heise meets… Landwirtschaft Digital – mehr Ertrag, besserer Naturschutz

Digitale Verfahren können Landwirten einen besseren Überblick über Ihre bestellten Felder und Schädlingsbefall geben – das hilft der Natur und spart Kosten.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Gisela Strnad

Im Gespräch mit Landwirt Peter Rühmkorf und Prof. Dr. Damian Bargiel, Hochschule Geisenheim, bekommen wir Einblicke in die aktuelle Situation von Landwirten und das Start-up-Unternehmen CORAmaps, das unter anderem mithilfe von Daten aus dem Erdbeobachtungsprogramm Copernicus hilfreiche Informationen zu einer effektiveren Flächenbewirtschaftung liefern kann.

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Landwirte unterliegen immer stärker Regulierungen, einer vermehrten Darstellungspflicht, sowie wachsenden Kosten. Investitionen müssen aufgrund von Auflagen getätigt werden. "In den letzten 20 Jahren haben sich die Preise für Milch, Getreide und so weiter nicht verändert, die Kosten steigen jedoch stetig", erläutert Peter Rühmkorf. Der politische Druck unter anderem über die EU wird immer stärker.

So besagt etwa der "Green Deal", dass zukünftig 50 Prozent weniger gedüngt werden darf, dazu kommt wahrscheinlich in den kommenden Jahren ein "Spritzmittelregister" und weitere Auflagen. Subventionen für Landwirte werden überwiegend nach bewirtschafteter Fläche gezahlt, Regelungen oder Auflagen betreffen jedoch alle Höfe, unabhängig von deren Größe. Nach Aussage von Peter Rühmkorf ist es "eine Spirale, die schon viele kleine Betriebe veranlasst hat aufzugeben".

Das europäische Erdbeobachtungsprogramm Copernicus erfasst einmal wöchentlich alle Flächen der Erde – mit 6 verschiedenen Satellitensystemen. Damian Bargiel erläutert: "Die Satelliten erfassen über das ganze elektromagnetische Spektrum inklusive Infrarot- und Radaraufnahmen. Das heißt, es wird mehr erfasst, als das menschliche Auge sehen kann. Dadurch sind bei Pflanzen zum Beispiel Wachstums-Informationen oder Schädlingsbefall sichtbar. Der Schädling kann in seiner Art und auch in der Fläche des Befalls lokalisiert werden. Zudem sind alle weiteren Pflanzeneigenschaften darstellbar – Fruchtarten, Fläche, Trockenheit oder Feuchte des Bodens. Wertvolle Daten für den Landwirt."

Das Start-up CORAmaps bereitet diese Daten, zusammen mit Daten der Landwirte auf. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz werden die aufbereiteten Daten zukünftig in einer App zur Verfügung gestellt und helfen dem Landwirt. Dadurch könnten eine automatisierte Dokumentation, der gezielte und schnelle Spritzeinsatz je Schädling und befallene Flächenanteile, sowie andere wichtige Felddaten punktgenau und echtzeitnah zur Verfügung stehen. Voraussetzung ist, das CORAmaps Daten der Landwirte bekommt, um die Algorithmen der Künstlichen Intelligenz anzulernen. "Je mehr Daten von Copernicus und den Landwirten vorliegen, umso effizienter kann die Software arbeiten. Den Algorithmen der Künstlichen Intelligenz müssen jene Sachverhalte beigebracht werden, welche die Bedarfe der Landwirte adressieren", erläutert Damian Bargiel.

Es entsteht eine Win-win-Situation, die Daten der Landwirte bleiben im Eigentum des Landwirts und werden durch die Daten von Copernicus veredelt. "Die Herausforderung liegt nun darin, die Landwirte davon zu überzeugen, Daten für den Aufbau der App zur Verfügung zu stellen. Hierzu ist noch einiges an Überzeugungsarbeit erforderlich", erklärt Damian Bargiel. Über die Landwirtschaftskammern, Feld Tage, NABU, Politik muss mehr Bewusstsein für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Landwirtschaft erzeugt werden. Wenn alles gut läuft, könnte die App in circa zwei bis drei Jahren am Markt erhältlich sein.

"Wir stehen vor einem Paradigmenwechsel und sollten die neuen technologischen Möglichkeiten zum Schutz der Natur und Senkung der Kosten und Erhöhung der Erträge nutzen", so die Aussage von Damian Bargiel. Peter Rühmkorf ergänzt: "Der Kostenfaktor für neue Techniken ist für den einzelnen Landwirt sehr hoch. Die App von CORAmaps könnte helfen, andere Kosten zu reduzieren. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Kosten für Diesel und Düngemittel, gerade explosionsartig nach oben gehen."

(bme)