Forscher hält "Klimanotstand" für gerechtfertigt

Potsdamer Wissenschaftler fordert von der Politik rasche Reaktionen wie in der Finazkrise von 2008.

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UN-Klimakonferenz

(Bild: dpa, Maja Hitij)

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Von
  • dpa

Johan Rockström, Co-Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), hält die Anerkennung eines „Klimanotstands“ für angebracht – und fordert politischen Eifer wie in der Finanzkrise. „Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem es aus wissenschaftlicher Sicht so eindeutig ist, dass wir jetzt schnell handeln müssen, dass wir einen Klimanotstand rechtfertigen können“, sagte Rockström der Deutschen Presse-Agentur (dpa). „Nicht, weil wir unmittelbar auf eine Katastrophe zusteuern würden, sondern einfach weil die Risiken so groß sind und uns die Zeit ausgeht.“ Es brauche „wirklich große Entscheidungen“, und die könne die Anerkennung des Notstands („emergency“) schneller herbeiführen.

Der Potsdamer Klimaforscher Johan Rockström fordert die Anerkennung eines Notstandes in Folge des Klimawandels.

(Bild: Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung)



„Wenn man einen Notstand anerkennt, dann können wir aus unserer wichtigen, aber alltäglichen Arbeit ausbrechen und Dinge ermöglichen, die notwendig sind, aber die wir bisher vielleicht für nicht realistisch gehalten haben“, erklärte Rockström. In der Finanzkrise 2008 hätten sich Finanzminister spätabends und am Wochenende in Brüssel getroffen, um Probleme zu lösen. „Es war möglich, mit Hunderten Milliarden US-Dollar die Banken zu retten, das hätten wir unmittelbar davor natürlich nicht gemacht.“

Nun müsse der weltweite Ausstoß von Kohlendioxid ab 2020 sinken. Das sähen alle Szenarien des Weltklimarats vor, in denen das Ziel des Pariser Klimaabkommens – eine Begrenzung der Erderwärmung auf unter zwei Grad – „auf vernünftige Weise“ eingehalten werde. „Wir brauchen ein Enddatum für Kohleinvestitionen, ein Enddatum für fossile Verbrennungsmotoren – nicht nur in Deutschland und Europa, sondern auf der ganzen Welt“, forderte Rockström.

Der Begriff Notstand ist umstritten, da damit assoziiert wird, dass normale demokratische und parlamentarische Verfahren außer Kraft gesetzt werden. „Climate emergency“ wird daher auch mit „Notlage“ oder „Notfall“ übersetzt. Viele Kommunen weltweit haben einen Klimanotstand ausgerufen, Berlin als erstes deutsches Bundesland eine Klimanotlage. Damit soll in der Regel der dringende Handlungsbedarf beim Einsparen von Treibhausgasen unterstrichen werden. (dpa) / (tig)