Österreichs GSM-Netzbetreiber frohlocken über Jahreszahlen

Alle vier österreichischen Betreiber von GSM- und UMTS-Netzen haben trotz oder gerade wegen rekordverdächtig niedriger Preise im vergangenen Jahr positiven Cash Flow erwirtschaftet.

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Alle vier österreichischen Betreiber von GSM- und UMTS-Netzen haben trotz oder gerade wegen rekordverdächtig niedriger Preise im vergangenen Jahr positiven Cash Flow erwirtschaftet. Der fünfte Anbieter im Bunde, 3, ist erst im vergangenen Jahr ausschließlich mit UMTS gestartet und schrieb entsprechend tiefrote Zahlen.

Am heutigen Montag präsentierte die Mobilkom Austria Group in Wien ihre Ergebnisse. Der österreichische Marktführer konnte 2003 seine Kundenzahl zum Jahresende um 5,4 Prozent auf 3,16 Millionen weiter steigern. Der Vorsprung auf den Marktzweiten T-Mobile Austria hat mit 1,2 Millionen einen historischen Rekordwert erreicht. Die Umsätze der Mobilkom Austria kletterten um 5,6 Prozent auf rund 1,6 Milliarden Euro, das EBITDA (Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen) beläuft sich auf 576,6 Millionen (plus 7,7 Prozent). Das UMTS-Netz der Mobilkom bot zum Jahresende rund 50 Prozent Netzabdeckung und wurde von 1500 Kunden genutzt.

Die Mobilkom Austria Group zeigte sich zudem über gute Ergebnisse ihrer Auslandstöchter in Kroatien (EBITDA plus 22,5 Prozent auf 139,2 Millionen Euro), Slowenien (EBITDA 13,1 Millionen nach 1,8 Millionen) und Liechtenstein (EBITDA 1 Million nach 0,0) freuen. Während das Unternehmen die Märkte in Serbien und Bosnien weiter beobachtet und zur Jahresmitte wieder Verhandlungen über die Übernahme des bulgarischen Mobilfunkers Mobiltel aufzunehmen gedenkt, dürfte übermorgen ein ungewöhnlicher Schritt gewagt werden: Mobilkom Austria will sich um die zweite GSM-Lizenz im Oman bewerben. Spätere Bewerbungen in anderen Golfstaaten sind nicht ausgeschlossen; im Iran war aufgrund zwischenzeitlich geänderter Lizenzbedingungen, die dann 40 Prozent Umsatzbeteiligung für den Staat vorsahen, auf die Abgabe eines bindenden Angebots verzichtet worden.

T-Mobile Austria verweist im Kerngeschäft -- also ohne die zum Jahresende verkaufte Elektronikhandelskette Niedermeyer -- auf einen Umsatzanstieg von 4,9 Prozent auf 933,2 Millionen Euro. Das EBITDA wuchs um knapp ein Zehntel auf 350 Millionen. Laut T-Mobile konnte die Kundenzahl bei 2 Millionen stabil gehalten werden, was in der Branche aber infrage gestellt wird. Inzwischen hat sich das deutsche Unternehmen auf den österreichischen Preiskampf eingelassen, um Kundenverluste zu vermeiden.

Erstmals ein positives Jahres-EBITDA (25,6 Millionen Euro) konnte tele.ring ausweisen. Ungewöhnlich ist das parallel erzielte starke Kundenwachstum auf rund 634.000 Mobilfunk-Nutzer. Mitbewerber One konnte sich derweil zum ersten Mal über einen Reingewinn von 8,4 Millionen Euro freuen, während das EBITDA um 27 Prozent auf 196 Millionen erhöht wurde. In der um rund ein Zehntel auf 1,48 Millionen angewachsenen Kundenzahl sind rund 55.000 Prepaid-Nutzer des Enhanced Service Providers Tele2 enthalten, der im Februar als Untermieter im One-Netz gestartet war. Die Nutzerzahlen in den im Dezember gestarteten UMTS-Netzen von T-Mobile, One und tele.ring bewegten sich noch im einstelligen Bereich.

Der im Eigentum des Hutchison-Whampoa-Konzerns stehende reine UMTS-Anbieter 3 hat keine Zahlen für Österreich veröffentlicht. Wie auch in den internationalen Schwestergesellschaften konnte das Jahresziel nicht erreicht werden. Statt der angepeilten 90.000 dürften zum 31. 12. rund 15.000 Österreicher das 3-Netz genutzt haben. Per 18. März 2004 wurden 25.000 veröffentlicht. Der sechste österreichische UMTS-Lizenzinhaber 3G Mobile hatte seine Pläne schon länger begraben und war einen Tag vor Weihnachten vom Eigentümer Telefonica Movilés an die Mobilkom verkauft worden. Der Regulierer verlangte vom Käufer, die Hälfte der Frequenznutzungsrechte abzugeben. Diese wurde inzwischen -- sehr zum Ärger von 3 -- zu einem nicht genannten Preis an T-Mobile Austria veräußert. (Daniel AJ Sokolov)/ (tol)