Berichte: Amazon soll Kauf von Sprengstoff-Zutaten leicht machen

"Andere Kunden kauften auch" – mit automatischen Hinweisen empfiehlt Amazon weitere passende Käufe. Sicherheitsbehörden sind laut Berichten besorgt, dass das auch Terroristen hilft, die Sprengstoff herstellen wollen.

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Amazon

(Bild: dpa, Armin Weigel)

Lesezeit: 2 Min.

Der Kauf von Zutaten für Sprengstoffe über Online-Händler wie Amazon ist Berichten zufolge relativ einfach. Deutsche Ermittler hätten dies im Rahmen der Klage gegen den mutmaßlichen Islamisten Yamen A. detailliert nachgezeichnet, wie die Süddeutsche Zeitung sowie der NDR und der WDR berichten. Dabei seien auch die automatisierte Kaufempfehlungen Amazons – "Andere Kunden kauften auch..." – besorgniserregend. Darüber würden mitunter weitere Zutaten und Geräte vorgeschlagen, was sie fast zu einer Art Einkaufsliste für den Bombenbau machen könnte.

Dem Bericht zufolge hatten die Behörden nach der Verhaftung von A. im Jahr 2017 ihre Gespräche mit Amazon intensiviert. Unter anderem hatte das Unternehmen danach die Vorschlagsfunktion bei den einschlägigen Grundstoffe abgestellt. Allerdings soll der Online-Händler das nicht durchgängig beibehalten haben, BKA-Beamte hätten zuletzt wieder eine aktive Vorschlagsfunktion bei entsprechenden Produkten entdeckt.

Ebenfalls hatte Amazon auch ein Monitoring-System etabliert: Wenn Kunden auffällige Mengen der für sich genommen unverdächtigen Inhaltstoffe und Materialien orderten, können so Verdachtsmeldungen an die Behörden geschickt werden. In Baumärkten und Drogerien gibt es bereits seit 2014 ein solches freiwilliges System für die Meldung an Landeskriminalämter. Wie viele Verdachtsmeldungen von Amazon bislang eingegangen seien, darüber wollte das Bundes-Innenministerium laut der Süddeutschen Zeitung keine Angaben machen.

Yamen A. wurde Ende vergangenen Oktobers verhaftet. Laut Generalbundesanwalt hatte er unter anderem Schwefelsäure und eine Wasserstoffperoxid enthaltende Oxydatorlösung bestellt, beides Chemikalien, die neben Aceton zur Herstellung des hochexplosiven Sprengstoffs Triacetontriperoxid (TATP) benötigt werden. Medienberichten nach kaufte er auch Spritzen, Messbecher und ein Thermometer bei Amazon, ferner Funkgeräte, die mutmaßlich zur Konstruktion eines Fernzünders dienen sollte. Die Anleitungen für die Herstellung soll A. von Islamisten aus Syrien erhalten haben. Vergangene Woche wurde Anklage gegen ihn erhoben.

Es ist nicht der erste Fall dieser Art: So sollen sich etwa auch die Islamisten, die einen selbstgebauten Sprengsatz vor dem Essener Sikh-Tempel zündeten, über Amazon ausgestattet haben. Ebenfalls stammten laut BBC-Bericht auch die Zutaten für die bei Anschlägen in Großbritannien gezündeten Selbstbau-Bomben auf TATP-Basis teilweise von Amazon. Ein Amazon-Sprecher erklärte der Tagesschau zufolge, dass das Unternehmen "wie bisher mit den Behörden und der Polizei zusammenarbeitet, um sie bei ihren Ermittlungen zu unterstützen". (axk)