Hackerangriff auf französischen Präsidentschaftskandidaten

Kurz vor der Frankreichwahl gibt es Aufregung um ein Datenleck: Dokumente aus dem Wahlkampfteam des Favoriten Macron sind an die Öffentlichkeit gelangt. Der Fall weckt Erinnerungen an die US-Wahl 2016. Wollen Hacker die Stimmung in letzter Minute kippen?

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Hackerangriff auf französischen Präsidentschaftskandidaten

(Bild: dpa, Lucas Dolega)

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Von
  • dpa

Der Favorit im Wahlduell um die französische Präsidentschaft, Emmanuel Macron, ist zum Ziel eines groß angelegten Hackerangriffs geworden. Unmittelbar vor der finalen Abstimmung an diesem Sonntag gelangten Tausende Dokumente seiner Mitarbeiter ins Internet. Macrons Bewegung En Marche! sprach von einer "massiven und koordinierten" Attacke. Es seien schon vor Wochen erbeutete E-Mails, Verträge sowie andere interne Dokumente hochgeladen worden. Nach Angaben der Enthüllungsplattform Wikileaks, die das Material verlinkte, beträgt der Umfang rund neun Gigabyte, es handele sich um Zehntausende Dokumente. Wer hinter dem Angriff steckt, blieb zunächst unklar.

Die Umgebung Macrons schaltete die Nationale Kommission zur Kontrolle des Wahlkampfs (CNCCEP) ein, die in der Nacht zum Samstag ebenfalls von einem Computerangriff sprach. Sie warnte Medien davor, über Inhalte aus den Unterlagen zu berichten. Ein Teil sei wahrscheinlich gefälscht, und die Verbreitung von Falschinformationen könne strafrechtlich verfolgt werden. Die Verbreitung falscher Nachrichten könne strafrechtlich geahndet werden, teilte die Kommission mit.

Aus Macrons Bewegung hieß es, es gehe darum, En Marche! zu schaden und die Wahl zu destabilisieren. Ziel sei eine "Destabilisierung der Demokratie, wie man es schon in den USA beim letzten Präsidentschaftswahlkampf gesehen hat". Dort hatten Wikileaks-Veröffentlichungen kurz vor der Wahl im November der favorisierten Demokratin Hillary Clinton schwer zugesetzt.

En Marche! hatte Ende April unter Berufung auf die IT-Sicherheitsfirma Trend Micro berichtet, Macrons Wahlkampagne sei Ziel der Hackergruppe Pawn Storm geworden. Westliche IT-Sicherheitsfirmen vermuten dahinter eine Gruppe mit mutmaßlicher Nähe zu russischen Geheimdiensten, die auch hinter Hackerangriffen auf den Parteivorstand der US-Demokraten und die CDU von Bundeskanzlerin Angela Merkel stecken soll.

Die Debatte um Angriffe auf En Marche! dauert schon seit Monaten und erreicht nun einen neuen Höhepunkt. En Marche! beschuldigte Moskau zuletzt, über Medien wie RT in den französischen Wahlkampf einzugreifen – der Sender ist bekannt dafür, staatliche Propaganda zu verbreiten. Unterstützt wird diese Sichtweise von Frankreichs Außenminister Jean-Marc Ayrault, dem zufolge Macron Ziel von Cyberangriffen aus Russland ist. (ps)