Rosettas Lockruf verhallt: Noch keine Nachricht von Philae
Was ist mit Philae? Schläft der Landeroboter auf 67P/Tschurjumow-Gerassimenko noch oder ist er lediglich zu schwach, um sich schon zu melden? Der erste neue Kontaktversuch jedenfalls blieb nun noch erfolglos.
Der Kometenlander Philae auf 67P/Tschurjumow-Gerassimenko hat auf erste Lockrufe nach monatelanger Ruhezeit nicht geantwortet. Die Kommunikationseinheit der Raumsonde Rosetta sei am Donnerstagmorgen eingeschaltet worden, eine erste gute Möglichkeit für ein Signal von Philae habe es schon gegeben, hieß es vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. Aber "es kam kein Signal", sagte DLR-Sprecherin Manuela Braun.
Immer mehr Sonnenlicht
Philae war vergangenen November nach zehnjähriger Reise wohlbehalten auf 67P/Tschurjumow-Gerassimenko gelandet – anders als vorgesehen allerdings an einer schattigen Stelle. Er hatte noch zahlreiche Daten senden können, war dann aber wegen Strommangels in eine Art Winterschlaf gefallen.
Aufnahmen von 67P/Tschurjumow-Gerassimenko (38 Bilder)
(Bild: ESA/Rosetta/NAVCAM, CC BY-SA 3.0 IGO)
Inzwischen erreichen den Lander wieder mehr Sonnenstrahlen und die Forscher sehen Chancen, dass Philae aus seiner Ruhezeit erwacht – oder sogar schon aktiv ist. Direkt bemerkbar wäre dies nicht: Um Daten versenden zu können, braucht der Lander mit 19 Watt deutlich mehr Energieleistung als fürs Aufwachen bei 5,5 Watt. Zudem müsse es im Inneren auch wärmer als minus 45 Grad Celsius sein, hieß es weiter.
Versuchte Kontaktaufnahmne
In einer ersten Reihe bis zum 20. März soll Rosetta nun ein dauerhaftes Signal senden. Sollte Philae schon wach sein, schaltet er alle 30 Minuten seinen Empfänger ein und lauscht. In dem Zeitraum gebe es elf günstige Situationen für die Kontaktaufnahme, in denen gute Sonneneinstrahlung und gute Funkreichweite zusammenkommen, erklärte DLR-Sprecherin Braun.
Falls Philae im März kein Zeichen gibt, soll Ende April eine zweite Reihe von Kontaktversuchen beginnen. Weil sich 67P/Tschurjumow-Gerassimenko derzeit immer mehr der Sonne nähert, erreiche den Kometen und damit Philae immer mehr Sonneneinstrahlung, sagte Braun. Zusätzlich könnte ein Manöver vom Donnerstag beim Neustart helfen: Sogenannten blinde Kommandos wurden an Philae geschickt. Sollte der Lander bereits aktiv sein, könnte er die Befehle zur Optimierung seiner Energieströme umsetzen. "Damit erhöht sich die Chance, dass er sich melden kann", sagte Braun.
Die Heizung ist am wichtigsten
Philae sei so konstruiert, dass er seit November 2014 jedes bisschen Sonnenenergie dafür nutze, sich aufzuheizen, erklärte Koen Geurts vom DLR-Kontrollzentrum. Sobald der Roboter registriere, dass er genug Energie bekommt und die Temperatur stimmt, schalte er sich ein, heize sich weiter auf und versuche, seine Batterie zu laden. Unter den Forschern herrscht Hochspannung: Erst wenn Philae nicht nur Daten empfängt, sonder auch welche schickt, können sie sehen, wie es dem Roboter inzwischen geht.
Die ersten Bilder vom Kometen nach der Landung von Philae (14 Bilder)
(Bild: ESA/Rosetta/Philae/CIVA)
Das Team bereitet sich auch auf den Fall vor, dass die aufladbare Batterie die ungeplante Kältephase nicht überstanden hat und nicht mehr funktioniert. Dann soll der Lander direkt mit der Energie aus der Sonneneinstrahlung arbeiten. Eine ideale Lösung wäre das allerdings nicht: Aktiv wäre "Philae" dann immer nur in Momenten mit günstiger Sonneneinstrahlung und guter Reichweite für die Funkverbindung. (mho)