Firma Sunfire macht Sprit aus Luft statt aus Öl
Seite 2: Pilotfabrik in Norwegen
Den Beweis soll nun die norwegische Pilotfabrik liefern. Der Strom stammt aus einem Wasserkraftwerk. Von den 8000 Tonnen werden 60 Prozent als Kraftstoff anfallen. Sunfire erwartet einen Preis von unter 1,50 Euro pro Liter. Das sei konkurrenzfähig gegenüber anderen Biokraftstoffen, die als Beimischung dem herkömmlichen Treibstoff zugesetzt werden müssen.
Einschätzungen von Vertretern der Autoindustrie sind indes zurückhaltender. Audi-Experte Hermann Pengg beispielsweise geht davon aus, dass aus erneuerbaren Stromquellen produzierter E-Diesel in den kommenden fünf bis zehn Jahren bei den Herstellungskosten noch immer mehr als doppelt so teuer sein dürfte wie herkömmlicher Diesel.
Autoexperten aus der Wissenschaft sind denn auch skeptisch. Auch die Brennstoffzelle sei ein "ewiges Zukunftsmodell", kritisiert Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen. Außerdem sei das Verfahren teuer – und: "China als größter Markt der Welt wird es nicht nehmen." Denn dort setze man mittlerweile voll auf die Elektromobilität.
Dudenhöffer spricht bei der Herstellung künstlicher Öko-Kraftstoffe von einem Ablenkungsmanöver, das die Lage beim Stickoxid-Ausstoß nicht verbessere – und einem Versuch, Zeit zu gewinnen: "Das wird es bei uns langfristig genauso wenig geben wie die Brennstoffzelle." Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft in Geislingen sieht die Hersteller gut beraten, nur wenige Optionen zur Reife zu bringen – und sich dabei auf E-Autos zu konzentrieren.
Bei Sunfire indes bleibt man dem Öko-Kraftstoff treu. Die restlichen 40 Prozent der Produktion machen das Herstellungsprinzip nämlich wirtschaftlich attraktiv. Dabei handelt es sich um Wachse, die an die chemische Industrie verkauft werden. "Wir kooperieren mit den Herstellern von Spezialchemikalien, die auf diesem Wege ökologische Rohstoffe für Produkte einsetzen können, die bisher auf Petrochemie angewiesen waren", erklärt Nils Aldag.
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