iOS 12 ist da und soll auch alte iPhones schneller machen

Das System-Update für iPhone und iPad bringt Leistungsverbesserungen und nützliche Funktionsneuerungen.

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iOS 12

(Bild: Apple)

Lesezeit: 10 Min.
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Apple hat iOS 12 für iPhone, iPad und iPod touch zum Download freigegeben. Das Update ist für alle Geräte geeignet, die bereits iOS 11 unterstützen und lässt sich somit selbst noch auf den inzwischen fünf Jahre alten Modellreihen iPhone 5s und iPad Air installieren. iOS 12 lässt sich wahlweise über die integrierte Software-Aktualisierung (Einstellungen/Allgemein/Softwareupdate) direkt auf dem Gerät beziehen oder mit iTunes herunterladen und über eine Kabelverbindung einspielen.

Zur Vorbereitung sollten Nutzer prüfen, ob ein aktuelles Backup in iCloud oder iTunes vorliegt – und falls nicht, eines anlegen. Nutzer müssen für die Aktualisierung auf iOS 12 zudem ihre Apple-ID und das Passwort kennen, wie Apple unter anderem auf Twitter warnt.

Der Hersteller verspricht mit iOS 12 einen im Alltag spürbaren Leistungszuwachs, gerade auch auf älterer Hardware: Das Einblenden der Tastatur soll in Safari auf einem iPhone 6 Plus um bis zu 50 Prozent flotter vonstatten gehen als noch unter iOS 11.4, das Hereinwischen der Kamera im Sperrbildschirm sogar um 70 Prozent schneller. Ein bereits beanspruchter Prozessor bringe bestimmte Aktionen außerdem nicht länger ins Stocken, verspricht Apple.

Mit welchen Apps man Zeit verschwendet, will man vielleicht gar nicht so genau wissen – iOS 12 führt es jedenfalls penibel auf.

Die neue Einstellung „Bildschirmzeit“ führt auf, wie lange man mit einzelnen Apps sowie den jeweiligen Kategorien zugebracht hat, also etwa in sozialen Netzen.

Außerdem protokolliert die Einstellung, wie häufig man das Gerät über den Tag aktiviert und wie viele Benachrichtigungen Apps zustellen. Apple möchte dadurch dem Nutzer ein Gespür vermitteln, womit er seine Zeit auf iPhone und iPad eigentlich verbringt – oder verschwendet. Das soll nicht nur eine übertriebene Nutzung reduzieren, sondern auch Suchtverhalten vorbeugen respektive bekämpfen. Eltern können diese Einstellung auch verwenden, um die App-Nutzung ihrer Kinder zu kontrollieren – und Grenzen zu setzen.

Durch eine automatische Gruppierung zusammengehörender Nachrichten verbessert iOS 12 die Übersicht. Erst durch Antippen werden diese zur Ansicht ausgeklappt. Zugleich kann man gruppierte Nachrichten mit einer simplen Wischgeste auf einen Schlag entfernen. Jede Mitteilung hat einen neuen Knopf zur Verwaltung eingebaut. Dadurch ist es ohne langwierigen Abstecher in die Einstellungen möglich, die Benachrichtigungen der jeweiligen App direkt aus dem Sperrbildschirm ganz abzustellen oder alternativ stummzuschalten, dann erscheinen sie nur noch tonlos in der Mitteilungszentrale.

Statt den aktivierten "Nicht stören"-Modus zu einem späteren Zeitpunkt wieder von Hand abschalten zu müssen, kann man ihn mit iOS 12 zeitlich – oder örtlich – befristen. Das System schaltet diesen dann nach Verlassen eines Ortes oder dem Ende des Meetings automatisch ab.

Auch Vorschläge von iOS ordnet Apple Siri zu, darunter die automatischen Hinweise zur voraussichtlichen Fahrzeit zurück nach Hause oder die Liste mit Apps, die man vielleicht als nächstes öffnen möchte. iOS 12 baut diese Funktion erheblich aus: Apps sollen bestimmte Aktionen vorschlagen, die der Nutzer vielleicht ausführen möchte. Dafür werden Tageszeit, Aufenthaltsort und Gewohnheiten berücksichtigt. Wer jeden Tag in der Büro-Mittagspause per App beim gleichen Bringdienst bestellt, dürfte dies schnell in seiner Vorschlagsliste präsentiert bekommen – wenn er zur gleichen Zeit am gleichen Ort ist. Die Vorschläge tauchen sowohl auf der Spotlight-Suchseite unter den App-Vorschlägen auf als auch im Sperrbildschirm.

Doch die neuen sogenannten Siri-Shortcuts, im Deutschen "Kurzbefehle" genannt, gehen weit über die automatisierte Assistenzfunktion hinaus: Für spezifische Aktionen in Apps kann man nämlich eigene Sprachbefehle aufzeichnen, um diese jederzeit über Siri abzurufen.

iOS 12 (16 Bilder)

Der Name der nächsten iOS-Version ist wenig überraschend.

Zudem stellt Apple eine neue Shortcuts-App respektive "Kurzbefehle" zum Download bereit. Sie löst das Automatisierungs-Tool Workflow ab, das der Konzern 2017 aufgekauft hat, und packt einen Großteil der bestehenden Funktionalität in eine neue Bedienoberfläche. Mit dieser App dürfen sich Nutzer weitreichend austoben, um Arbeitsschritte in verschiedenen Apps zu kombinieren sowie mit einem Siri-Befehl zu belegen.

Die Neuerungen in ARKit 2 – Apples Augmented-Reality-Framework – erlauben es iOS-12-Apps, virtuelle Elemente realistischer wirken zu lassen, etwa durch Spiegelungen der echten Umgebung. Die in das Kamerabild von iPhone oder iPad projizierten Objekte lösen sich nach dem Schließen einer App künftig nicht mehr zwingend in Luft auf, sondern bleiben bestehen: So lässt sich ein begonnenes Puzzle zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen und erstmals auch mit weiteren Nutzern respektive iPhones gemeinsam einsehen.

Zweidimensionale Oberflächen, etwa von Kunden- oder Visitenkarten, lassen sich nun relativ leicht um virtuelle Elemente ergänzen, um etwa Zusatzinformationen einzublenden. Zudem erhalten Entwickler die Option, dreidimensionale Objekte der echten Welt in ihre AR-Apps zu integrieren – etwa Lego-Häuser. Das neue Dateiformat USDZ erlaubt es zudem, 3D-Objekte über Standard-Apps wie Mail oder Nachrichten auszutauschen und als Voransicht in der eigenen Umgebung zu betrachte Um Augmented Reality greifbarer zu machen, bringt iOS 12 erstmals eine eigene App mit, welche die Technik einsetzt: Maßband (ab iPhone 6s) dient dem Namen entsprechend als digitaler Zollstock, um Objekte der eigenen Umgebung abzumessen.

Auf dem iPad gilt es, erneut umzulernen, zumindest teilweise. Apple setzt hier zur Systemsteuerung nämlich auf die Gesten, die mit dem iPhone X hinzukamen und nun auch für die Bedienung von iPhone Xs, iPhone Xs Max und iPhone Xr eine Schlüsselrolle spielen. Ein flottes Wischen vom unteren Bildschirmrand nach oben führt nun auch auf dem iPad aus einer App zurück zum Homescreen, eine kürzere Wischgeste öffnet wie zuvor schon erst das Dock, dann den App-Switcher, um zwischen Programmen zu wechseln. Ein horizontales Streichen mit dem Finger am unteren Bildschirmrand ermöglicht das schnelle Springen zwischen den zuletzt geöffneten Apps. Gewöhnungsbedürftig ist die neue Geste fürs Kontrollzentrum: Es lässt sich nur noch – wie beim iPhone X – von der rechten oberen Ecke hereinwischen. Mit iOS 12 schaffen es zwei es mit Sprachmemos und Aktion zwei weitere Apple-Apps aufs iPad.

Auf Geräten mit Face ID lassen sich Memojis erstellen – und durch die eigenen Gesichtsausdrücke animieren.

Die Frontkamera des iPhone X erfasst die Mimik des Nutzers mit iOS 12 genauer und berücksichtigt für die Animojis nun auch Mimiken wie das Herausstrecken der Zunge oder ein Zwinkern. Mit einem Tyrannosaurus, einem Geist, einem Koala und einem Tiger wird das Animoji-Portfolio um vier neue Exemplare ergänzt.

Durch sogenannte Memojis baut Apple das Konzept deutlich aus: Statt animierte Figuren zu verwenden, kann man individuelle Ebenbilder im Comic-Stil erstellen und diese mit der eigenen Mimik beleben. Zum Anlegen der Memojis stehen viele Bestandteile zur Auswahl, von der Gesichtsform über Augenbrauen bis hin zu Frisur, Haarfarbe und Bärten. Mit diversen Accessoires wie Mützen, Brillen und Schmuck sind weitere Anpassungen möglich.

Das von Werbefirmen vorgenommene heimliche Nachverfolgen einzelner Nutzer über mehrere Webseiten hinweg versucht Apples Browser schon seit iOS 11 zu unterbinden. Mit Safari 12 verschärft Apple die Funktion nochmals. Sie soll nun auch das Tracking über eingebundene Social-Media-Elemente wie etwa FaceBooks Like-Buttons unterbinden, das ja aktiviert wird, selbst wenn man gar nicht dort angemeldet ist. Auch ein „Fingerprinting“, das Identifizieren einzelner Geräte anhand spezieller an Webseiten weitergegebener Gerätedaten, will Safari in iOS 12 soweit wie möglich unterbinden.

In der Fotos-App demonstriert Apple schon seit einiger Zeit Fortschritte bei maschinellem Lernen. iOS 12 setzt dies fort: Ein neuer „Für Dich“-Reiter ergänzt die automatisch erstellten Rückblicke um einzelne Foto-Highlights sowie Bearbeitungsvorschläge für spezifische Aufnahmen.

Zudem geht Apple das Problem an, dass das Teilen einer größeren Zahl an Aufnahmen schnell umständlich wird: Die Fotos-App von iOS 12 schlägt jüngst fotografierte Ereignisse selbstständig zum Teilen vor. Anhand der Bildanalyse werden darin abgebildete Personen aufgeführt, mit denen man die Bilder vielleicht teilen möchte. Gibt man diese frei und verschickt sie über iMessage, erhält der Empfänger nicht nur die Fotos zum Abruf, sondern kann im Gegenzug auch leicht eigene Aufnahmen der gemeinsamen Aktivität für den Sender freigeben.

Mit iOS 12 dürfen erstmals andere Navi-Apps außer Apple Karten in CarPlay.

CarPlay öffnet sich endlich – ein Stück weit: Nutzern stehen künftig andere Apps zur Navigation im Auto zur Verfügung, darunter Google Maps und Waze. Auch Anbieter von Offline-Karten wie Sygic testen die CarPlay-Integration bereits.

Apple will seinen eigenen Kartendienst umfassend überarbeiten und sich nicht länger auf die (teils schlechten) Daten externer Anbieter stützen. Die Karten-App von iOS 12 verwendet das detailliertere Kartenmaterial bereits, vorerst aber nur in wenigen US-Regionen.

Video-Gruppentelefonate per FaceTime kommen erst zu einem späteren Zeitpunkt, bis zu 32 Personen sollen dann über Apples VoIP-Dienst Videochats führen können – mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Apple will diese aber noch im Herbst 2018 nachliefern, möglicherweise folgt sie also schon mit iOS 12.1.

[Update 18.9.2018 13:30 Uhr] Mit watchOS 5, tvOS 12 und neuer HomePod-Software hat Apple auch neue Funktionen auf Apple Watch, Apple TV und HomePod gebracht.

Mehr zum Thema:

  • Ausführliche Praxistipps zu den Neuerungen von iOS 12, watchOS 5 und macOS 10.14 Mojave lesen Sie in Mac & i Heft 5/2018, das ab dem 4. Oktober am Kiosk erhältlich ist.

(lbe)