Telekom will FTTH-Angebot in Kleinstädten ausweiten

Mit einem ersten Ausbauprojekt in Franken nimmt die Telekom ein Modell wieder auf, das andere schon länger erfolgreich praktizieren: die Vorvermarktung von FTTH-Anschlüssen. Gibt es genug Kunden, wird gebaut.

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Telekom Glasfaser-Netz

Glasfasernetze gelten allgemein als Infrastruktur der Zukunft, als Rückgrat der künftigen Gigabit-Gesellschaft.

(Bild: dpa, Julian Stratenschulte)

Lesezeit: 3 Min.
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Die Telekom will beim Glasfaserausbau nun auch auf die von anderen Anbietern bereits erfolgreich eingesetzte Vorvermarktung setzen. Dabei wird vor einem möglichen Ausbau die Nachfrage überprüft. Wenn sich genug Kunden für einen Glasfaseranschluss finden, wird gebaut. Die Telekom testet das nun zum ersten Mal im fränkischen Bad Staffelstein, Anfang 2018 sollen weitere Kleinstädte in Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen und Thüringen folgen.

Debatte: Breitband-Ausbau in Deutschland

Glasfaser-Internet ist in Deutschland ein Ladenhüter. Kein Wunder, denn Vectoring sei wirtschaftlich meist sinnvoller: Glasfaser für Alle? Welch ein Unfug!, kommentierte Ernst Ahlers – und löste damit eine heftige Debatte aus, nicht nur im Diskussionsforum. Einige Reaktionen Pro und Contra:

Ab Dezember können sich die Bürger Bad Staffelsteins für einen Glasfaseranschluss registrieren, teilte die Telekom am Mittwoch mit. Kommen bis Ende Februar mindestens 750 Bestellungen zusammen, werde die Gemeinde mit rund 10.000 Einwohnern bis Ende 2018 mit Glasfaser ausgebaut. Frühbucher sparen sich zudem die Hausanschlusskosten, verspricht der Netzbetreiber.

Nach diesem Prinzip wurden in der Vergangenheit bereits einige Gemeinden mit Glasfasernetzen erschlossen. Oft setzen die Gemeinden dabei auf das sogenannte Betreibermodell: Das Netz wird in Eigenleistung gebaut und bleibt Eigentum der Gemeinde, die Versorgung der Bürger mit Internetdiensten übernimmt ein Netzbetreiber. Dafür bieten sich regionale Netzbetreiber oder Unternehmen wie der Deutschen Glasfaser als Kooperationspartner an. Erst am heutigen Mittwoch hat die Deutsche Glasfaser den Startschuss für zwei Gemeinden in Rheinland Pfalz gegeben.

Auch für die Telekom ist die Vorvermarktung nicht ganz neu. Der Bonner Konzern hatte das Modell bereits 2011 ausprobiert, erklärte der scheidende Deutschland-Chef der Telekom, Niek-Jan van Damme. „Damals war die Nachfrage häufig noch nicht ausreichend. Wir hoffen jetzt, auf mehr Resonanz zu stoßen”, sagte van Damme. Der Manager wird die Telekom nach neun Jahren im Vorstand Ende des Jahres verlassen. Seinen Job übernimmt Dirk Wössner, der vom kanadischen Netzbetreiber Rogers Communications kommt.

Beim Glasfaserausbau will die Telekom durch den Einsatz von Trenching die Kosten reduzieren. Dabei müssen für die Verlegung der Glasfaser keine Gräben ausgebaggert werden, stattdessen werden schmale Schlitze in den Bodenbelag gefräst. Insgesamt wollen die Bonner ihre Anstrengungen im Glasfaserausbau verstärken, in diesem Jahr sollen 40.000 Faserkilometer hinzukommen, geplant waren 30.000 Kilometer. Insgesamt misst das Glasfasernetz der Telekom nach Unternehmensangaben inzwischen 455.000 Kilometer.

Dazu zählt die Telekom auch die Glasfaseranbindung der Verteilerkästen, von denen es dann per Vectoring über die Kupferdoppeladern weiter geht. „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, mit dem Glasfaserausbau bis zu den Kabelverzweigern und Vectoring zunächst zügig für eine große Flächenabdeckung mit schnellen Internetanschlüssen zu sorgen”, erklärt van Damme. „Im zweiten Schritt wollen wir die Glasfaser dann noch näher an die Haushalte bringen.“ Das, so fordert der Telekom-Manager, müsse dann aber aus der Regulierung ausgenommen werden.

Dass der Ausbau der Glasfaseranbindungen zum Telekom-Verteiler zuletzt auch vom Bund im Rahmen des Breitband-Ausbauprogramms gefördert wurde, hat für Kontroversen gesorgt. Im Rahmen der Jamaika-Sondierung sollte die Förderung eigentlich auf FTTH beschränkt werden, die Formulierung ließ dann aber einigen Raum für Interpretationen. Das Thema wird also auch die nächste Bundesregierung beschäftigen – wie auch immer die dann aussieht.

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(vbr)