Spielebranche: Hochzeit der Spitzenverbände abgesagt

Die von langer Hand vorbereitete Fusion des Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) mit dem Bundesverband der Computerspielindustrie ist vom Tisch. Die Stimmung ist nicht gänzlich ungetrübt.

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Die Verbandshochzeit in der deutschen Spielebranche ist abgesagt. Der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) und der Bundesverband der Computerspielindustrie (GAME) haben ihre Gespräche über eine Fusion abgebrochen. Die Bildung eines gemeinsamen Branchenverbands ist damit vorerst vom Tisch. Beide Verbände bedauern das Scheitern der schon seit Monaten geplanten Fusion und versichern, bei gemeinsamen Projekten weiter gut zusammenarbeiten zu wollen.

Doch scheint es atmosphärische Störungen zwischen den Verbänden zu geben, die sich nicht auf ein Modell für den künftigen Verband verständigen konnten. Zwar waren sich beide Seiten einig, dass es eine Rücktrittsklausel geben sollte, mit der jeder Verband wieder aussteigen konnte. Darüber, wie das organisatorisch zu lösen ist, gab es aber offenbar unterschiedliche Ansichten.

Der GAME wollte für eine Übergangsphase von zwei Jahren einen gemeinsamen Dachverband, damit im Falle des Ausstiegs einer der Partner schnell zu den alten Strukturen zurückkehren kann. Dieser Vorschlag sei jedoch vom BIU nicht mitgetragen worden, heißt es beim GAME. Dort findet man die Idee einer gemeinsamen, schlagkräftigen Truppe weiter richtig. "Aber nicht um jeden Preis", wie GAME-Vorstand Florian Stadlbauer gegenüber heise online sagt.

Für den BIU hingegen war das Modell Dachverband schon längst vom Tisch. Das Konzept sei "schon sehr früh in der Sondierungsphase, also noch lange vor den konkreten Verhandlungen" geprüft und "gemeinsam verworfen" worden, heißt es beim BIU. "Zwei Jahre nach Beginn der ersten Gespräche müssen wir bedauerlicherweise feststellen, dass eine Fusion der Verbände in einem realistischen und planbaren Zeitrahmen leider nicht erreichbar ist", stellt BIU-Vorstand Olaf Coenen fest.

In der Stellungnahme des BIU klingt ein bisschen Verstimmung über die Verhandlungsführung des GAME an. "Für den Erfolg einer Fusion ist es entscheidend, dass einmal vereinbarte Konzepte nicht auf der Wegstrecke im Fundament verändert werden", sagt ein Sprecher. Und der GAME zeigt sich enttäuscht, dass der eigene Vorschlag "seitens des BIU nicht mitgetragen" wurde.

Doch trotz des Bedauerns auf beiden Seiten herrscht kein offener Streit – schließlich vertreten beide Verbände die gleiche Branche. "Der Dialog mit dem BIU war durchaus fruchtbar", heißt es beim GAME. Und die Fusion ist vielleicht auch nicht endgültig vom Tisch. "Wir sind weiterhin von der Idee eines großen Branchenverbands überzeugt, der Publisher, Anbieter von Online-Spielen und Entwickler eint", sagt BIU-Vorstand Klemens Kundratitz. "Der BIU wird dieses Ziel weiterverfolgen." (vbr)