Die Lufthansa rüstet als eine der ersten Airlines weltweit insgesamt rund 80 Langstreckenflugzeuge der Typen Airbus A330, A340 und Boeing 747 mit dem Internet-Zugriff aus. "Das ist ein sehr guter Startkunde für uns", schätzt Connexion-Manager Ulrich Flamm die Zusammenarbeit ein. Reedereien sind ebenfalls ein wichtiger Zukunftsmarkt. "Bei Frachtern und Tankern kann die gesamte Logistik mit dem Datentransfer optimiert werden", sagt Flamm. Aber auch Yachtkapitäne oder Kreuzfahrer können mit dem Breitband-Zugriff auf See ins Internet gehen.

Den ersten Praxistest hat Connexion hinter sich. Eine 747 der Lufthansa flog Anfang 2003 mehrere Wochen zwischen Frankfurt und Washington mit dem System. Außerdem wollen die skandinavische SAS, All Nippon Airways und Japan Airlines das System einbauen. Singapore Airlines hat eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. Mit weiteren Fluggesellschaften laufen Vertragsverhandlungen. Flamm blickt optimistisch in die Zukunft: "Als ich vor zehn Jahren auf der CeBIT war, gab es kaum Besucher mit Handys -- und heute ist es Alltag", zieht er Parallelen.

Dass sich die neue Technik nur Schritt für Schritt durchsetzt, liegt vor allem am hohen Aufwand für die Modernisierung der Flugzeuge: Eine spezielle Antenne auf dem Rumpf des Flugzeuges sichert die Datenverbindung, selbst wenn Turbulenzen bei Tempo 900 den Airbus kräftig durchschütteln. Außerdem schaffen Techniker im Rumpf ein drahtloses Netzwerk (WLAN). Das verhindert Kabelwirrwarr und Steckerprobleme für das multinationale Publikum mit unterschiedlichen Laptop-Standards.

Boeing-Konkurrent Airbus ist beim fliegenden E-Mail-Zugriff ebenfalls am Ball und arbeitet mit dem US-Unternehmen Tenzing zusammen. Beide Konzepte sind nicht auf einen Flugzeugtyp festgelegt -- Connexion funktioniert an Bord eines Airbus genauso gut wie in der Boeing.

Vom Internetzugang in der Luft profitieren Fluggesellschaften nicht nur durch zahlende Kunden: Der Datenaustausch hilft ebenso beim Optimieren des Flugbetriebs und reduziert beispielsweise die Wartungskosten. (Heiko Stolzke, dpa) / (anw)