Rücktritt des WIPO-Chefs gefordert

Unregelmäßigkeiten, die sich um das Geburtsjahr des Generaldirektors ranken, überschatten die Generalversammlung der World Intellectual Property Organisation.

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Von
  • Monika Ermert

Die Wogen um mögliche Unregelmäßigkeiten bei der für den Schutz des Geistigen Eigentums zuständigen World Intellectual Property Organisation (WIPO) schlagen hoch. Bei der WIPO-Generalversammlung diese Woche in Genf gipfelte die Auseinandersetzung laut dem Fachmagazin IP-Watch in Rücktrittsforderungen an den Generaldirektor Kamal Idris. Idris hatte im vergangenen Jahr sein Geburtsdatum korrigiert. Zwei Jahrzehnte lang hatte die WIPO das Geburtsjahr 1945 statt der korrekten Angabe 1954 geführt.

In einem Dutzend UN-Dokumenten hat Idris seit 1983 das falsche Datum angegeben. Das hatte ein von IP-Watch im Frühjahr veröffentlichter Bericht ausgeführt, den die WIPO Audit and Oversight Division auf Anfrage der Joint Investigation Unit (JIU) der Vereinten Nationen erstellte. Idris wäre laut diesem Bericht aufgrund seines jugendlichen Alters bei seinen Einstellungsverhandlungen im Jahr 1982 möglicherweise am Kriterium gescheitert, dass für die Stelle zehn Jahre Berufserfahrung gefordert waren. Zudem wären weitere Karriereschritte mindestens verzögert worden. Die WIPO hatte IP-Watch die Veröffentlichung des internen Berichts im Frühjahr untersagt.

Bei der Generalversammlung diese Woche brachte nun ein Papier aus dem WIPO-Sekretariat, in der unter anderem die JIU scharf angegriffen und von einer persönlichen Hetzkampagne gegen Idris gesprochen wird, das Fass zum Überlaufen: Nachdem andere Untersuchungen zur möglichen Veruntreuung von Mitteln gescheitert seien, versuche man nun den Generaldirektor persönlich am Zeug zu flicken. Die JIU reagierte prompt und bezeichnete das WIPO-Papier als falsch in mehreren Punkten. IP-Watch meldete im übrigen gestern, dass der für den internen Audit zuständige Experte sich ebenfalls zur Wehr setze und der WIPO sogar eine Klage in Aussicht stelle.

In einer zur Klärung der Fragen eingesetzten Arbeitsgruppe der WIPO-Mitgliedsstaaten kam es offenbar zu einem Patt über die weiteren Schritte. Die deutsche Vertretung bei der UN in Genf wollte zur laufenden Generalversammlung keine Stellungnahme abgeben und verweist auf das Bundesinnenministerium. Die WIPO Generalversammlung geht noch bis zum dritten Oktober. (Monika Ermert) (ps)