Elektrische Sauftouren, Unfälle: Verkehrsverbände warnen vor E-Scooter-Chaos

Auf deutschen Straßen rollen nun immer mehr E-Scooter. Es ist bereits zu vielen Unfällen gekommen, auf Bürgersteigen abgestellte Tretroller behindern Fußgänger.

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Verkehrsverbände warnen vor E-Scooter-Chaos

(Bild: Dmytro Zinkevych / shutterstock.com)

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  • dpa
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Bundesweit gab es knapp einen Monat nach der Zulassung von E-Tretrollern in Deutschland schon zahlreiche Kollisionen mit den Elektro-Tretrollern. Das sehen auch Ärzte in Notaufnahmen. Insbesondere Fußgänger und Rollerfahrer seien dabei betroffen und trügen zum Teil schwere Verletzungen davon, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie. In München krachte erst vor kurzem ein Betrunkener auf einem E-Scooter in ein Polizeiauto.

Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat und der ADAC forderten angesichts erster Unfälle eine bessere Aufklärung über Sicherheitsgefahren. Aus Berlin und anderen Städten seien seit der Zulassung zum Teil schwere Unfälle gemeldet worden, sagte Christian Kellner, Hauptgeschäftsführer des Verkehrssicherheitsrats, der dpa. "Das zeigt, wie gefährlich das Fahren mit E-Scootern ist und wie sehr es von einigen unterschätzt wird."

Dringend notwendig sei eine breite Aufklärung. "Alle müssen wissen, wie man mit den Fahrzeugen fährt und wann welche Unfallrisiken bestehen." Gefordert seien dabei auch die Hersteller und Sharinganbieter, die per App oder über den E-Scooter direkt Sicherheitshinweise geben könnten.

"Immer häufiger sind unachtsam abgestellte E-Scooter Stolperfallen auf den Bürgersteigen", sagte Kellner. Das müsse verhindert werden – auch dass diese Fahrzeuge zu zweit benutzt werden. "Sollte sich die Unfallsituation weiter verschlechtern und sollten mehr Menschen mit Kopfverletzungen und Brüchen in Krankenhäuser eingeliefert werden, müssen wir über eine Helmpflicht nachdenken", sagte Kellner. "Dann müsste die Bundesregierung gemeinsam mit den Ländern die Verordnung entsprechend anpassen."

E-Tretroller sind seit Juni auf öffentlichen deutschen Straßen zugelassen, dürfen zwischen 6 und 20 km/h schnell fahren und müssen eine Lenk- oder Haltestange haben. Vorgeschrieben sind auch zwei Bremsen, Licht und eine "helltönende Glocke". Erlaubt sind sie ab 14 Jahren, eine Helmpflicht gibt es nicht. Fahren müssen E-Scooter auf Radwegen – gibt es keine, muss es die Fahrbahn sein.

In den vergangenen Wochen war es der Polizei zufolge bereits zu einigen Unfällen auf den Straßen und Gehwegen gekommen. In Berlin wurden bislang mindestens sieben E-Tretroller-Unfälle und mindestens acht Schwerverletzte mit Knochenbrüchen und Kopfverletzungen registriert. Frankfurt und Hamburg meldeten eine einstellige Zahl an Unfällen, München zählte bislang mindestens sechs. In Stuttgart waren der Behörde zunächst keine Unfälle bekannt. In Sachsen spielen die mit Strom betriebenen Roller bisher kaum eine Rolle.

Zudem wurden in den Städten bereits zahlreiche E-Tretroller-Fahrer für Verwarnungsgelder zur Kasse gebeten – oft, weil sie auf den Rollern betrunken, zu zweit oder auf dem Gehweg unterwegs waren.

Kellner vom Verkehrssicherheitsrat sagte, die Koalition habe sich das Ziel gesetzt, die Zahl der Getöteten und Schwerverletzten im Verkehr zu senken. Neben umfassende Aufklärung gehöre dazu dann auch, in Infrastruktur zu investieren. Wege müssten sicherer gemacht werden, es müsse ausreichend Platz für die ungeschützten Verkehrsteilnehmer geschaffen werden – so sicher, dass auch E-Scooter sicher ankommen können.

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Auch eine Sprecherin des ADAC verwies auf zunehmende Probleme mit den E-Scootern. Der Automobilclub appelliere an die Nutzer, sich verantwortungsvoll, defensiv und vorausschauend verhalten. Fahrer auf dem E-Scooter seien "schutzlos", im Falle von Stürzen und Unfällen könne es zu schweren Verletzungen kommen. Wichtig sei es, sich vorab über die mögliche Route Gedanken zu machen und Strecken ohne Radweg möglichst zu vermeiden.

Dass es reihenweise zu Alkohol-Fahrten komme, zeige für den ADAC die Notwendigkeit verstärkter Aufklärung: "E-Scooter sind Kraftfahrzeuge, es gelten die gleichen strikten Regeln wie beim Autofahren." Das sei angesichts von Geschwindigkeit und Gefährdung auch richtig. Mit Vernunft genutzt könnten die E-Tretroller jedoch eine gute Ergänzung gerade in den Städten sein.

Als positiv bewertet es der ADAC, dass einzelne Verleiher ihre Apps nutzen, um zusätzliche Sicherheitshinweise zu geben. "Das Engagement könnte allerdings noch deutlich größer sein", sagt die Sprecherin. Denkbar sei es etwa, dass Verleiher und Hersteller Trainings anbieten: "Es liegt im Interesse der Hersteller und Verleiher, dass es in unseren Städten nicht zu einem Scooter-Chaos kommt."

Derweil kann sich Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) vorstellen, dass sich künftig auch Polizisten im Dienst mit E-Tretrollern fortbewegen. "Ich möchte das nicht ausschließen, dass wir uns entsprechende Fahrzeuge anschaffen", sagte er am Mittwoch in Erfurt. "Das müssen wir mal prüfen. Wenn das aus unserer Sicht sinnvoll ist, dann können wir das tun."

Weitere Infos zum Thema Tretroller:

(anw)