Hamburg: Probebetrieb autonomer E-Busse startet im normalen Straßenverkehr

Die Hochbahn will in der Hafencity zeigen, dass selbständig fahrende Kleinbusse vollständig in den Straßenverkehr und den ÖPNV integriert werden können.

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Hamburg: Probebetrieb autonomer E-Busse startet im normalen Straßenverkehr

(Bild: Hochbahn)

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Mit einigen Monaten Verzögerung soll auf einer halbierten Strecke "noch im August" der Probebetrieb eines hochautomatisiert fahrenden Elektrobusses in der Hamburger Hafencity starten. Den jüngsten Spross der Flotte der Hochbahn hat die Entwicklungsfirma IAV extra für das Projekt Hamburg Electric Autonomous Transportation (HEAT) entworfen. Er ist fünf Meter lang, wiegt knapp drei Tonnen und soll von Mitte 2020 an bis zu zehn Fahrgästen Platz für eine emissionsfreie Tour durch das Gebiet an der Elbe geben.

Das Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM), das die Initiative rechtswissenschaftlich begleitet, spricht von einem deutschlandweit einmaligen und sehr ehrgeizigen Forschungsziel. Es solle ausgelotet und "im Erfolgsfall" nachgewiesen werden, "dass selbständig fahrende Kleinbusse vollständig in den Straßenverkehr und den ÖPNV einer Metropole integriert werden können". Das Fahrzeug werde unter realen Bedingungen im öffentlichen Raum getestet und solle laut dem Untersuchungsansatz mit bis zu 50 km/h autonom unterwegs sein können.

In der ersten, in den kommenden Tagen beginnenden Phase ist auf einer festgelegten Strecke ein Testbetrieb ohne Fahrgäste, dafür aber mit einem professionellen Fahrzeugbegleiter vorgesehen, der bei Bedarf unmittelbar eingreifen kann. Von Mitte 2020 an sollen dann auch erstmals Passagiere mitgenommen werden, der menschliche "Pilot" aber noch an Bord bleiben. Bis zum Weltkongress für intelligente Verkehrssysteme im Herbst 2021 ist der "autonome" Betrieb ohne Begleiter gemäß SAE Level 4 geplant, also in einer hochautomatisierten Fahrweise.

Fragen der verkehrs- und informationstechnischen Infrastruktur, der digitalen Leittechnik und der technischen Schnittstellen stehen mit im Fokus des Projektes. Für die Integration in den realen Straßenverkehr und die dafür notwendige Höchstgeschwindigkeit war es nicht nur nötig, den Bus mit Kameras, Radar und Lidar zu versehen. Auch die Strecke musste mit zusätzlicher Technik wie Sensoren oder digitalen Kommunikationssystemen aufgerüstet werden. Fahrten werden durch die Leitstelle der Hochbahn überwacht, die abhängig von der jeweiligen Verkehrssituation dem Roboterbus Anweisungen geben kann. Die Komponenten bilden zusammen das HEAT-Gesamtsystem, das für hohe Sicherheit und Verfügbarkeit des autonomen Betriebs sorgen soll.

Für den Start des Probebetriebs war zunächst eine im Juli erfolgte Straßenzulassung für einen komplett neuen Fahrzeugtyp erforderlich, der auf klassische Bestandteile wie etwa Lenkrad und Außenspiegel verzichten kann. Nun würden während der Tests die "Anforderungen an die Weiterentwicklung des Straßenverkehrsrechts" konkret und greifbar, erklärt der IKEM-Projektverantwortliche Matthias Hartwig. Damit setze HEAT auch "Impulse für die Gesetzgebung". Bisher ist ein Regelbetrieb komplett autonomer Fahrzeuge noch nicht rechtlich möglich.

Die Gesamtstrecke für den Test wird insgesamt 1,8 Kilometer lang sein und fünf Haltestellen haben. Sie musste "aufgrund von Großbauprojekten in der Hafencity" verkürzt werden, was laut IKEM aber "keinen Einfluss auf die Forschungs- und Entwicklungsergebnisse des Projektes haben wird". Zu den weiteren Partnern gehören die Hamburger Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, Siemens Mobility und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die Kosten des Projekts liegen bei 5,2 Millionen Euro. Das Bundesumweltministerium steuert insgesamt 3,7 Millionen Euro an Fördermitteln bei. Kleinere Tests mit fahrerlosen Bussen gibt es auch in einigen anderen deutschen Städten. (axk)