re:publica: "Love out Loud" fĂĽr Zivilcourage und gegen Hass im Netz

"Wir wollen die Welt nicht den Arschlöchern überlassen", lautet der deutliche Appell zu der Eröffnung der 11. re:publica. "Wir müssen Solidarität zeigen, nicht nur weiterscrollen und wegklicken." Die Kommunikationsfreiheit sei bedroht.

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re:publica: "Love out Loud" fĂĽr Zivilcourage im Netz

Andreas Gebhard (re:publica GmbH), Markus Beckedahl (netzpolitik.org), Tanja und Johnny Haeusler (Spreeblick) eröffnen die #rp17.

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In den nächsten drei Tagen dreht sich in Berlin wieder alles darum, wie sich mit dem Internet und dortigen Ausdrucksmöglichkeiten wie Blogs oder sozialen Netzwerken mal kurz die Welt retten lässt. Die 11. re:publica hat am Montag ihre Tore geöffnet, rund 8000 Teilnehmer werden bei der Konferenz rund um alles mit Netz oder Digital vornedran erwartet. In Zeiten, in denen Buzzwords wie "Hate Speech" und "Fake News" die Netzdebatte prägen, wollen die Veranstalter unter dem Motto "Love Out Loud!" (LOL für positiv Denkende) ein "Zeichen für Engagement und Emanzipation in der digitalen Gesellschaft setzen".

"Die Welt, auch die virtuelle wollen wir nicht den Arschlöchern überlassen", erklärte Tanja Haeusler vom Spreeblick-Verlag, der das über die Jahre hinweg rasant gewachsene Forum zusammen mit der Firma Newthinking Communications veranstaltet. "Fuck you, let's love out loud", lautet ihr Appell. Es gelte, sich der "Welle organisierten Hasses im Netz entgegenstellen". "Das Leben ist kein re:publica-Hof", ergänzte Spreeblick-Gründer Johnny Haeusler. Er verstehe das Motto als Aufruf zur digitalen Zivilcourage: "Wir müssen Solidarität zeigen, nicht nur weiterscrollen und wegklicken."

Weltweit säßen über 340 Menschen als Journalisten, als Blogger im Gefängnis, warnte Markus Beckedahl von Netzpolitik.org. Die Presse- und die Kommunikationsfreiheit sowie die Privatsphäre seien auch in Deutschland bedroht. Die hierzulande erlassenen "immer neuen Überwachungsgesetze" seien alle "kleine Schnitte" in die Grundrechte. Diese seien nicht gottgegeben, siebe blieben nur da, "wenn wir uns dafür einsetzen".

Um die Presse- und Meinungsfreiheit müsse "man immer wieder kämpfen", befand auch der Regierende Bürgermeister der "digitalen Hauptstadt", Michael Müller (SPD). In der Diskussion über die "sogenannte Lügenpresse" müsse geklärt werden, wie Qualitätsjournalismus und Wissenschaft gesichert werden könnten. An die Konferenzteilnehmer appellierte der SPD-Politiker, "aus der eigenen Medienblase" auch einmal auszubrechen und gegenüber Menschen mit anderer Meinung Respekt zu zeigen. Die Politik wiederum dürfe sich nicht treiben lassen vom Agenda-Setting auf Facebook und Co.

Eröffnung der re:publica 2017 (11 Bilder)

Das Motto der #rp17.

Mit rund 1180 Vortragenden auf 20 Bühnen ist das Programm im ehemaligen Postbahnhof "Station-Berlin" so umfangreich wie nie. Auf der re:publica 2017 und der zum vierten Mal parallel stattfindenden Media Convention Berlin (MCB) sollen die zentralen Fragen der vernetzten Welt diskutiert werden rund um Politik, digitale Bürgerrechte und den Kampf für ein freies, offenes Internet. Die Bundesregierung ist erstmals mit Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD), Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) und Innenminister Thomas de Maizière (CDU) gleich dreifach vertreten, nachdem sich Regierungssprecher Steffen Seibert 2012 noch recht zögerlich und nervös zum Stelldichein der Netzgemeinde gewagt hatte.

Nicht dabei ist die Bundeswehr, obwohl die eigentlich einen Stand machen wollte. Laut Tagesspiegel kam die unter den Organisatoren heftig diskutierte Bewerbung aber zu spät, alle verfügbaren Flächen sollen schon ausgebucht gewesen sein. Für Großsponsoren wie Daimler oder IBM fand sich dagegen frühzeitig noch ein Plätzchen.

Standardtickets fĂĽr alle drei Tage gibt es fĂĽr 199 Euro noch vor Ort, zudem einen Live-Stream von den BĂĽhnen 1 und 2 ĂĽbers Netz. Die re:publica expandiert parallel weiter: Zum zweiten Mal soll es im Lauf des Jahres einen Ableger in Dublin, erstmals zudem einen in Thessaloniki geben. Schon fĂĽr den 19. Mai ist zudem der "Teenager-Ableger" Tincon in Hamburg, fĂĽr den 23. bis 25. Juni in Berlin angesetzt. (vbr)