eco-Studie: Smart-City-Markt wächst – und hängt doch zurück

Der eco-Verband attestiert den deutschen Städten im Bereich der Smart Cities noch viel Entwicklungspotenzial. Vorbilder finde man weltweit.

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(Bild: eco/Arthur D. Little)

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Der Smart-City-Markt in Deutschland wächst, hinkt im internationalen Vergleich aber hinterher. Das ist eines der zentralen Ergebnisse einer neuen Studie des Branchenverbands eco und des Consulting-Unternehmens Arthur D. Little. Hierzulande würden derzeit rund 40 Milliarden Euro umgesetzt – das entspreche etwa der Summe, die in Europa jährlich allein für Bio-Lebensmittel ausgegeben werde, hieß es anlässlich der virtuellen Pressekonferenz. Man prognostiziere über die nächsten Jahre zudem einen jährlichen Anstieg um rund 17 Prozent – 2026 sollte das Marktvolumen laut Studie demnach bei rund 85 Milliarden Euro liegen.

Die eco-Studie macht neun Kern-Marktsegmente im Bereich der Smart Cities aus. Das stärkste Wachstum erwartet die Studie in den Bereichen Digitale Bildung, Transport und Logistik sowie Gebäudeautomatisierung. Auch zum Umweltschutz könnten schlaue Städte beitragen, exemplarisch werden Smart-Lighting-Projekte genannt, also Straßenlaternen, die nur bei Bedarf leuchten. Derartige Ansätze kommen bereits in Städten wie Los Angeles zum Einsatz und hätten dort zu erheblichen Energieeinsparungen geführt, heißt es weiter.

Dennoch gehe die Entwicklung in deutschen Städten schleppender voran als in internationalen Metropolen. So heißt es in der Studie: "Während Vorreiter wie Barcelona umfangreiche Smart-City-Plattformen aufsetzen und jeweils über 200 Projekte aufweisen können, bewegen sich deutsche Städte nur langsam von vereinzelten Pilotprojekten zum ganzheitlichen Ausbau von Segmenten und Plattformen". In Deutschland werde die Weiterentwicklung bislang hauptsächlich in Großstädten wie Köln, Berlin, Hamburg und München vorangetrieben. Das zeige, dass hierzulande vor allem hohe Bevölkerungsdichten, finanzielle Ausstattungen und der fortgeschrittene Ausbau des Glasfasernetzes über den Erfolg der Digitalisierung der Städte entscheiden würden.

Im internationalen Vergleich der Smart Cities liegen die deutschen Städte (noch) zurück.

(Bild: eco/Arthur D. Little)

Noch kritischer sieht Bundestagsmitglied Thomas Jarzombek (CDU) die Lage: In der an die Präsentation anschließenden Diskussionsrunde befand der Beauftragte des Bundeswirtschaftsministeriums für die digitale Wirtschaft und Start-ups, die meisten deutschen Smart-City-Projekte stünden noch ganz am Anfang: in der Marketingphase. Das liege weniger an fehlender Infrastruktur in Form von Glasfaserleitungen, sondern vielmehr an mangelndem Verständnis der Politik für die notwendige Datenverarbeitung. Das vom Koalitionspartner SPD geführte Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz bezeichnete er gar als "Bundesministerium für Bedenkenträger": Datenschutzbedenken würden die Fortschritte im Bereich der schlauen Städte ausbremsen.

(jvo)