ESA-Sonde Rosetta soll Philae wieder anfunken

Ab Donnerstag soll Rosetta acht Tage lang versuchen, Kontakt zu Philae herzustellen. Noch dürfte die Sonneneinstrahlung aber nicht ausreichen, damit sich der Kometenlander auch zurückmelden kann. Deswegen wollen die Forscher nachhelfen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 51 Kommentare lesen
ESA-Sonde Rosetta soll Philae wieder anfunken

Das Philae-Modell in der zuständigen Kommandozentrale des DLR

(Bild: c't/Martin Holland)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Die ESA-Sonde Rosetta soll am Donnerstag wieder damit beginnen, den Kometenlander Philae anzufunken und auf eine Antwort warten. Wie das zuständige Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mitteilt, geht man dort zwar davon aus, dass es für den Lander noch zu kalt ist und er noch nicht genügend Sonnenenergie erhält, "aber einen Versuch ist es wert". Immerhin bekomme Philae bereits ungefähr doppelt so viel Sonnenenergie wie im November, als er nach seiner Landung und erfolgreichen Messungen aus Energiemangel in einen Ruhemodus gewechselt war.

ESA-Mission Rosetta

Rosetta war zehn Jahre zu dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko unterwegs. Die ESA-Sonde und der Lander Philae sollen den Himmelskörper aus dem Orbit und auf der Oberfläche erforschen.

Damit tatsächlich ein Kontakt hergestellt werden kann, müssen laut DLR gleich mehrere Bedingungen erfüllt werden. So muss es im Innern des Landers wieder wärmer sein als -45 °C, damit er überhaupt erwachen kann. Dem helfe Philae aber nach, indem er jedes bisschen Sonnenenergie, das ihn erreicht, in Wärme umwandle. Hat er die Temperatur dann erreicht und empfängt er darüber hinaus weitere 5,5 Watt, schalte er sich ein und sorge für eine weitere Aufheizung. Gleichzeitig würde er dann alle 30 Minuten seinen Empfänger einschalten, um auf Signale von Rosetta zu lauschen.

Sollten diese Voraussetzungen erfüllt sein, würde Philae von Rosetta hören, die Sonde und damit das Team auf der Erde würde davon aber nichts mitbekommen. Um auch seinen Sender einzuschalten und einen richtigen Kommunikationskanal zu öffnen, brauche Rosetta insgesamt 19 Watt. Damit er dahin kommt, wollen die Forscher blinde Kommandos senden, über deren Erhalt und Ausführung sie keine Rückmeldung erhalten werden. Philae soll Prozeduren ausführen, die am Bodenmodell getestet wurden und ihn dazu bringen würden, das Heizen zu optimieren und die gesparte Energie in den Versuch einer Kontaktaufnahme mit der Erde zu stecken.

Richtig arbeiten können die Forscher und Ingenieure mit dem Lander erst wieder, wenn der Kontakt hergestellt wurde. Philae sei so programmiert, dass er dann damit beginnt, Daten zum Zustand seiner Systeme an Rosetta zu senden, die diese als Relais an die Erde weiterleitet. Wenn dann beispielsweise deutlich werde, dass der Akku keine Energie mehr speichern könne, könne Philae immer noch an Kometentagen bei direkter Sonneneinstrahlung wissenschaftliche Experimente vornehmen. Wenn der Akku jedoch funktioniere, seien etwa auch Langzeitmessungen vorstellbar.

Insgesamt soll Rosetta vom 12. bis zum 20. März in Richtung 67P/Tschurjumow-Gerassimenko funken und auf eine Antwort warten. Auch wenn immer noch nicht bekannt sei, wo genau sich Philae befindet, sei das Gebiet ja ungefähr eingegrenzt und außerdem gebe es ja die Erfahrungswerte zur Sonneneinstrahlung in den Stunden nach der Landung. Insgesamt gebe es elf Konstellationen, bei denen die Gegebenheiten besonders günstig seien. Sollte aber kein Kontakt zustande kommen, werde der Versuch bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit wiederholt, versichert Philae-Projektleiter Stephan Ulamec vom DLR.

Annäherung an 67P/Tschurjumow-Gerassimenko im Februar 2015 (20 Bilder)

Die Bilder aus knapp 9 Kilometern Entfernung...
(Bild: ESA/Rosetta/NAVCAM – CC BY-SA IGO 3.0 )

Philae war im November ziemlich holprig auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko gelandet und hatte tagelang Daten von der Oberfläche übermittelt. Zum Stehen gekommen war er offenbar an einer äußerst schattigen Stelle, an der die Sonneneinstrahlung nicht für die Energieversorgung ausreichte. Dank der mitgeführten Batterie konnten jedoch alle Experimente einmal ausgeführt und die Ergebnisse zur Erde übermittelt werden. Danach ging Philae planmäßig in einen Ruhemodus über, in dem er nun auf die Sonne wartet, die in den kommenden Monaten zunehmend günstiger stehen soll.

Die ersten Bilder vom Kometen nach der Landung von Philae (14 Bilder)

Dieses Bild zeigt einen Fuss von Philae vor dem Kometenboden.
(Bild: ESA/Rosetta/Philae/CIVA)

Lesen Sie bei c't auch den Bericht über einen Besuch beim DLR in Köln:

(mho)