Elektromobilität in Uganda: Start-up will E-Motorräder auf die Straße bringen

Das Start-up Bodawerk arbeitet daran, in Uganda ein Netzwerk für E-Motorräder aufzubauen und geladene Akkus zu vermieten. Auch die Umrüstung gehört zum Plan.

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Start-up macht in Uganda Motorräder mit geladenen Akkus wieder flott

Das Start-up Bodawerk baut den konventionellen Antrieb eines "Boda Boda" komplett aus und ersetzt ihn durch einen elektrischen.

(Bild: Jakob Hornbach / Bodawerk)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

In Uganda sind Motorräder das Fortbewegungsmittel Nummer eins, genauer: das Motorrad "Bajaj Boxer 100". Der 28-jährige Unternehmer Jakob Hornbach hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses Gefährt zum E-Bike umzurüsten und geladene Akkus für die elektrifizierten Motorräder zu vermieten. Dafür hat er zusammen mit seinem ugandischen Geschäftspartner Ben Lokeris Koriang 2017 in der ugandischen Hauptstadt Kampala das Start-up Bodawerk gegründet. Inzwischen zählt das Jungunternehmen 20 Mitarbeiter und durch die Umrüstung können nach eigenen Angaben die täglichen Betriebskosten für die Nutzer halbiert werden. In einem Interview, das in der neuen Ausgabe von Technology Review erschienen ist, erzählt Hornbach mehr über sein Start-up.

TR 7/2019

Technology Review Juli 2019

(Bild: 

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TR: Wie ist die Idee für Bodawerk entstanden?

Hornbach: Wir wollen ein Tankstellen-Netzwerk für Motorräder aufbauen, das geladene Batterien, also das kostenintensivste Element jeder E-Mobility-Anwendung anbietet. Da es noch keine Kunden dafür gibt, haben wir das E-Boda entwickelt, um uns unsere eigenen Kunden zu generieren. Das Motorrad ist in Uganda das wichtigste Fortbewegungsmittel für Personen und den Güterverkehr. In Kampala fahren etwa 130.000 Motorräder. Mehr als 95 Prozent sind im Geschäftsbetrieb und über 90 Prozent dieser Boda Bodas sind "Bajaj Boxer 100". Da lag E-Mobilität für uns auf der Hand.

Der Geschäftsführer von Bodawerk, Jakob Hornbach, mit einem Teil seines Teams. Hornbach lernte Uganda kennen, als ein ugandischer Rugby-Freund von der RWTH Aachen ihn dorthin einlud. Er war fasziniert von dem Land und kehrt nach dem Studium zurück.

(Bild: Bodawerk)

Wann können die E-Bodas losrollen?

Noch sind wir in einer frühen Phase. Wir haben sechs Prototypen gebaut, um das technische Konzept zu finalisieren, und sind mehr als 1500 Kilometer gefahren. Derzeit laufen die ersten kommerziellen Tests mit drei Bikes. In zwei, drei Monaten erwarten wir die Umrüstsets und Batteriekomponenten für die ersten 100 E-Bodas, um zu starten.

Warum lohnt sich ein E-Bike?

Die tägliche Batteriemiete wird mit 10.000 Uganda-Schilling (etwa 2,40 Euro; Anm. d. Red.) gerade mal die Hälfte der Spritkosten betragen. Außerdem bieten wir den Umbau kostenlos an. Und auch ein neues E-Bike werden wir – ohne Batterie – mit etwa drei Millionen Uganda-Schilling (rund 700 Euro; Anm. d. Red.) günstiger verkaufen als konventionelle Verbrenner-Bikes. Die kosten neu 4,4 Millionen Uganda-Schilling (rund 1030 Euro; Anm. d. Red.). Gleichzeitig sparen unsere Kunden etwa 95 Prozent der Wartungskosten, die hauptsächlich dem benzingetriebenen Antriebsstrang geschuldet sind, und die Kosten für das Getriebeöl, von dem sie alle zwei Wochen einen Liter brauchen. Dank dieser Ersparnisse können Kunden ihre monatlichen Einkünfte meist verdoppeln.

Wie sieht das Umrüsten aus?

Der konventionelle Antriebsstrang mit Vergaser, Motor, Getriebe und Auspuff kommt raus und der elektrische mit dem E-Motor, dem Controller und der Batterie rein. Bei guter Arbeitsvorbereitung dauert das Ganze nur eine Stunde.

Welche Reichweite haben die E-Bodas?

Wir bauen die Lithium-Ionen-Batterien selbst und schätzen die Reichweite anhand der Spezifikationen auf etwa 70 Kilometer. Dann bräuchten unsere Kunden zwei Batterien pro Tag, da sie durchschnittlich 100 Kilometer fahren.

Und wie gut kommt die Idee an?

Jeder ist fasziniert: Für Motorradfahrer sind die ständig steigenden Spritpreise allgegenwärtig. Derzeit kostet ein Liter mehr als einen Euro.

Bodawerk hat auch eine Entwicklungsabteilung. Woran arbeiten Sie noch?

In unserem InnoHub treiben wir viele Projekte voran, oft mit sozialem Charakter. Wir haben gerade die "12,4% Inclusion Challenge" für ein Konzept für einen elektrischen Rollstuhl gewonnen, der nur ein Viertel des normalen Preises kostet. Andere sind Solarkühlschränke und ein elektrischer Traktor.

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(jle)