Bodycam und Hirnwellenmesser sollen Rätsel der Erinnerung lösen
Wie speichert das menschliche Gehirn Eindrücke ab? Ein MIT-Forscher will dies in einem Selbstexperiment ergründen.
Ein Mitglied der Fluid Interfaces Group am MIT Media Lab erfasst seinen kompletten Alltag mittels Smartphone-Kamera, EEG-Headset und Herzfrequenzmessung. Ziel ist es, herauszufinden, wie Erinnerungen gespeichert werden, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe ("Auf der Suche nach dem Gedächtnis"). Das Projekt des Masterstudenten Mostafa "Neo" Mohsenvand soll mindestens noch bis ins nächste Jahr laufen – womöglich noch viel länger. "Ich werde das vermutlich tun, bis ich sterbe", sagt er.
Bislang kamen so 1500 Stunden Material zusammen. Alle paar Tage nutzt Mohsenvand eine Software, um Videoaufnahmen und biometrische Signale zu kombinieren. Dies ergibt mehrere Minuten lange Filme, die sich mit verschiedenen physiologischen Messwerten beschleunigen oder verlangsamen – darunter Herzfrequenz oder Hautwiderstand, also Dinge, die er schwerlich bewusst kontrollieren kann und von denen er annimmt, dass sie besondere Ereignisse in seinem Leben markieren können. "Ich kann einen ganzen Tag nehmen und ihn so in fünf Minuten quetschen und mir ansehen", erklärt der Forscher.
Die fertigen Filme – mittlerweile entstanden 300 Stück, die einzelne Tage ebenso zusammenfassen wie Kombinationen aus drei oder vier – sind durchaus faszinierend, auch wenn sie vor allem das Alltagsleben zeigen. In einem Clip, der 40 Minuten in zwei Minuten komprimiert, sind beschleunigte Ausschnitte von Mohsenvand zu sehen, wie er sich mit seiner Freundin Hannah Campbell auf einem Spaziergang befindet. Dann verlangsamt sich der Film, während er an einem Bahnhof wartet. In einem weiteren Film fährt Mohsenvand mit seinem Fahrrad in einem Affenzahn durch die Stadt, bevor er beim Spielen seiner Gitarre zu sehen ist, während Bild und Ton sich verlangsamen.
Selbst wenn Mohsenvand auf dem Klo sitzt, nimmt er weiter auf – dann aber mit abgedecktem Objektiv oder nach oben gerichteter Kamera. Sex mit seiner Freundin will er hingegen nicht filmen, weil er fürchtet, dass das Material gestohlen werden könnte – er nutzt den Cloud-Service Dropbox als Zwischenspeicher.
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(bsc)