re:publica: KI unterstützt bereits in Krankenhäusern und der Pflege

In Krankenhäusern und der Pflege kann eine Künstliche Intelligenz nicht nur die Mitarbeitenden unterstützen. Doch in der Pflege fehlt es vor allem an Daten.

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Eine Person mit Stetoskop bedient ein Tablet,

Künstliche Intelligenz findet insbesondere in Krankenhäusern Einsatz, weniger in der Pflege.

(Bild: everything possible/Shutterstock.com)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Ulrike Heitmüller
Inhaltsverzeichnis

KI in der Pflege: Der Einfluss Künstlicher Intelligenz wächst vor allem im Krankenhausbereich. Den ambulanten Bereich hat die Entwicklung noch nicht so sehr durchdrungen. Die kritischen Punkte in der Pflege sind bekannt: Es gibt sehr wenig Personal und wenig Geld, aber unterschiedliche Einrichtungen und immer neue Anforderungen. Außerdem sorgten in letzter Zeit verloren gegangene oder plötzlich in der Öffentlichkeit aufgetauchte Daten für Skandale; auch dies erschwert die Digitalisierung und den Einsatz von KI.

Bei der re:publica-Session "Künstliche Intelligenz in der Pflege – was sind Herausforderungen und Besonderheiten?"diskutierten die Krankenschwester und Pflegewissenschaftlerin Kathrin Seibert, der Professor für maschinelles Lernen an der Berliner Hochschule für Technik Felix Biessmann und als Moderatorin Lea Bergmann vom Verband für Digitalisierung in der Sozialwirtschaft e. V. (vediso).

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat vor gut drei Jahren eine Richtlinie zur Förderung von Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet "Repositorien und KI-Systeme im Pflegealltag nutzbar machen" veröffentlicht. Demnach geht es um "innovative Lösungen der Künstlichen Intelligenz für das Anwendungsfeld Pflege. Vorrangig softwarebasierte innovative Anwendungen der Künstlichen Intelligenz werden in zwei Modulen mit den Zielen gefördert, Pflegekräfte und pflegende Angehörige zu unterstützen sowie die Selbstbestimmung und Lebensqualität pflegebedürftiger Personen zu verbessern."

Dass das nicht so einfach ist, wurde bei der Session deutlich: In den geförderten Projekten geht es etwa um die Frage, wie man eine gute Datenbasis überhaupt aufbaut – in Krankenhäusern sicher einfacher, aber wie soll das bei der großen Anzahl unterschiedlicher Pflegedienste funktionieren? Und in Familien: Etwa vier Millionen Menschen in Deutschland haben einen Pflegegrad und werden zu Hause gepflegt, so Kathrin Seibert.

Wieder andere sorgen vor und planen ihr Haus um. "Auch für diesen Bereich können wir Pflegetechnologien mitdenken", sagt Seibert, "wir tun es aber zurzeit nicht. Wir konzentrieren uns zurzeit auf die Bereiche Pflegeheime, Tagespflege, Pflegedienste, Krankenhäuser, auf den Bereich Pflegeversorgung durch Angehörige".

Dennoch kommen schon digitale Techniken zum Einsatz, und zwar auf allen Ebenen: In der Zusammenarbeit zwischen Berufsgruppen, zählt sie auf, "sei es in einer Klinik, sei es zwischen Abteilungen, sei es zwischen verschiedenen Leistungserbringenden im großen Bereich der Steuerung und Verwaltung, oder im Bereich der Aus-, Fort- und Weiterbildung". Und was den Bereich der "direkten Interaktion" betrifft: Das sei in Deutschland "nicht in der breiten Fläche, aber in der Fläche" verbreitet; prominentestes Beispiel die Systeme zur Erkennung von Stürzen, also etwa Matten mit Sensoren, die erkennen – und melden – ob jemand bloß gestolpert ist, ob sich da ein Wasserfleck befindet, oder ob ein Mensch liegt.

Immer häufiger würden vor allem in der ambulanten Pflege Sprachassistenten für die Pflegedokumentation verwendet, erklärt sie. "Ich spreche im mobilen Endgerät Dokumentations-Informationen ein und muss mich nicht damit befassen, was damit passiert: Das System sortiert sie zur passenden Person. Und ich kann über Sprache auch Informationen aus der Dokumentation abgreifen." Außerdem würden inzwischen intelligente Dienst- und Tourenplanungssysteme eingesetzt. Eher umstritten dürfte der nächste Punkt ihrer Aufzählung sein: soziale Roboter wie das künstliche Sattelrobbenbaby Paaro.

Felix Biessmann bestätigt, dass schon KI eingesetzt werde, vor allem in Krankenhäusern, dass diese so aber auch in einem medizinischen Kontext bei den Ärzten bleibe. "Die Pflege wird eben noch nicht so sehr berücksichtigt", daher das BMBF-Programm. So seien Sprachassistenzsysteme besser geworden. Man wisse aber auch, "dass diese Modelle alle Probleme haben mit Halluzinationen oder generell schlechten Vorhersagen – und ich glaube, das ist ein Problem." Lösbar? "Man braucht halt KI-Forscher, die transdisziplinär zusammen mit Pflegewissenschaftlern daran arbeiten. Das wird aber erschwert dadurch, dass die Infrastruktur und Modellentwicklungsprozesse noch sehr schleppend sind", bemängelt er. "Da fehlt einfach die Infrastruktur in kleinen Pflegeeinrichtungen oder sogar beim ambulanten Setting, um Dinge auszuprobieren." Und dann ist da noch die Frage der Sicherheit der Daten.

Sicherheit und Nützlichkeit stünden in einem Spannungsverhältnis: Viele technische Lösungen stünden zwar schon bereit, aber um sie in die Anwendung zu bringen, benötige man eingeschliffene Prozesse, die es bei der Pflege, anders als im Krankenhaus, bisher nicht gebe. "Ich glaube, das ist noch nicht zu Ende gedacht."

Diese Session war Teil des Themenschwerpunkts "Gesundheit" auf der re:publica 24, der von dem Pharmaunternehmen Pfizer Deutschland unterstützt wurde.

(are)