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40-GByte-Speicherdisc für Bollywoodfilme in High Definition

New Medium Enterprises will im Frühjahr die VMD als billige Alternative zur Blu-ray Disc und HD DVD auf den Markt bringen.

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Die in Großbritannien beheimatete Firma New Medium Enterprises zeigt in Halle 1, Stand L81 den ersten Player ihrer neu entwickelten Versatile Multilayer Disc (VMD), die auf vier Speicherschichten 20 GByte Daten unterbringt. Achtlagige Discs könnten auf zwei Seiten sogar 40 GByte speichern. NME will die VMD als günstige Alternative zur Blu-ray Disc und HD DVD besonders in Schwellenländern anbieten. Die ersten Player sollen ab dem zweiten Quartal dieses Jahres in Indien, Russland, Brasilien und Europa für einen Endkundenpreis von 150 US-Dollar verkauft werden. In China sollen die Player ebenfalls auf den Markt kommen und zusätzlich die chinesische EVD (Enhanced Versatile Disc) wie auch DVDs und CDs abspielen. Die günstigen Player wurden in Zusammenarbeit mit dem chinesischen Elektronikhersteller Bejing E-World entwickelt, der bereits die EVD aus der Taufe gehoben hat. Außerhalb Chinas werden die VMD-Player jedoch keine EVD unterstützen.

Die VMD wird mit rotem Laserlicht abgetastet und kann daher auf einer Scheibe mit 12 Zentimeter Durchmesser rund 5 GByte pro Layer speichern. Die Hersteller müssen ihre existierenden DVD-Player geringfügig abändern, damit sie ihren Laser auf die unterschiedlichen Schichten der VMD fokussieren können. Die durchsichtige Disc kommt ohne zusätzliche Reflexionsschicht aus, reflektiert allerdings auch nur 2 bis 5 Prozent des Laserlichtes; bei einer DVD-9 sind es mindestens 18 Prozent.

Die Herstellungskosten einer Disc würden laut NME rund 30 Prozent über denen einer DVD liegen und pro Disc 65 US-Cent betragen. Als Disc-Hersteller nannte NME den taiwanischen Discproduzenten Ritek und die niederländische Firma VDL ODMS. Ein technisches White Paper zur VMD geht näher auf den Herstellungsprozess ein: So sollen leicht modifizierte DVD-Linien zum Einsatz kommen, die die verschiedenen Lagen im 2P-Prozess auftragen. Der Aufwand sei mit der Herstellung einer DVD-18 vergleichbar.

Der indische Filmvertrieb Eros Entertainment hat zunächst fünf Filme für die VMD angekündigt, bis zum Jahresende sollen 45 weitere Titel folgen. Darüber hinaus stehe NME nach eigenen Angaben mit einer spanischen Filmfirma und einem Hollywood-Filmstudio in Verhandlung.

Die VMD-Filme sollen Auflösungen von 1920 × 1080 Pixel bei 24 Vollbildern/s (1080p) unterstützen. Als Video-Codecs sollen neben MPEG-2 und -4 auch H.264/AVC und VC-1 zum Einsatz. Die Auswahl wirkt ungewöhnlich, da die Player durch die nötigen Lizenzkosten erheblich teurer werden. Um diese Lizenzkosten zu sparen setzt die EVD beispielweise die Codecs VP5 und VP6 von On2 Technologies ein, für HD-Filme wird in China derzeit Alternativ-Codec AVS entwickelt.

Zu den Audio-Codecs machte NME bisher keine Angaben. Die Film-Menüs bieten die gleichen Funktione wie bei der DVD, interaktive Online-Funktionen per iHD und Java sucht man vergebens.

Als Kopierschutz soll eine proprietäre Verschlüsselung namens VMDCPS zum Einsatz kommen, zu dessen technischen Details NME bisher schweigt. Die analoge Ausgabe über Componenten-Anschlüsse solle laut NME nicht beschränkt werden, über den Digital-Ausgang wacht HDCP. Zusätzlich führt das technische White Paper zur VMD ein ganzes Bündel an Kopierschutzfunktionen an, die zusätzlich möglich seien, darunter CSS, CPPM (für VMD-Audio), CGSM und CPRM.

Filmproduzenten dürfte dieser unübersichtliche Wirrwarr an Codecs und Verschlüssellungen mindestens ebenso stutzig machen wie die Tatsache, dass NME keine Software für das Authoring von VMDs weitergibt, sondern diesen Produktionsschritt vollständig selbst kontrolliert. Das White Paper wirft für Experten mehr Fragen auf als es beantwortet.

So wird man abwarten müssen, bis die ersten VMD-Player und Filme tatsächlich zu kaufen sein werden. Bereits 2003 hatte die Vorgänger-Firma D Data die baldige Marktreife der damals noch DMD genannten Disc angekündigt. Die DMD kam jedoch niemals über den Status eines Prototypen hinaus. Immerhin sind auf der diesjährigen CeBIT bereits zahlreiche bedruckte Filmdiscs und ein VMD-Player zu sehen – deutlich mehr als im vergangenen Jahr. Für das dritte Quartal seien bereits PC-Laufwerke geplant, die allerdings nur VMDs abspielen können. Mit Brennern für beschreibbare VMDs rechne man bei NME bereits im kommenden Jahr – wenn alles gut geht. (hag)