Kann Sonntagsöffnung lokale Geschäfte vor der Online-Konkurrenz retten?
Betreiber stationärer Geschäfte unternehmen immer wieder Vorstöße zur Freigabe von Ladenöffnungen am Sonntag. Das Hauptargument: Nur so könne man der übermächtigen Konkurrenz durch den Online-Handel begegnen. Das Forschungsinstitut IFH sieht das kritisch.
Eine Öffnung der gesetzlichen Ladenschlussbestimmungen in Deutschland für reguläre Verkäufe am Sonntag wird immer wieder kontrovers diskutiert. Insbesondere große Händler und deren Lobby streiten für die Erlaubnis, beispielsweise Verbraucher- und Technikmärkte auch sonntags zu öffnen. So haben etwa erst kürzlich die Initiatoren der Aktion "Selbstbestimmter Sonntag" vor allem mit dem Kampf des stationären Einzelhandels in den Innenstädten gegen den boomenden Onlinehandel argumentiert.
Gegenwind erhalten sie nicht nur von der Gewerkschaft Verdi und den Kirchen. Auch einige Wirtschaftswissenschaftler warnen vor der Freigabe der Sonntagsöffnung: Diese würde keineswegs die erhofften Effekte bringen. Vielmehr würden insbesondere kleine Händler große Probleme bekommen.
Kai Hudetz, Geschäftsführer des Kölner Handelsforschungs- und Beratungsinstituts IFH, sieht vorwiegend große Handelsunternehmen als Profiteure von Sonntagsöffnungen. Für kleine Händler hingegen würde sich die ohnehin schwierige Situation noch verschärfen. Nicht ohne Grund sei der Anstoß zu einer neuerlichen Debatte über eine Freigabe der Sonntagsöffnung von den großen Kauf- und Warenhäusern gekommen, so Hudetz.
Auch wenn es zu einer Freigabe käme, würden sich nach Einschätzung des IFH längst nicht alle Einzelhändler an einer solchen Initiative beteiligen. Für viele Läden vor allem in den Vororten sei eine Sonntagsöffnung schlicht nicht wirtschaftlich. Das Ergebnis seien dann uneinheitliche Öffnungszeiten – und das bringe wiederum die Kunden in Orientierungsschwierigkeiten.
Zudem werde der gesamtwirtschaftliche Effekt einer Öffnung am Sonntag überschätzt. "Die Frage ist: Kommt der an Online verloren gegangenen Umsatz zurück? Ich fürchte, in vielen Fällen ist das nicht der Fall", so Hudetz. Hingegen betonte Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), dass – trotz durchaus bestehender Regelungen zu Sonntagsöffnungen bei bestimmten Gelegenheiten – Klagen der Gewerkschaft Verdi solche Aktionen "de facto" derzeit unmöglich machten. "Das schadet unseren Unternehmen, den Mitarbeitern und den Innenstädten, die mit rückläufigen Besucherfrequenzen kämpfen", sagte Genth. Der HDE setzt sich dafür ein, die heutzutage je nach Bundesland unterschiedliche Gesetzeslage zur Sonntagsöffnung auch in der Praxis umzusetzen. (psz)