Neurowissenschaftler: Wie Medikamente Erinnerungen beeinflussen

Joseph LeDoux untersucht seit Jahren, wie das Gehirn mit Erinnerungen umgeht. Sie sind nicht statisch, sondern bei jedem Erinnerungsprozess verändern wir sie. Daher kann man auch unangenehme Erinnerungen tilgen, sagt er.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 29 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Für die Untersuchung des menschlichen Gedächtnisses scheint ein goldenes Zeitalter angebrochen zu sein: Forscher experimentieren mit Laborratten, um ihre Erinnerungen zu manipulieren, andere suchen nach Wegen, das Gedächtnis zu verbessern. Das klingt für Laien mitunter unheimlich, doch könnten diese Studien am Ende neue Wege aufzeigen, um Demenz, Ängste, Depressionen, Suchtverhalten oder das das Post-traumatische Stress-Syndrom (PTSD) zu lindern.

Im Interview mit Technology Review erläuterte der renommierte Neurowissenschaftler Joseph LeDoux von der New York University nun, wie weit die Forschung mittlerweile gekommen ist. Die Idee, unangenehme Erinnerungen zu tilgen, sei nach wie vor realistisch, sagte er. "Wir wissen aber noch nicht, welches Medikament diesen Trick bewirken kann." Propranolol funktioniere etwa bei Ratten "sehr gut". "Bei Menschen gab es ein paar erfolgreiche Versuche, aber ist wohl keine besonders stabile Lösung."

Auch der umgekehrte Weg, Demenzpatienten wieder zu Erinnerungen zu verhelfen, ist Gegenstand der Forschung. "Die Frage, die sich bei Erinnerungslücken immer stellt, ist: Besteht das Problem darin, dass man vorhandene Erinnerungen nur nicht zurückholen kann – oder ist die Erinnerung gar nicht mehr vorhanden?" Es gebe Dinge im Gedächtnis, "die wir nicht einfach so zurückholen können". Darin, glaube er, liege auch die Hoffnung, "dass man etwas unternehmen könnte, um den Prozess des Zurückholens zu erleichtern".

Bestimmte Ereignisse merke man sich leichter, weil hier sogenannte Neuromodulatoren wirkten – beispielsweise bei besonders emotionalen Situationen. "Das Gehirn ist dann wacher und aufmerksamer. Seine Speichen drehen sich gewissermaßen, sein Getriebe ist geölt. Die Wirkung von Neuromodulatoren lässt sich mit Medikamenten nachahmen."

Mehr zum Thema in Technology Review online:

(bsc)