Forscher warnen vor Geo-Engineering

Die Einbringung von Sulfaten in die Atmosphäre würde die Ozonschicht stark schädigen, warnen Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Science. Nobelpreisträger Paul Crutzen hatte dies als Maßnahme zur Eindämmung der globalen Erwärmung vorgeschlagen.

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Jülicher Atmosphärenforscher warnen zusammen mit US-Kollegen vor den Folgen des sogenannten Geo-Engineering, bei dem mit großtechnischen Mitteln die Folgen des Klimawandels bekämpft werden sollen. In einem Aufsatz, der heute in der Online-Präsenz der Wissenschaftszeitschrift Science erscheint ("The sensitivity of polar ozone depletion to proposed geoengineering schemes", Simone Tilmes, Rolf Müller, und Ross Salawitch, Science Express, 10.1126/science.1153966), kritisieren die Forscher insbesondere die Idee, mit Hilfe von Millionen Tonnen von Sulfaten in der Atmosphäre in einer Höhe von 10 bis 25 Kilometern ließe sich die globale Erwärmung abbremsen, die der Nobelpreisträger Paul Crutzen vor zwei Jahren lanciert hatte.

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass dieser Ansatz einer künstlichen Verringerung der globalen Erwärmung große Risiken mit sich bringen würde", sagt Simone Tilmes, Hauptautorin der Studie und Klimaforscherin am National Center for Atmospheric Research in Boulder (NCAR). Zusammen mit ihren Kollegen Rolf Müller vom Forschungszentrum Jülich, Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, und Ross Salawitch von der University of Maryland berechnete sie, wie stark Sulfatpartikel die Ozonschicht in der polaren Stratosphäre zwischen 10 und 25 Kilometer Höhe schädigen würden.

In ihrer Veröffentlichung vergleichen die Wissenschaftler den künstlichen Sulfateintrag in die Atmosphäre mit dem natürlichen Eintrag durch Vulkanausbrüche. Würden nun durch ständigen Nachschub von Schwefel 5,3 Millionen Tonnen Sulfate in der Stratosphäre gehalten – wie Crutzen in seinem Szenario vorschlug – könnten sie effizient einen Teil des einfallenden Sonnenlichts abblocken. Wären die Sulfatteilchen dabei genauso groß wie bei einem Vulkanausbruch, würde sich parallel die Ozonschicht über der Arktis bis um ein Drittel reduzieren. Ganz ausschließen will Müller eine Abkühlung der Erdatmosphäre durch Sulfat-Partikel aber nicht. "Die Auswirkungen auf die Ozonschicht wären in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts deutlich geringer. Die möglichen Auswirkungen von Geo-Engineering auf Ozonschicht und Klima müssen viel besser erforscht werden. "Wir stehen hier erst am Anfang." (wst)