iPad-Gestalter: Tim Cooks Mission ist eine andere als die von Steve Jobs

Bethany Bongiorno und Imran Chaudhri entwarfen unter Jobs das Tablet. Bei seinem Nachfolger vermissen sie "Produktdefinition und Produktentwicklung".

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Cook mit iPad Pro

Tim Cook stellt das iPad Pro vor.

(Bild: dpa, Monica Davey)

Lesezeit: 3 Min.

Zwei Designer, die wichtige Arbeiten bei der Entwicklung des iPad geleistet haben, sehen starke Veränderungen bei Apple – zum guten wie zum schlechten. Imran Chaudhri und Bethany Bongiorno waren von Anfang an bei der Entwicklung des Tablet dabei und haben Apple mittlerweile verlassen. 2019 gingen sie zum Cloud-Start-up Humane, das von anderen ehemaligen Apple-Mitarbeitern gegründet wurde.

Im Interview mit dem IT-Blog Input sagten Chaudhri, dessen Titel früher "Director of Design on the Human Interface" war und Bongiorno, zuvor "Software Engineering Director", das iPad sei vor allem von Steve Jobs vorangetrieben worden. Die beiden Ex-Apple-Mitarbeiter meinten, unter dem Steve-Jobs-Nachfolger Tim Cook sei Apple zu einer anderen Firma geworden. Cook setze sich etwa für gemeinnützige Projekte ein, was für Jobs "kein Fokus" gewesen sei, Apple habe damals aber auch nicht so viel Geld gehabt. "Was Cook tut, ist wirklich beeindruckend. Ich hoffe, das geht weiter", so Chaudhri.

Bongiorno zufolge gibt es keinen Zweifel daran, dass Apple eine "sehr erfolgreiche Firma" unter Cook sei "und den Apple-Aktionären und der Firma viel Geld eingebracht hat". Cook sei "unglaublich innovativ im Bereich Operations". Allerdings seien seine Spezialität und seine Fähigkeiten nicht der Bau innovativer Produkte, also "Produkdefinition und Produktentwicklung". Es sei einfach ein Faktum, dass es eine Veränderung in der Leitung zwischen Cook und Jobs gegeben habe. Sie und Chaudhri seien "wirklich auf der kreativen Seite und wollen Dinge voranbringen".

Das iPad sei sein "Hobbyprojekt" gewesen am Anfang – unter dem Codenamen "K48". Die Software nannte sich intern "Wildcat". Bongiorno sollte dafür das Ingenieursteam aufbauen und das Projekt schließlich leiten. Ursprünglich sei das iPad als "Gerät zum Konsumieren" gedacht gewesen. Jobs habe gewollt, dass er mit ihm "auf der Toilette sitzen und seine Mail lesen" könne. Das iPad sollte die Zeitung ersetzen und die Bücher. Später wurde das Produkt mehr und mehr zum Medium auch zur Erstellung von Inhalten.

Bongiorno und Chaudhri zufolge arbeitete man bei Apple schon wesentlich früher am iPad als allgemein angenommen. Ursprünglich sei der Plan sogar gewesen, einen Multitouch-fähigen Mac zu schaffen. Schließlich überholte aber das iPhone das Tablet-Projekt, das dann 2010 das Licht der Welt erblickte.

Bestimmte Aspekte des iPad, etwa die Tatsache, dass Nutzer es zum Fotografieren verwenden, obwohl es einen großen Bildschirm hat (oder genau deshalb), hat man bei Apple anfangs nicht gesehen. 2012 habe er bei der Olympiade in London festgestellt, wie Nutzer das Tablet als Kamera nutzten – "die Leute brauchten wirklich einen größeren Sucher", so Chaudhri. (bsc)