Auch Facebook ließ Mitarbeiter Sprachaufnahmen von Nutzern abtippen

Tech-Konzerne demonstrierten gern, wie gut ihre Software Sprache versteht. Dabei blieb im Dunklen, wie sehr sie auf Menschen angewiesen ist – auch bei Facebook.

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Auch Facebook ließ Mitarbeiter Sprachaufnahmen von Nutzern abtippen

(Bild: Derick Hudson/Shutterstock.com)

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  • dpa

Auch Facebook hat Mitarbeiter Sprachaufnahmen von Nutzern anhören und abtippen lassen und zwar solche aus dem Chatdienst Messenger. Betroffen gewesen seien Nutzer, die die Transkriptions-Funktion für Sprachunterhaltungen eingeschaltet hätten, erklärte das Online-Netzwerk am Dienstag dem Finanzdienst Bloomberg.

Aufgabe der Mitarbeiter sei gewesen, zu prüfen, ob die Software die gesprochenen Sätze korrekt verstanden habe. Die Nachrichten seien anonymisiert worden. Die Praxis sei vor mehr als einer Woche gestoppt worden.

In den vergangenen Wochen waren auch Amazon, Apple und Google in die Kritik geraten, weil sie Mitschnitte von Sprachassistenz-Software von Mitarbeitern auswerten ließen, ohne dass das den Nutzern bewusst war.

Für Facebook ist die Situation noch etwas heikler: Seit Jahren geht das Gerücht um, Apps des Online-Netzwerks hörten den Nutzern zu, um die Werbung zu personalisieren. Als angeblicher Beleg werden Fälle genannt, in denen Anzeigen zu einer vorherigen Unterhaltung passen. Facebook wies den Vorwurf stets zurück, auch Gründer und Chef Mark Zuckerberg verneinte dies im Frühjahr ausdrücklich bei einer Anhörung im US-Kongress und sprach von einer "Verschwörungstheorie".

Facebook hatte damals auch erklärt, das Online-Netzwerk verarbeite Audio-Daten nur wenn ein Nutzer die Erlaubnis dazu erteilt habe. Während klar ist, dass für eine Transkriptions-Funktion Aufnahmen verarbeitet werden müssen, dürfte den Nutzern – ähnlich wie bei den anderen Tech-Konzernen – nicht bewusst sein, dass in einigen Fällen auch Menschen sie zu hören bekamen.

Die Unternehmen holten sich bei den Nutzern pauschal die Erlaubnis, Daten zur Verbesserung des Dienstes zu nutzen. Dass dafür möglicherweise auch Sprachaufnahmen nicht nur von Software analysiert, sondern auch von Menschen gehört werden könnten, wurde dabei nicht ausdrücklich erwähnt. Bei Apple gab es zumindest einen Hinweis auf die Möglichkeit solcher Transkriptionen bei der Sprachassistentin Siri – in einem Sicherheitsdokument für Entwickler. Der Text war für gewöhnliche Nutzer jedoch schwer zu finden.

Apple setzte die Auswertung der Mitschnitte aus und versprach, sich künftig die ausdrückliche Erlaubnis dafür zu holen. Auch Google stoppte die Praxis Anfang Juli. Amazon bietet Nutzern seit kurzem die Möglichkeit, der Auswertung von Mitschnitten durch Menschen zu verhindern.

Bei Facebook hätten "hunderte" Beschäftigte bei externen Dienstleistern sich die Audioclips angehört, schreibt Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen. Sie seien im Unklaren darüber gelassen worden, unter welchen Umständen die Aufnahmen gemacht wurden und für welchen Zweck sie sie abtippen, hieß es. Einige hätten Facebooks Umgang mit ihrer Arbeit für "unethisch" gehalten. Die abgehörten Unterhaltungen hätten zum Teil "vulgäre" Inhalte enthalten. (mho)