Zu viel Solarenergie: Provinz in China lässt Module über Feiertage abschalten
In Shandong leben 100 Millionen Menschen, zum chinesischen neuen Jahr, verlassen aber viele die Provinz. Das Stromnetz steht deswegen vor Problemen.
Die bevölkerungsreiche chinesische Provinz Shandong hat Haushalte aufgefordert, während der Feiertage zum chinesischen Neujahr private Solaranlagen abzuschalten. Das berichtet das Finanzmagazin Bloomberg und ergänzt, dass es sich nicht um die erste derartige Anweisung handelt. Bereits seit 2018 würde zu den Feiertagen versucht, die Generierung von Solarenergie zu drosseln, weil der Stromverbrauch dann deutlich sinkt. Das liege daran, dass Industrieanlagen heruntergefahren werden und Menschen in ihre Heimat außerhalb der Provinz zurückkehren. In Shandong entfallen von fast 40 GW installierter Photovoltaikleistung über 70 % auf dezentrale Anlagen, etwa auf Hausdächern.
Kohlekraftwerke statt Solaranlagen
Wie Bloomberg erläutert, gibt es beim Ausbau dezentraler Stromerzeugung in China einen regelrechten Boom, seit die Regierung diesen finanziell unterstützt. Mehr als die Hälfte der neu installierten Photovoltaikleistung im vergangenen Jahr entfalle darauf. Shandong mit seinen rund 100 Millionen Menschen nehme dabei eine Vorreiterrolle ein. Hier sei das Wachstum besonders groß und bald könnte eine Sättigung erreicht werden. Die Stromnetze hätten Schwierigkeiten, mit der Menge an dezentraler Einspeisung zu begrenzten Tageszeiten umzugehen und gleichzeitig gebe es nicht genügend Speichermöglichkeiten. Während der Feiertage würden jetzt Kohlekraftwerke weiterarbeiten, weil die auch Gebäude heizen.
Auch landesweit hat sich der Ausbau der erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren beschleunigt, wie die South China Morning Post aus Hongkong vor wenigen Tagen berichtet hat. Demnach sieht es aktuell sogar so aus, als würde das Reich der Mitte die für 2030 ausgegebenen Ziele bei der installierten Kapazität erneuerbarer Energien schon fünf Jahre früher erreichen. Laut den Fünfjahresplänen Dutzender Provinzen sollen dort insgesamt weitere 300 GW an Windenergieanlagen und 550 GW an Photovoltaikanlagen installiert werden. Die würden damit auf 1500 GW kommen, für 2030 seien eigentlich landesweit 1200 GW geplant.
Zum Vergleich, in Deutschland waren zuletzt Photovoltaik- und Windkraftanlagen mit jeweils rund 65 GW Leistung installiert. Bei den dezentralen Balkonkraftwerken könnte es jetzt auch hierzulande einen Boom geben.
(mho)