Nach EU-Placet: Neuer Aufsichtsrat für Mannesmann

Vodafone will nach der Genehmigung der Mannesmann-Übernahme den Aufsichtsrat des Düsseldorfer Konzerns neu besetzen.

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Von
  • dpa

Der Mobilfunkbetreiber Vodafone AirTouch will nach der Genehmigung der Übernahme von Mannesmann durch die EU-Kommission den Aufsichtsrat des Düsseldorfer Konzerns neu besetzen. Das sagte ein Firmensprecher am Mittwoch in einer Telefonkonferenz. Die Stunden zuvor erteilte Zustimmung der EU- Kommission ist an Auflagen geknüpft. Die Unternehmen müssen die britische Mannesmann-Mobilfunktochter Orange verkaufen und Netze für Konkurrenten öffnen. Mit der Fusion baut Vodafone seine Stellung als weltgrößter Mobilfunkanbieter weiter aus.

Die Abtrennung von Orange werde sofort nach der Genehmigung der Kommission beginnen, teilte die EU-Kommission in Brüssel mit. Die Bedenken der Kommission betrafen den britischen und belgischen Markt. EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti sagte in Brüssel vor Journalisten: "Wir sind zuversichtlich, dass Orange nach der Abtrennung von Vodafone ein lebensfähiger Konkurrent für den neuen Verbund sein kann. Orange ist ein gutes Unternehmen mit einer starken Marke."

Vodafone machte zudem eine "Reihe gewichtiger Zusagen", die es anderen Mobilfunkanbietern ermöglichten, vor allem Geschäftskunden europaweit so genannte nahtlose Dienste anzubieten. Die Kommission ging damit auf Beschwerden von Konkurrenten ein. Nun sollen die Konkurrenten das integrierte Netz von Vodafone/Mannesmann nutzen können. Die Preise dafür dürften nicht diskriminierend sein, sagte Monti. Die Kommission will diese auf drei Jahre befristeten Zusagen selbst kontrollieren und auch möglichen Beschwerden nachgehen.

Für die geplante Neubesetzung des Mannesmann-Aufsichtsrates werde noch vor Beginn der Sitzung des Kontrollgremiums am kommenden Montag ein entsprechender Gerichtsbeschluss erwartet, hieß es in der Vodafone-Telefonkonferenz. Dieser solle aber erst nach der Aufsichtsratsitzung bekannt gegeben werden. Mannesmann will am Montag endgültig über die Zukunft der Industriesparte Atecs entscheiden. Laut Vodafone-Sprecher ist sowohl ein Börsengang wie auch ein Verkauf an ThyssenKrupp oder Siemens/Bosch denkbar.

Die EU-Wettbewerbsbehörde untersuchte den Fall Vodafone-Mannesmann drei Monate lang. Die Konzerne mussten ihr Vorhaben im März wegen zunächst fehlender Unterlagen neu anmelden. Die EU-Wettbewerbshüter verzichteten bei der Gigantenhochzeit auf eine vertiefte, bis zu vier Monate dauernde Prüfung – bei einer Fusion dieser Größenklasse ist das durchaus ungewöhnlich. Vodafone ist bereits allein der weltweit größte Mobilfunkanbieter.

Der teuerste Firmenzusammenschluss aller Zeiten im Wert von knapp 400 Milliarden Mark war im Februar besiegelt worden. Damit hatte Mannesmann nach einem erbitterten, dreieinhalb Monate dauernden Abwehrkampf ein Übernahmeangebot des britischen Vodafone-Konzerns akzeptiert. Die Vereinbarung sieht vor, dass die Aktionäre der Mannesmann AG (Düsseldorf) mit 49,5 Prozent an dem neuen Konzern beteiligt sein werden. Vodafone besitzt mittlerweile mehr als 98 Prozent der Aktien von Mannesmann.

Für Atecs haben ThyssenKrupp und Siemens/Bosch ein Kaufangebot in Höhe von 8,75 Milliarden beziehungsweise 9,1 Milliarden Euro vorgelegt. Mannesmann hatte in der vergangenen Woche eine eingehende Prüfung der Gebote versprochen und eine mit Vodafone abgestimmte Entscheidung angekündigt. Branchenexperten rechnen mit dem Verkauf der Gruppe an einen der Bieter. (dpa) (jk)