Precrime: Bundeskriminalamt sucht Gefährder mit RADAR
Die Risikobewertungssoftware RADAR-iT soll BKA-Ermittlern helfen, "Gefährder" und ihnen nahe stehende "relevante Personen" zu ermitteln.
Das Bundeskriminalamt (BKA) hat in Wiesbaden die Precrime-Software RADAR-iT vorgestellt. Ausgeschrieben steht das Akronym für die "regelbasierte Analyse potentiell destruktiver Täter zur Einschätzung des akuten Risikos – islamistischer Terrorismus". Die Software ist ein "Risikobewertungsinstrument", das zusammen mit der Arbeitsgruppe forensische Psychologie der Universität Konstanz entwickelt wurde. RADAR-iT greift auf bereits vorliegende Daten des beobachteten Verhaltens bekannter Islamisten zu und bewertet das Risiko, ob sie eine "schwere Gewalttat" begehen könnten. Die Software soll ab Sommer 2017 bundesweit eingesetzt werden.
Das BKA präsentiert die Software einen Tag nach der Vorstellung des neuen BKA-Gesetzes, das den Begriff "Gefährder" näher definiert. RADAR-iT klassifiziert Personen aus der islamistischen Szene, ob sie ein geringes, mittleres oder hohes Risiko für die Allgemeinheit darstellen. Dazu sollen die vorhandenen Daten von bundesweit 570 Gefährdern und 360 "relevanten Personen" (Unterstützer) eingespeist und mit einem achtstufigen Prognosemodell analysiert werden.
Hochgefährlicher Amri
RADAR-iT basiert auf den Annahmen der dynamischen Risikoanalyse und wurde im Beta-Test mit den Verhaltensdaten von jeweils 30 Attentätern, 30 Gefährdern und 30 Unterstützern gefüttert. Nach Eingabe der Daten des Berliner Attentäters Anis Amri stufte ihn die Software sofort als "hochgefährlich" ein.
Das Bundeskriminalamt betont, RADAR-iT solle den Sachbearbeitern helfen, eine erste Einschätzung von Personen zu entwickeln. RADAR-iT soll eine Hilfe sein, wenn es darum geht, "Priorisierungsentscheidungen" zu treffen wie etwa die Frage, welcher Gefährder rund um die Uhr beobachtet werden muss. Für weitere Schritte wird nach Angaben des BKA eine andere Software entwickelt: das zweistufige Risiko-Analyse-System RISKANT. Es soll "eine einzelfallorientierte Bedrohungsbeurteilung und individuelle Maßnahmenberatung für die festgestellten Hoch-Risiko-Personen" ermöglichen. (anw)