Flugauto-Entwickler erwartet baldige Finanzierung

Nach vielen Misserfolgen kommt der Traum von flugfähigen Autos seiner Realisierung näher: Der Entwickler eines der aussichtsreichen Projekte erwartet in Kürze Finanzierungszusagen, berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 10/07.

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Nach vielen Misserfolgen kommt der Traum von flugfähigen Autos seiner Realisierung näher: Der Entwickler eines der aussichtsreichen Projekte erwartet in Kürze Finanzierungszusagen, berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 10/07 (ab dem 27. September am Kiosk oder hier portokostenfrei online zu bestellen.)

Die Sehnsucht nach Flugautos ist fast so alt wie die Fliegerei selbst: Das wahrscheinlich erste baute ein Zeitgenosse der Gebrüder Wright schon im Jahr 1917, seitdem hat es mindestens 74 weitere Projekte in dieser Richtung gegeben. Und es sind beileibe nicht nur staatlich bezahlte Forscher und private Enthusiasten, die mitmischen: Vom sportlich angehauchten Autohersteller BMW etwa heißt es in der Szene, er habe bis vor zwei Jahren intensiv an einem Flugauto gebastelt und es bis zu einem flugfähigen Prototyp gebracht. Ähnliches wird von Boeing berichtet, und ein niedersächsischer Ultraleichtflugzeug-Bauer schwört Stein und Bein, dass ihn 2004 eine als DLR-Wissenschaftler getarnte Delegation von VW besucht und reges Interesse an Gyrokopter-Technik gezeigt habe. Fast überflüssig zu erwähnen, dass man weder bei VW noch bei BMW über die angeblichen Flugauto-Aktivitäten sprechen möchte; bei Boeing findet sich immerhin in den Tiefen der Webseite ein Hinweis darauf.

Aus den Niederlanden kommt jetzt ein Projekt, dem Beobachter besonders gute Chancen zusprechen: Das "PAL-V" des Ingenieurs John Bakker ist ein so genannter Tragschrauber, der von einem Heckrotor angetrieben und von einem im Flugwind drehenden Hauptrotor in der Luft gehalten wird. Das Dreirad hat eine für den Flugbetrieb günstige schmale Front, Stabilitätsprobleme auf der Straße werden durch eine spezielle Neigetechnik vermieden.

Das Fahrzeug soll in einer Art Hybrid-Betrieb laufen – sowohl auf der Straße als auch in der Luft mit etwa 200 km/h Geschwindigkeit und rund fünf Liter Kraftstoffverbrauch auf 100 geflogene Kilometer: Geflogen werden soll allerdings nur entlang von elektronischen höhen- und seitenbegrenzter Korridore in maximal 1200 Metern Höhe. Um für mehr Start- und Landeplätze zu sorgen, spricht Bakker bereits mit der niederländischen Reichswasserstraßenverwaltung, die auch für die Autobahnen zuständig ist. Nach seinem Willen würde sie alle 65 Raststätten im Land mit umzäunten Start- und Landebahnen aufrüsten lassen.

Im Gespräch mit Technology Review kündigte Bakker den Einstieg privater Investoren noch für diesen Herbst an. Auch eine bei der EU beantragte Förderung von drei Millionen Euro wird nach seinen Worten bald zugesagt. Das Pal-V soll vom Jahr 2011 ab für zunächst um 100.000 Euro zu kaufen sein. In dem EU-Projekt soll zunächst ein Prototyp für das PAL-V entstehen. Daneben soll ein Betriebskonzept entwickelt werden, das ungeübte Piloten unterstützt. So könnten Computer-Systeme Informationen aus Datenbanken und von anderen Flugzeugen ins Cockpit einspielen, was den Begriff des "Sichtfluges" erweitern würde. Eine Pilotenlizenz für diese Art des Fliegens ist relativ leicht zu erwerben, und es stehen deutlich mehr Flugplätze dafür zur Verfügung als für den schwierigeren Instrumentenflug. (wst)