Gutenberg.org: Blockade deutscher Nutzer ist nun komplett

Seit Tagen sperrt das US-amerikanische E-Book-Portal Gutenberg.org deutsche Nutzer aus, weil es ein Gerichtsverfahren ums Urheberrecht verloren hat. Anfangs traf das nur IPv4-Adressen. Inzwischen werden auch IPv6-Adressen geblockt.

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Gutenberg.org: Blockade deutscher Nutzer ist nun komplett
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Die Aussperrung deutscher Nutzer vom E-Book-Portal Gutenberg.org umfasst inzwischen auch IPv6-Adressen, nachdem anfangs nur deutsche IPv4-Adressen betroffen waren. Das erklärte Gregory Newby, der Chef der Project Gutenberg Literary Archive Foundation, die für das Projekt verantwortlich ist gegenüber heise online. Es sei schwer, die Blockade umfassend einzurichten, da ihm schwerfalle, sie zu testen.

In der Sache gibt sich Newby entschieden: Die Aussperrung der deutschen Nutzer vom kompletten Angebot sei notwendig, auch wenn ein deutsches Gericht nur für 18 E-Books entschieden hatte, dass ihre Veröffentlichung das Urheberrecht verletze. Ohne die komplette Blockade bestünde die Gefahr, dass auch wegen anderer Titel geklagt werden könnte. Das US-Portal hatte im Februar einen vom S. Fischer Verlag angestrengten Prozess wegen Urheberrechtsverletzung vor dem Landgericht Frankfurt am Main verloren.

Newby erklärte weiterhin, dass seine Organisation darüber nachdenke, die 18 fraglichen Titel zu löschen, sollte ein US-Gericht das verfügen. Die Titel seien in den USA aber gemeinfrei und gehörten deshalb der US-amerikanischen Öffentlichkeit. Von den Nutzern erfahre er viel Zustimmung, seine Organisation habe auch schon mehrere Tausend US-Dollar an Spenden erhalten. Die Kosten für das Gerichtsverfahren und die Übersetzung der Dokumente beliefen sich aber bereits auf 30.000 US-Dollar und dürften sich durch den angestrebten Berufungsprozess noch einmal verdoppeln. Er jedenfalls verstehe den Hintergrund des Gerichtsverfahrens überhaupt nicht: Die betroffenen Bücher seien alle fast 100 Jahre alt und es sei "schwer vorstellbar", dass ihre Veröffentlichung wirkliche Schäden oder Probleme verursache.

Das Project Gutenberg ist eine bereits 1971 begonnene digitale Bibliothek, auf der Freiwillige bereits mehr als 56.000 E-Books zusammengetragen haben. Darunter sind auch die 18 beanstandeten Titel von Heinrich Mann, Thomas Mann und Alfred Döblin, deren Übersetzungen in den USA vor 1923 veröffentlicht wurden und dort nicht mehr urheberrechtlich geschützt sind. Die deutschen Originale sind aber hierzulande weiterhin geschützt, da das Urheberrecht erst 70 Jahre nach dem Tod der Autoren ausläuft.

Gegen den Anspruch des S. Fischer Verlags, der zur Holtzbrinck Publishing Group gehört, hatten die Verantwortlichen des Portals vorgebracht, dass die Angelegenheit gar nicht unter deutsches Recht fällt, da ihre Seite in den USA gehostet wird und keine Niederlassung in Deutschland betreibt. Der Verlag hatte argumentiert, dass sich das Angebot auch an Deutsche richte, da es eine deutschsprachige Übersetzung der US-Seite gibt. (mho)