Arbeitsmarktexperte: VDE klagt zu Unrecht über Ingenieursmangel
Die Klage des VDE über einen massiven Mangel an Elektroingenieuren sei unberechtigt, findet Karl Brenke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.
Die Alarmglocken des Verbands der Elektrotechnik (VDE) schrillten diese Woche so laut wie nie. Zu Unrecht, sagt der Arbeitsmarktexperte Karl Brenke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung; er hält die Klage des VDE über den Mangel an Elektroingenieuren für unberechtigt. Die Statistik deute auf keinen besonderen Expansionsbedarf hin, sagte er im Deutschlandfunk.
"Deutschland steuert auf die größte Ingenieurlücke in der Elektro- und Informationstechnik aller Zeiten zu", hieß es am Montag anlässlich einer VDE-Studie zu dem Thema. In den kommenden zehn Jahren würden in Deutschland deutlich über 100.000 junge Ingenieure in dem Sektor mehr benötigt, als hierzulande ausgebildet werden.
Prognosen sind schwierig
Brenke hält dem im Deutschlandfunk entgegen, es sei grundsätzlich schwierig, belastbare Prognosen über den zukünftigen Bedarf an Elektroingenieuren anzustellen. Engpässe könnten in Zeiten der Hochkonjunktur in vielen Branchen entstehen. Die Ingenieure, die demnächst in den Ruhestand gehen, seien in den 1980er-Jahren ausgebildet worden. Damals seien aber halb soviele Ingenieure ausgebildet worden wie gegenwärtig. Der Ersatzbedarf für die kommenden Rentner werde von Nachwuchsingenieuren gedeckt, die jetzt mit einem Abschluss die Universitäten verlassen.
Auch werde außer Acht gelassen, dass sich viele Nachwuchsingenieure und Hochschulabsolventen sich gar nicht bei der Arbeitsagentur melden, sondern sofort einen Job suchen. Zudem könnten jederzeit Fachkräfte aus anderen EU-Staaten oder auch Hochqualifizierte aus Drittstaaten ins Land geholt werden. Brenke mutmaßt, die Warnung des VDE diene auch dazu, junge Leute zu beeinflussen, die entsprechenden Studiengänge auszuwählen. Wenn es hinreichend Ingenieure gebe, dann werde auch Druck auf die Löhne ausgeübt. (anw)