NASA-Sonde New Horizons: Mitmachen bei rekordträchtiger Distanzmessung

Die Plutosonde New Horizons gehört zu dem am weitesten entfernten menschengemachten Objekten: Das hilft bei einer rekordträchtigen Messung.

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NASA-Sonde New Horizons: Rekordmessung zu Sterndistanz per Parallaxe

(Bild: Pete Marenfeld, NSF’s National Optical-Infrared Astronomy Research Laboratory)

Lesezeit: 4 Min.

Mithilfe der Plutosonde New Horizons wollen Forscher der NASA Mitte der Woche die größte Parallaxmessung der Geschichte vornehmen und rufen Amateurastronomen in aller Welt zur Teilnahme auf.

Mit Proxima Centauri und Wolf 359 soll die Sonde am 22. und 23. April zwei der erdnächsten Sterne fotografieren. Der Vergleich mit parallel von der Erde aus gemachten Aufnahmen soll dann nicht nur die immense Distanz illustrieren, die die Sonde zurückgelegt hat, sondern auch eine "reine" Parallaxe zeigen, das Potenzial für die Navigation aufzeigen und Astronomen in aller Welt für die Mission interessieren, erklärt die NASA nun.

Astronomen setzen seit fast 200 Jahren die Methode der trigonometrischen Parallaxe ein, um die Entfernung von Sternen zu ermitteln. Dabei machen sie sich den Effekt zunutze, dass ein Objekt scheinbar seine Position verschiebt, wenn der Beobachtungsstandort verändert wird – und zwar umso mehr, je näher das Objekt ist oder je größer die Distanz zwischen den Beobachtungsorten ist. Während die Erde also um die Sonne kreist, können Astronomen vermessen, wie stark sich Sterne am Himmel verschieben und daraus ermitteln, wie weit entfernt sie sind. Viel weiter entfernte Objekte, wie etwa Galaxien stehen aufgrund der immensen Distanz quasi still hinter den wandernden Sternen.

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Illustration des Vorhabens

(Bild: Pete Marenfeld, NSF's National Optical-Infrared Astronomy Research Laboratory)

Die größtmögliche Distanz zwischen Beobachtungsorten bei der erdbasierten Parallaxmessung beträgt zwei Astronomische Einheiten (die doppelte Distanz zwischen Erde und Sonne), was der Parallaxe von Sternen ein Limit setzt. Fast fünf Jahre nach seinem Vorbeiflug am Zwergplaneten Pluto ist New Horizons aber inzwischen fast 47 Astronomische Einheiten (rund acht Milliarden Kilometer) von der Erde entfernt. Sterne, die im richtigen Winkel stehen, haben ihre relative Position für die NASA-Sonde also bereits merklich verändert. Das wollen die Forscher nun unter Beweis stellen und zusammen mit dem Astrophysiker – sowie Queen-Gitarristen – Brian May 3D-Bilder der beiden Sterne erstellen.

So dĂĽrfte sich die Position von Proxima Centauri auf den Bildern unterscheiden.

(Bild: William Keel/University of Alabama/SARA Observatory)

Sie rufen Amateurastronomen mit einem ausreichend groĂźen Teleskop (ab 6 Zoll) und digitaler Bildaufzeichnung auf, Wolf 359 am 23. April um 4 beziehungsweise 10 Uhr UTC (6 und 10 Uhr MESZ) sowie Proxima Centauri am 22. April um 13 Uhr UTC (15 Uhr MESZ) und am 23. April um 5 Uhr UTC (7 Uhr MESZ) abzulichten. Das sind die Zeiten, zu denen New Horizons seine Aufnahmen macht. Da diese Zeitpunkte etwa in Europa fast ausschlieĂźlich nach Sonnenaufgang liegen, weisen sie darauf hin, dass alle Aufnahmen, die innerhalb einer ganzen Woche gemacht werden, "eine valide Demonstration der Erde-New-Horizons-Parallaxe" liefern werden.

Analog fĂĽr Wolf 356

(Bild: William Keel/University of Alabama/SARA Observatory)

Auf einer eigenen Seite gibt es noch jede Menge zusätzlicher Informationen, etwa zur Position der beiden Sterne am Nachthimmel. Außerdem erklären, die Forscher, was sie mit dem Rekordversuch bezwecken. Zuallererst wollen sie den Effekt demnach aufzeigen und illustrieren. Außerdem handle es sich um eine "reine" Parallaxe, die nicht darauf beruhe, dass der Beobachtungsstandort zwischen zwei Messungen verändert wird und dabei Zeit vergeht. Die Aufnahmen werden quasi zeitgleich gemacht. Schließlich wollen sie zeigen, dass sich ein Raumschiff über die Vermessung der Position von Sternen selbstständig orientieren kann, auch wenn das weniger genau sei als das Tracking mit dem Deep Space Network der NASA.

Pluto-Sonde New Horizons (67 Bilder)

Plutos Oberfläche
(Bild: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Southwest Research Institute)

[Update 27.04.2020 – 09:10 Uhr] Die NASA hat aktuell gar nicht die Kapazitäten, alle Bilder von Amateurastronomen zu verarbeiten, wie Tod Lauer von der US-Weltraumagentur auf Twitter inzwischen erklärte. Deswegen gibt es keine Uploadmöglichkeit für die selbstgemachten Aufnahmen der Sterne. Wer aber besonders gute Aufnahmen hat, könne ihn gerne kontaktieren, versicherte er auf Twitter. Außerdem ergänzte er, dass die gegenwärtige Pandemie auch das Deep Space Network der NASA einschränkt und die Aufnahmen der Sonde hoffentlich im Mai zur Erde gesendet würden. Einen Termin gebe es aber noch nicht. Wenn sie da sind, sollen sie auch veröffentlicht werden, damit Amateurastronomen sie mit ihren eigenen Aufnahmen zu den 3D-Fotos kombinieren können. Als Hashtag für Veröffentlichungen ist #NHparallax vorgesehen. (mho)