Reporter ohne Grenzen: Obama soll Whistleblowerin Manning Haft erlassen

Die Amtszeit von US-Präsident Obama neigt sich dem Ende zu. Reporter ohne Grenzen fordert, dass er auf den letzten Metern seinen "Feldzug gegen Whistleblower" beendet und etwa Chelsea Manning die Haft erlässt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 49 Kommentare lesen
Reporter ohne Grenzen: Obama soll Whistleblowerin Manning Haft erlassen

Chelsea Manning

(Bild: freechelsea.com)

Lesezeit: 2 Min.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) hat den scheidenden US-Präsidenten Obama aufgefordert, der Whistleblowerin Chelsea Manning ihre restliche Haftstrafe zu erlassen. Manning wurde zu 35 Jahren Haft verurteilt, weil sie US-Militärdokumente zur Kriegsführung im Irak an die Enthüllungsplattform Wikileaks gegeben hatte. Außerdem solle auch der ehemalige CIA-Mitarbeiter und Whistleblower Jeffrey Sterling begnadigt werden, der unter anderem wegen Weitergabe von Verteidigungsinformationen 2015 zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt wurde.

"Chelsea Manning sitzt schon jetzt länger im Gefängnis als jeder andere verurteilte Whistleblower in der US-Geschichte und hat während ihrer Haft grausam gelitten“, erklärte dazu ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. Gnade für Manning und Sterling sei eine Gelegenheit für Obama, "sich nach seinem erbitterten Feldzug gegen Whistleblower mit einem positiven Signal aus dem Amt zu verabschieden."

Manning wurde 2013 verurteilt und sitzt ihre Haftstrafe in einem US-Militärgefängnis ab. Sowohl im Juli als auch im Oktober dieses Jahres unternahm sie einen Suizidversuch. Über Hungerstreiks konnte sie im September eine medizinische Behandlung ihrer Geschlechteridentitäts-Störung erzwingen. Ihr Anwalt hat am 10. November eine Bitte um Erlass der restlichen Haftstrafe eingereicht. Zu den Informationen, die Manning – damals noch Bradley Manning – an Wikileaks weitergab, gehört auch das Video eines brutalen, tödlichen Hubschrauberangriff auf Zivilisten, das als "Collateral Murder" weltweit Aufsehen erregte.

Jeffrey Sterling wurde vergangenes Jahr schuldig gesprochen, weil er dem US-Journalisten James Risen Informationen über die gescheiterte CIA-Operation „Projekt Merlin“ gegeben haben soll. Mit der Operation sollte Anfang des vergangenen Jahrzehnts das Atomprogramm des Iran gebremst werden. Risen hatte 2006 in seinem Buch "State of War" darüber berichtet. Im Zuge des Verfahrens gegen Sterling sollte auch Risen vorgeladen werden und seine Quellen offenlegen, weigerte sich aber trotz einer Drohung mit 105 Jahren Beugehaft. Die Anklage verzichtete schließlich auf seine Aussage, wohl auch wegen der öffentlichen Empörung ob der Drohung gegen Risen. ROG sieht es trotz des Urteils als nicht erwiesen an, dass Sterling tatsächlich Risens Quelle war. (axk)