Ă„gypten blockiert Internetangebot der Deutschen Welle

Agyptische Behörden haben den Zugang zur Internetseite Qantara.de der Deutschen Welle gesperrt. Ein Sprecher des Senders sieht darin die Fortsetzung einer Kampagne gegen die Presse- und Meinungsfreiheit.

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Stacheldraht
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Von
  • dpa

Ägypten hat die von der Deutschen Welle (DW) verantwortete Internetseite Qantara.de gesperrt. Die Maßnahme der Regierung sei "offensichtlich Teil einer fortgesetzten Kampagne gegen die Presse- und Meinungsfreiheit", erklärte DW-Sprecher Christoph Jumpelt am Donnerstag. Er fordert die ägyptischen Behörden auf, die Seite unverzüglich wieder freizuschalten.

Qantara ("Brücke") berichtet auf Deutsch, Englisch und Arabisch über den Islam und die islamische Welt. Das renommierte Webangebot sieht sich als Dialogportal und wichtige Säule der Kulturpolitik Deutschlands. Qantara wird getragen von der Deutschen Welle, dem Goethe-Institut, dem Institut für Auslandsbeziehungen (Ifa) und der Bundeszentrale für Politische Bildung (BPB). Die Seite wird seit 14 Jahren vom Auswärtigen Amt gefördert.

Bereits Ende Mai hatte Ägypten etliche Internetseiten gesperrt. Dazu gehören die Auftritte des von Katar finanzierten Nachrichtenkanals Al-Dschasira, die arabische Version der Huffington Post sowie die unabhängige Seite Mada Masr, die in Kairo ihren Sitz hat.

Aus Sicherheitskreisen hieß es, die Seiten enthielten Material, das Terrorismus und Extremismus unterstütze sowie Lügen verbreite. Nach Angaben der ägyptischen Vereinigung für Meinungs- und Redefreiheit sind mittlerweile mehr als 130 Seiten gesperrt.

Auch die Deutsche Welle war mehrfach ins Visier der ägyptischen Behörden geraten. 2015 habe die Regierung den ägyptischen TV-Sender ONTV gezwungen, eine gemeinsam mit der DW produzierte Sendung einzustellen, erklärte Jumpelt. Im vergangenen Frühjahr warf eine regierungstreue ägyptische Zeitung dem Sender Nazi-Methoden und Zusammenarbeit mit Geheimdiensten vor.

Update 18.8., 17.35 Uhr: Die in Paris ansässige Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) teilte am Freitag mit, ihr Webauftritt sei seit Anfang der Woche erstmals in Ägypten gesperrt. Sie rief die Behörden auf, dafür eine Erklärung zu geben. In den vergangenen Monaten hat Ägyptens Regierung Menschenrechtlern zufolge mehr als 130 Webseiten gesperrt.

"Dieser massive digitale Blackout in Ägypten ist nicht nur ein ernster Angriff auf die Informationsfreiheit", erklärte Reporter ohne Grenzen. "Er weist auch auf die Angst des Regimes hin, dass eine informierte Öffentlichkeit eine Gefahr für seine Stabilität sein könnte." Seit dem Sturz des frei gewählten Präsidenten Mohammed Mursi im Jahr 2013 regiert Ägyptens vom Militär gestützte Führung das Land mit harter Hand. Tausende sitzen aus politischen Gründen in Haft. (kbe)