queer.af, broke.af & Co. offline: Afghanistan fordert angeblich nur Gebühren ein

Als die Domain queer.af offline gegangen ist, sah es danach aus, dass den Taliban die Inhalte nicht genehm waren. Aus Kabul wurde dem nun widersprochen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 40 Kommentare lesen
Flache Häuser zwischen Bäumen, Staubwolke und Berge im Hintergrund

Blick über Kabul

(Bild: Wandel Guides/Shutterstock)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Martin Holland

Neben der Mastodon-Instanz queer.af sind mehrere Internetseiten mit der afghanischen Top-Level-Domain offline gegangen, und angeblich liegt das in keinem der Fälle an den Moralvorstellungen der Taliban. Schuld sind stattdessen nicht bezahlte Gebühren. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters und beruft sich dabei auf das afghanische Kommunikationsministerium. Das hat demnach versichert, dass die Seiten lediglich suspendiert wurden, weil der zuständige französische Domainregistrar Gandi etwa 17.000 US-Dollar an Gebühren nicht überwiesen habe. Der begründet das demnach mit den verhängten Sanktionen gegen das Regime in Kabul. Dort versichert man, sobald das Geld angekommen ist, "wird das Problem gelöst".

Auf das Problem aufmerksam gemacht haben schon vor Wochen die Verantwortlichen von queer.af, die eine Schließung ihrer Mastodon-Instanz für Mitte April angekündigt hatten. Dann war sie unter ihrer Hauptdomain aber schon vor einer Woche aus dem Internet verschwunden. Unklar war zu dem Zeitpunkt, was genau vorgefallen war und Reuters bringt nun etwas Licht in die Sache. Laut Gandi wurden dort etwa 100 Domains bei .af registriert, die dafür fälligen Zahlungen an Afghanistan gestalteten sich aber wegen der Sanktionen als schwierig. Man arbeite daran, es werde aber eine Weile dauern. Damit könnten Seiten wie broke.af, sexy.af und awesome.af (mit "af" jeweils gelesen als "as fuck") wieder online kommen.

Von den betroffenen Seiten war queer.af wohl die am häufigsten besuchte und auch wenn die in Afghanistan herrschenden Taliban angeblich keine Probleme mit diesem geschützten Raum für queere Menschen haben, wird sie unter der Domain nicht mehr online kommen. Die ursprünglich angekündigte Schließung war auch damit begründet worden, dass die für die Domain fälligen Gebühren nicht an Afghanistan und die Taliban fließen sollten. Ob die anderen offline gegangenen Seiten zurückkommen, wird sich zeigen. Offenbar weint keiner der Verantwortlichen ihnen groß nach, in den meisten Fällen wurde die Domains wohl als Witz registriert, aber nicht wirklich genutzt. Sollten die Gebühren wieder an Afghanistan fließen, wird sich zeigen, ob weiter dafür bezahlt wird.

(mho)