GPLv3: Erste Reaktionen auf den dritten Entwurf
Linux-Erfinder Torvalds zeigt sich beim dritten Entwurf kompromissbereit, Microsoft ist nicht glücklich, Novell sieht keine Probleme. Für Sun und die Apache Foundation ist die Frage der Kompatibilität mit anderen Lizenzen noch nicht gelöst.
Der am gestrigen Mittwoch vorgestellte dritte Entwurf der GPLv3 ist auf überwiegend positive Resonanz gestoßen (zu den wichtigsten Änderungen siehe den Artikel GPLv3 zum Dritten: Der dritte Entwurf der neuen GPL auf heise open). Linux-Erfinder Linus Torvalds, bislang sehr deutlich in seiner Kritik vor allem an den Anti-DRM-Regeln der neuen GPL, gab sich versöhnlich: Er sei "ziemlich zufrieden" mit dem dritten Entwurf, in dem die DRM-Bestimmungen gegenüber der Vorversion präzisiert wurden. Sein entschiedenes "Nein" zur GPLv3 sei jetzt zu einer nur noch skeptischen Haltung geworden. Ob freilich der Linux-Kernel von der GPL2 zur GPLv3 wechselt, ist keineswegs klar: "Ich denke, es ist zumindest theoretisch möglich, aber ob es praktikabel und der Mühe wert ist, ist eine andere Frage", sagte Torvalds im Gespräch mit dem Newsdienst von Cnet.
Ein neuer Passus der GPLv3 beschäftigt sich mit dem Patentabkommen zwischen Microsoft und Novell, mit dem die beiden Unternehmen die Kunden des anderen von Patentansprüchen freistellen. Die FSF sieht in derartigen Regelungen eine Einschränkung der Freiheit, da es für Microsoft theoretisch möglich wäre, andere Linux-Distributoren und deren Kunden mit Patentklagen zu verfolgen, während Novell-Kunden durch das Abkommen geschützt sind. Die neue Regelung der GPLv3 verbietet solche Absprachen nicht, stellt aber klar, dass eine solche Vereinbarung dann jeden Distributor der betroffenen Software von Patentansprüchen freistellt – wobei Verträge, die vor dem 28. März 2007 geschlossen wurden, davon unberührt bleiben.
Horace Gutierrez, Vizepräsident für geistiges Eigentum und Lizenzierung bei Microsoft, sieht in der Regel einen Versuch der FSF, Kooperationen wie die mit Novell zukünftig zu verhindern. Das sei nicht im Interesse der Kunden, erklärte Gutierrez. Novell sieht in dem neuen Entwurf keine Regelungen, die den Einsatz von GPLv3-Software in den eigenen Linux-Angeboten gefährden könnte. Novell werde die Bestimmungen der GPLv3 in vollem Umfang einhalten, allerdings auch die Zusammenarbeit mit Microsoft fortsetzen, erklärte Novell-Sprecher Bruce Lowry.
Bedenken bleiben in der Frage der Kompatibilität mit anderen Open-Source-Lizenzen. Simon Phipps, Suns Open-Source-Beauftragter, sieht die Lizenzkompatibilität als drängendes Problem der Open-Source-Community. Sun etwa betreibe eine Reihe von Open-Source-Projekten mit unterschiedlichen Lizenzen, deren Code sich nicht mischen lasse. Auch die Apache Foundation sieht Kompatibilitätsprobleme zwischen der aktuellen Apache License 2.0 und der GPLv3. (odi)