Nach EU-Vorwürfen: Apple denkt sich neue Gebühren für App-Entwickler aus

Nach Wettbewerbsvorwürfen aus Brüssel beginnt das Geschachere um Apples Provision. Der Konzern will bei Apps gut mitverdienen, auch bei Käufen im Web.

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iPhone mit Verpackung

(Bild: BadPixma / Shutterstock)

Lesezeit: 3 Min.

Um den neuen EU-Wettbewerbsregeln zu folgen, musste Apple die Bedingungen für Entwickler ein weiteres Mal überarbeiten. iOS-Apps, die externe Kaufmöglichkeiten anbieten, sollen damit bald mehr Freiheiten erhalten: Anbieter und Entwickler dürfen künftig etwa die Preise für Abonnements nennen, die anschließend im Web oder auf anderen Plattformen abgeschlossen werden, wie das Unternehmen am Donnerstag bekannt gab. Solche Hinweise und Links waren lange strikt untersagt. Apple entschärft außerdem die Warnhinweise, die Nutzern angezeigt werden, wenn sie solche Links auf externe Kaufmöglichkeiten in Apps antippen.

Der Konzern reagiert damit auf die jüngsten Wettbewerbsvorwürfe aus Brüssel: Im Juni ist die EU-Kommission zu dem vorläufigen Schluss gelangt, dass Apple mit bestimmten Entwicklerregeln gegen die Vorgaben des Digital Markets Acts verstößt. Um mehr Wettbewerb zu schaffen, müsse es für App-Anbieter respektive Entwickler möglich sein, ihre Kunden frei auf andere Verkaufskanäle hinzuweisen, so die Kommission.

Apple hält zugleich aber daran fest, an allen aus Apps heraus getätigten Käufen digitaler Inhalte und Dienste mitzuverdienen. Dafür hat sich der Konzern ein weiteres Mal neue Gebühren für Entwickler ausgedacht, darunter eine "erste Akquisitionsgebühr" ("Initial acquisition fee") sowie eine "Store-Dienstegebühr" ("Store services fee"). Beide fallen an, sobald Käufe außerhalb von Apps getätigt werden – und zwar innerhalb der EU in einem Zeitraum von jeweils 12 Monaten. Für den Verkauf "digitaler Güter oder Dienste" müssen die App-Anbieter dann – je nach Modell und Größe – 10 bis 25 Prozent des damit erzielten Umsatzes an Apple abführen.

Mitunter kommt dazu noch die umstrittene "Core Technology Fee". Letztere wird von der EU-Kommission bereits in einer anderen Untersuchung unter die Lupe genommen. Das Kleingedruckte der neuen Bedingungen führt der Konzern auf seiner Entwicklerseite auf. Dazu gehört auch, dass Entwickler nicht zu den neuen Bedingungen mit der Core Technology Fee wechseln müssen, um aus ihren Apps heraus auf Kaufmöglichkeiten verlinken zu können.

Apples Provision ist damit allerdings nur geringfügig niedriger als die bislang veranschlagte Höhe von bis zu 30 Prozent. Laut den EU-Regulierern würde das "weit darüber hinausgehen", was dafür eigentlich angemessen sei. Ob Apples neue Gebührenmodelle nun als angemessen eingestuft werden, bleibt abzuwarten. Apple macht mit Diensten, dazu gehören auch die Provisionen aus dem App-Geschäft, bereits mehr Umsatz als mit dem Verkauf von Macs, iPads und Wearables (Apple Watch, AirPods, Vision Pro) zusammengerechnet. Zudem haben die Services eine erheblich höhere Marge als der Hardware-Verkauf.

(lbe)