Fake-News: Google und Facebook gegen Werbeeinnahmen für Falschmelder
Seit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten gibt es viel Kritik daran, dass auf Facebook immens erfolgreich Falschmeldungen verbreitet werden. Nun wollen Facebook und Google die Geldquellen der Verbreiter von Fake-News trockenlegen.
Wenige Tage nach der US-Wahl haben Facebook und Google angekündigt, Internetseiten, die auf Falschmeldungen setzen, aus ihren Werbenetzwerken auszuschließen. Wie die New York Times zusammenfasst, hat Google am Montag den ersten Schritt gemacht und erklärt, die Werbeauslieferung an Seiten, die Informationen entstellten, falsch darstellten oder verheimlichten würde eingeschränkt. Dabei bezieht sich der Konzern auf das Angebot Adsense, über das Webseitenbetreiber Werbung auf ihren Seiten einbinden und darüber Geld verdienen können. Wenig später habe dann Facebook seine Richtlinien um die Klarstellung ergänzt, dass Werbung nicht auf Seiten angezeigt werde, die Falschmeldungen verbreiteten.
Kein Werbegeld für Fake-News
Dem Zeitungsbericht zufolge hat Google versichert, dass der Schritt schon vor US-Präsidentschaftswahl vorbereitet worden sei. Der Konzern war am Wochenende ins Visier von Medienkritikern und Internetnutzern geraten, als stundenlang eine falsche Meldung über das angebliche endgültige Wahlergebnis die Trefferliste bei Google News anführte. Ihr zufolge hat Donald Trump bei der Wahl auch die meisten Stimmen erhalten, obwohl Hillary Clinton bei der immer noch nicht abgeschlossenen Auszählung führt. Google wolle nun durch automatisierte und menschliche Überprüfungen prüfen, welche Seiten sich auf Falschmeldungen spezialisiert haben. Satireseiten wie The Onion sollen davon nicht betroffen sein, aber wie solch humoristischen Meldungen verschont werden sollen, ist unklar.
Facebook wiederum war schon länger dafür kritisiert worden, dass Falschmeldungen auf dem Netzwerk gleichwertig neben faktenbasierten Meldungen stehen und teilweise deutlich mehr Verbreitung fänden. So hatte etwa der Internet-Investor Dave McClure unter dem Applaus der Zuschauer auf dem Websummit geschimpft: "Wir als Tech-Branche stellen die Kommunikations-Plattformen für den Rest dieses verschissenen Landes – und wir lassen zu, dass solche Scheiße passiert". Nach der Wahl hatte Facebook-Chef Mark Zuckerberg zuerst erklärt, es sei ziemlich verrückt, zu glauben, sein Netz habe die US-Wahl mitentschieden, dann aber doch Schritte dagegen angekündigt. Intern habe es jedenfalls heftige Diskussionen über Facebooks Verantwortung gegeben, schreibt die New York Times.
Geschäftsmodell Falschmeldungen
Ein Anlass für die Debatte waren Berichte, wie jener demzufolge Jugendliche aus Mazedonien Dutzende teilweise immens erfolgreiche Internetseiten betreiben, die Falschmeldungen zum US-Wahlkampf verbreiten und Nutzer damit auf ihre Seiten locken, um mit der dort geschalteten Werbung Geld zu verdienen. Einige der Seiten mit Namen wie USA Newsflash haben Hunderttausende Follower auf Facebook und spielten dem Bericht von Buzzfeed zufolge eine gewichtige Rolle in einem von Lügen, Verzerrungen und immenser Polarisierung geprägten US-Wahlkampf. Die Falschmeldung etwa, dass Papst Franziskus Donald Trumps Kandidatur unterstützt habe, wurde fast eine Million mal auf Facebook geteilt. (mho)