Intels Pentium-4-Prozessoren bald mit größerem L2-Cache
Nach inoffiziellen Roadmaps plant Intel im Laufe des nächsten Halbjahres die Einführung einer ganzen Reihe von verbesserten Pentium-4-Modellen.
Zurzeit sind die schnellsten Pentium-4-Prozessoren mit bis zu 3,6 GHz Taktfrequenz verfügbar und entweder mit dem 90-Nanometer-Prescott-Kern ausgestattet, der bei den höchsten Frequenzstufen sehr viel Leistung benötigt, oder man muss sehr viel mehr Geld für den Pentium 4 Extreme Edition mit zusätzlichem Level-3-Cache ausgeben, der noch mit einem 130-Nanometer-Kern arbeitet.
Nun plant Intel nach Angaben verschiedener Webseiten im ersten Quartal 2005 die Einführung einer neuen 600er-Baureihe von Pentium-4-Prozessoren, in denen ein überarbeiteter Prescott-Nachfolger mit einer auf 2 MByte verdoppelten Speicherkapazität des L2-Caches steckt. Dieser Kern soll (ebenso wie das eigentlich mittlerweile erwartete E0-Stepping der Prescotts) die NX-Technik unterstützen (von Intel wohl Execute Disable, kurz XD, genannt) und mit Enhanced Intel Speedstep Technology (EIST, zuvor AAC, Demand-Based Switching oder D-VID genannt) eine eingebaute Steuerung der Leistungsaufnahme ähnlich der Cool'n'Quiet-Funktion des AMD Athlon 64 haben. Vorgesehen sind nach den inoffiziellen Informationen die Leistungsstufen 670 (3,8 GHz), 660 (3,6 GHz), 650 (3,4 GHz) und 640 (3,2 GHz). Außerdem soll auch die 500er-Baureihe (mit 1 MByte L2-Cache) noch zwei neue Mitglieder bekommen, nämlich den 580 (4,0 GHz) und den 570 (3,8 GHz). Ob und welche dieser Prozessoren die EM64T-Befehlssatzerweiterung unterstützen werden und welche Desktop-Chipsätze für mehr als 4 GByte vorgesehen sind, bleibt offen. Die 1000-Stück-OEM-Einkaufspreise sollen zwischen 275 und 850 US-Dollar liegen.
Auch in die Extreme-Edition-Ausführungen soll der neue Kern einziehen; die bisherigen EE-Typen hatten 2 MByte L3-Cache, der nun zum L2-Cache mutiert. Eine Mehrleistung soll sich durch einen schnelleren Frontsidebus mit der Bezeichnung FSB1066 (Quad-pumped 266 MHz) ergeben, in Verbindung mit einem überarbeiteten Chipsatz namens i925XE, der möglicherweise schon DDR2-667-Speicher (PC2-5300) unterstützt.
Von den erwarteten Dual-Core-Prozessoren ist also bei Intel bisher noch nichts Konkretes zu sehen. Etwas rätselhaft ist allerdings der Name des neuen Prozessorkerns: Ursprünglich wollte Intel Ende 2004 einen Pentium-4-Kern namens Tejas einführen (weshalb die LGA775-Prozessorfassung auch als Socket T bezeichnet wird), der zunächst in 90-Nanometer-Technik debütieren und 2005 dann auf 65 Nanometer "geshrinkt" werden sollte. Doch der Tejas kommt nun auch offiziell nicht mehr, ebenso wie sein für Xeons vorgesehene Jayhawk-Verwandter.
Doch auch für Xeons ist im ersten Halbjahr 2005 ein Kern namens Irwindale mit 2 MByte L2-Cache vorgesehen -- es liegt nahe, dass zwischen diesem Kern und dem manchmal auch als "Prescott 2M" bezeichneten Single-Desktop-Prozessor-Kern eine enge Verwandtschaft besteht.
Intels Roadmaps sind im Verlauf der letzten Monate ganz erheblich durcheinander geraten, sodass sämtliche -- und vor allem inoffizielle -- Ankündigungen mit großer Vorsicht zu genießen sind. Noch Anfang letzten Jahres ging man davon aus, dass der Prescott bis Ende 2004 mindestens 5 GHz Taktfrequenz erreichen könnte. Doch das in den Jahren 2001 und 2002 extrem hohe Tempo des Taktfrequenzwachstum hat sich stark vermindert -- nicht nur bei Intel, wo man die 3-GHz-Grenze vor fast schon zwei Jahren (und nur 14 Monate nach Einführung des 2-GHz-Typs) überschritt. Als größtes Hindernis erweist sich der extrem schnelle Anstieg der Leistungsaufnahme mit der Taktfrequenz. Intel wies wohl deshalb auch bei der letzten Präsentation der 65-Nanometer-Technik oft auf Möglichkeiten zur Reduktion der Leistungsaufnahme hin.
Die schon bei der Einführung der Prescotts kritisierten thermischen Probleme bekommt Intel mit jedem neuen Kern-Stepping zwar zunehmend besser in den Griff, doch die jeweils schnellsten Prozessoren benötigen eine andere Strom-/Spannungs-Kennlinie (B-Kennlinie oder PRB = 1, maximal 119 Ampere) und ziehen schon im unbelasteten Zustand sehr viel Leistung. Die aktuellen Prescotts im D0-Stepping begnügen sich bis einschließlich der 3,2-GHz-Version mit der Kennlinie A, was sie dem Spannungswandler über das Platform Requirement Bit "0" (PRB = 0, maximal 78 A) signalisieren. Intel will diese Anforderungen bei originalverpackten (Boxed-)Prozessoren durch die (recht kryptischen) Kennzeichnungen "PCG 04B" und "PCG 04A" verdeutlichen. (ciw)