Zusammenarbeit: MS Teams als Lockangebot in eine geschlossene Microsoft-Umgebung

Seite 3: Weiterbildung stets willkommen

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iX: Als weiteres Hindernis gelten meist die nötigen Investitionen. Bei SaaS-Angeboten lassen sich die Preise meist leicht berechnen, bei einem freien Ansatz gelten nötige Schulungskosten für die IT-Abteilung oft als versteckte Kosten. Kann die Praxis diese Vorstellungen untermauern?

Universität Innsbruck: Für uns als Techniker bedeutet Arbeiten in der IT, dass Weiterbildung ein wichtiger Teil des Alltags ist und bleibt. Es können, bei Bedarf, formelle Schulungen absolviert werden. In erster Linie bedeutet jedes neue Projekt, dass man sich in neue Tools und Konzepte einarbeitet.

Allgemein rechnen sich Investitionen in das Personal langfristig. Die Universität Innsbruck nimmt hier ihre gesellschaftliche Verantwortung wahr und bekennt sich dazu, hochqualifiziertes Personal auszubilden und zu beschäftigen. Das Wissen und die Fähigkeiten unserer Mitarbeiter zeichnen uns aus und verschaffen uns Gestaltungsmöglichkeiten, die (speziell kleineren) Firmen oft fehlen.

Die Kalkulation als Organisation die im öffentlichen Auftrag mit (großteils) öffentlicher Finanzierung arbeitet, beinhaltet hier auch nachhaltigere Ideen als die reine kurzfristige Kostenoptimierung.

Personalkosten sind für uns nicht per se „versteckte Kosten“. Uns ist bewusst, dass wir für die Umsetzung, die laufende Pflege und den Betrieb der Systeme Personal benötigen. Aber wir können den Personalbedarf abschätzen und auch langfristig kalkulieren. Damit sind die Kosten langfristig für uns weit besser kalkulierbar und weniger versteckt als bei kommerziellen Angeboten, bei denen zu erwartende zukünftige Preissteigerungen weit mehr die Eigenschaften wirklich „versteckter“ (zukünftiger) Kosten haben.

iX: Falls sich eine Institution oder ein Unternehmen ebenfalls überlegt, eine freie On-Premises-Software einzufügen: Auf welche Hindernisse und Stolperstellen sollten sie nach den Erfahrungen der Universität Innsbruck vorbereitet sein?

Universität Innsbruck: Wie schon erwähnt verfügen wir über hochqualifiziertes IT-Personal. Der Einsatz von On-Premises-Lösungen ist ohne das Vorhandensein qualifizierter Mitarbeiter:innen nicht empfehlenswert oder praktikabel umsetzbar.

Eine lokale Lösung wie Matrix/Element bietet auch deutlich mehr Möglichkeiten zur lokalen Integration oder Automatisation (bis hin zu “Bridges” zur Einbindung anderer Chat-Systeme). Hier sollte man nicht einfach alles umsetzen, was irgendwie möglich erscheint – sondern gezielt die Bedürfnisse der Nutzer:innen adressieren, um sich hier nicht in den technischen Möglichkeiten zu „verirren“ und den Blick auf das Wesentliche zu verlieren.

Unabhängig davon, ob man nun eine lokale Lösung oder ein SaaS-Angebot wählt: Unserer Erfahrung nach ist diese Entscheidung zwar (in Kontext von Strategie oder der vorhandenen Infrastruktur) sehr wichtig. Oft wird dabei aber vergessen, dass für den Erfolg ganz andere Dinge wesentlich sind: Natürlich sind auch gute technische und inhaltliche Einführungsprojekte wichtig. Aber Dinge wie eine Kommunikationsstrategie, eine offene Kommunikationskultur und eine unterstützende Unternehmenskultur sind essentiell, um die Akzeptanz für Chat-Lösungen zu verbessern. Ein Chat-System sollte daher nicht als isoliertes technisches Projekt einer IT-Abteilung betrachtet werden. Die Zusammenarbeit mit HR, (internes) Marketing/Öffentlichkeitsarbeit etc. ist – je nach Ziel/Stoßrichtung – essentiell.

Das Interview wurde geführt mit Michael Redinger (Leiter des Zentralen Informatikdienstes), Matthias Weiler (zuständiger Systemadministrator) und Katharina Köhle (Projektleitung).

(fo)