Nintendo Wii startet in den USA

Entspannt ging es zu beim Wochenend-Launch von Nintendos neuer Spielkonsole Wii. Statt tagelangem Campen für eine Handvoll Geräte gab es Konsolen satt zum Familienfest.

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In der Nacht zum Sonntag startete Nintendo den Verkauf der neuen Spielkonsole Wii in den USA. Während es sich bei der eigentlichen Hardware der Konsole selbst um einen verbesserten Gamecube handelt, soll die Wii vor allem mit ihrer neuartigen Bewegungssteuerung mit der Fernbedienung ein neues Publikum ansprechen. Anders als Sony beim Start der Playstation 3 hatte Nintendo keinerlei Schwierigkeiten, genügend Geräte für die hohe Nachfrage bereitzustellen.

Erst am Samstag bildeten sich die ersten Schlangen vor den Verkaufsläden. Der offizielle Launch fand bei einem Toys-R-Us-Laden in Manhattan statt. Kurz vor Mitternacht (New Yorker Ortszeit) hatten sich etwa 3000 Fans in einer langen Reihe um die Häuserblocks eingereiht. Darunter nicht nur junge Männer, sondern auch Familien mit ihren Kindern. Die Stimmung war gelassen, denn Nintendo hielt im Laden 4000 Geräte vor und verteilte artig Bändchen an die Wartenden, die sich zwischendurch an mobilen Segway-Stationen warmspielen konnten.

Bereits zum Start wartet die Wii-Konsole mit einem breiten Angebot von 21 Spielen auf. Der mit Abstand begehrteste Titel ist das Action-Adventure "The Legend of Zelda: Twilight Princess". Zelda ist in vielerlei Hinsicht ein ungewöhnlicher Launch-Titel: Während bei anderen Systemen die ersten Spiele zunächst die grafischen Fähigkeiten der Konsole betonen und nur selten ausdauernden Spielspaß bieten, ist Zelda ein Epos mit weit über 50 Stunden Spieldauer, dessen Grafik für den Gamecube konzipiert wurde (für den es in Kürze in einer nahezu gleichen Fassung erscheint). Nintendo leistet sich sogar den Luxus, auf eine Sprachausgabe zu verzichten und erzählt die Geschichte um die in der Twilight Zone verschwundene Prinzessin Zelda, die der Held Link unter anderem in der Figur eines Wolfes retten muss, anhand von Textboxen. Dass das Spiel trotzdem in der US-Presse Höchstwertungen bekommt, spricht für die spielerische Qualität, die in vielerlei Hinsicht an den N64-Klassiker "Ocarina of Time" erinnert.

Nintendo verkauft die Wii-Konsole mit der Sportspielsammlung "Wii Sports", deren Grafik absichtlich sehr einfach gehalten wurde, um auch Nichtspieler anzusprechen und nicht von dem einfachen Spielprinzip abzulenken. Als dritten Titel schickte Nintendo das Rennspiel "Excite Truck" auf die Piste, bei dem man die Fernbedienung wie einen Lenker hält, um die Geländewagen über die Schlamm- und Sandpisten zu steuern.

Ubisoft hat nur vier seiner geplanten acht Titel zum Start fertig gestellt, die übrigen sollen bis zum Jahresende folgen. In "Red Steel" bekämpft der Spieler japanische Gangster mit Pistolen und Katana-Schwertern. Michel Ancel von Ubisoft Montpellier hat eine Sammlung mit 70 Minispielen unter dem Titel "Rayman Raving Rabbids" zusammengefasst. Hinzu kommen die Rennspiele "GT Pro Series" und "Monster 4x4: World Circuit", das Ähnlichkeiten zu "Excite Truck" aufweist. Activision wartet gar mit fünf Titeln auf, darunter der Zweite-Weltkriegs-Shooter "Call of Duty 3", das Rennspiel "Tony Hawks Downhill Jam", das Action-Rollenspiel "Marvel: Ultimate Alliance", das Angel-Spiel "Rappala Tournament Fishing" und "World Series of Poker: Tournament of Champions". THQ schickt mit dem Action-Adventure "Avatar: the Last Airbender", dem Rennspiel zum gleichnamigen Pixar-Film "Cars" und "SpongeBob SquarePants: Creature from the Krusty Krab" drei Titel ins Rennen, die eher ein jüngeres Publikum ansprechen sollen. Electronic Arts – sonst nicht gerade durch seine überschwängliche Unterstützung von Nintendo-Konsolen bekannt – steuert mit "Madden NFL 07" und "Need for Speed Carbon" immerhin zwei Titel bei, von denen vor allem Madden für den US-Markt von erheblicher Bedeutung sein dürfte. Einzeln vertreten sind Atari mit "Dragon Ball Z: Budokai Tenkaichi 2", Midway mit "The Grim Adventures of Billy & Mandy", Sega mit der Minispielsammlung "Super Monkey Ball: Banana Blitz" und Atlus mit "Trauma Center: Second Opinion", einer Adaption des Chirurgenspiels für den Nintendo DS.

Wem das nicht reicht, der kann ältere Nintendo-Klassiker über die Virtual Console online zu Preisen zwischen 5 und 10 US-Dollar kaufen und auf den Flash-Speicher der Wii laden. Zum ersten Schwung an Spielen zählen "Mario Bros.", "The Legend of Zelda", "Donkey Kong", "Pinball", "Soccer", "Warios Woods" und "Solomon's Key" von der NES, "F-Zero" und "SimCity" von der SNES, "Super Mario 64" (N64) sowie "Sonic the Hedgehog" und "Altered Beast" von der Sega Genesis. Wöchentlich sollen neue Spiele hinzukommen. Außerdem ist die Wii-Konsole abwärtskompatibel zu allen Gamecube-Spielen, dessen Gamepads und Memory-Cards an die Wii angeschlossen werden können.

Nintendo machte keine offiziellen Angaben, wieviele Konsolen zum Launch ausgeliefert wurden und bestätigte lediglich, dass bis zum Jahresende vier Millionen Geräte in den USA, Japan und Europa in die Geschäfte kommen. Hierzulande startet die Wii-Konsole am 8. Dezember mit der Sportspielsammlung "Wii Sports" für 250 Euro mit einem leicht geänderten Spieleangebot. In der zweiten Jahreshälfte 2007 soll in Japan ein erweitertes Modell erscheinen, das auch DVDs abspielen kann. Bisher sind keinerlei DVD-Updates für die jetzige Wii-Konsole geplant. (hag)