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Was war. Was wird. Von kleinen Sprüngen in der Sommerpause, und einem weiteren Rätsel.

Nicht für die Schule, für die Digitalisierung lernen wir. Oder so. Oder nicht. Hal Faber rätselt, in doppeltem Sinne.

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Was war. Was wird. Von kleinen Sprüngen in der Sommerpause, und einem weiteren Rätsel.

Is' was? Nur keine Hektik, genießt den prallen fetten Sommer, solange ihr noch könnt.

(Bild: Yoko Nishimiya / shutterstock.com)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Hal Faber

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

*** So eine Sommerpause könnte ja mal bedeuten, dass der Sommer Pause macht und es kühler wird. Dann können auch wieder kühlere Texte entstehen, in denen ein Medienereignis wie Woodstock im realistischen Rahmen betrachtet werden kann: In Europa zündete die Legende von Woodstock erst Jahre später, als der Film in die Kinos kam und aus dem finanziellen Desaster ein gutes Ende machte. Wenn überhaupt, so gab es Berichte vom Festival auf der Insel Wight, weil es gerüchtete, dass Top-Act Bob Dylan zusammen mit allen Beatles auftreten wird. Was jedoch nicht passierte.

So was war damals angesagt. Was wiedermal ein Beweis ist, dass früher eben nicht alles besser war.

(Bild: Kenneth Summers / shutterstock.com)

Aber der Sommer macht diesmal keine Pause und die einschlägigen Festivals beschäftigen sich mit der Dialektik von heiß und kühl: "Kühlschränke verbraten viel Energie und führen daher auch zu hohen Kosten. Gleichzeitig sinkt durch selbst gekühlte Getränke auch der Umsatz an unseren Bars. Das Ergebnis ist eine doppelte Belastung für unser unkommerzielles und solidarisch finanziertes Camp", das ist eine Ansage des CCC. Von einem unkommerziellen Camp reden und gleichzeitig auf die gefährdeten Umsätze einer Bar hinweisen, das ist ein hübscher Widerspruch, der elektrifiziert.

*** Zum Sommer gehören die großen Sommerferien, in denen die Schulen geschlossen sind und renoviert werden. Landauf, landab wird ja überall in Europa daran gearbeitet, die Schüler fit für diese Digitalisierung zu machen, vor der die Politik so große Angst hat. Das geht schon eine Zeitlang so, weshalb sich das kleine Sommerrätsel in der Sparte Hardware mit verschiedenen frühen Lern- und Schulcomputern befasst. Gesucht werden dabei nicht nur die Computer, sondern auch das Land, in dem die Schüler lernten, wie solch ein Rechner zu programmieren ist. Nahezu jede Art von Computern wurde schon in Schulen eingesetzt, den Sinn des Lebens zu erklären oder zu errechnen.

Womit wir bei Frage 1 wären: Welcher Schul-Rechner verbarg sich hinter dem Spitznamen Darth Vader und wo kam der schwarze Finsterling zum Einsatz?

Gleich Frage 2: Lebenslanges Lernen war auch früher ein Thema, als man Programmierkurse für Techniker entwickelte. Nur nannte man die in die Mirkoprozessorschule gehenden Coder nicht Programmierer. Welcher Rechner wurde wo bei der Ausbildung zum "datentechnischen Assistenten" eingesetzt?

*** In dieser Woche wurde nicht nur Annegret KK vereidigt, was längst nicht alle Abgeordnete veranlasste, ihre Sommerpause abzubrechen. In dieser Woche wurde auch bekannt gegeben, dass Rafael Laguna de la Vera Chef der Agentur für Sprunginnovation (SprinD) wird, mit der Deutschland den großen Sprung nach vorn wie beim großen Vorbild China schaffen will. Im zarten Alter von 16 Jahren begann Laguna de la Vera mit dem Software-Vertrieb für Micros wie dem TRS-80 und den Sinclair ZX-80, es folgte ein "Informatikstudium für einige Wochen" und ein kurzer Aufenthalt an der Harvard Business School, wie es der offizielle Lebenslauf des Forschungsministerium vermeldet. Mit Open-Xchange kam nach dem Aufbau einer Firma für Kassensysteme der große Durchbruch. Eine sprunghafte Karriere, und das in Deutschland. Nun drücken sie die Daumen, dass SprinD nach Potsdam kommt, wo schon das Hasso Plattner Institut angesiedelt ist. Aber wie heißt es doch schön im Text: "Die disruptiven Innovationen lauern überall". Man muss nur "mega und Märker" sein, um sich von ihnen schnell überfallen zu lassen, dann klappt das mit der Digitalisierung. Ja, so klingen Politikerinnen in der Sommerpause.

Ganz andere Zeit, andere Fragen, nämlich Frage 3: Er segelte mit einem Floß auf der Suche nach der alten Zeit. Sein Land wollte mit einem nach ihm benannten Schulcomputer in die neue Zeit vordringen.

Noch größere Sprünge mit Frage 4: Den größten Sprung nach vorn trat das Land im Internet an, nachdem es zuvor sehr stolz darauf war, dass jede Schule einen Computerraum hatte, bestückt mit welchem Gerät?

*** In dieser Woche sind zehn von 21 Ordnern mit den Verträgen für die PKW-Maut veröffentlicht worden. Die vom Verkehrtminister versprochene "vollumfängliche" Offenheit ist das mit vielen Schwärzungen verzierte PDF-Dokument zwar nicht, aber der Blick in die Dokumente zeigt, was da am Dampfen ist. Die armen Vertragspartner bekommen eine halbe Milliarde Euro: "Aus den nun veröffentlichten Maut-Verträgen ergibt sich zudem, dass das Bundesverkehrsministerium den Unternehmen, die die Maut organisieren sollten, nicht nur Schadenersatz zusichert, sondern sich zur Auszahlung sämtlicher entgangener Gewinne bis ins Jahr 2032 verpflichtet hat." Zum Vergleich: SprinD bekommt bis 2022 schlappe 150 Millionen. So springen die Deutschen, die Deutschen springen so.

Ach ja, da hatte man es früher einfacher, Frage 5 zeigt: 30 Jahre lang wurde dieser Lehrcomputer gebaut und vertrieben. Er wird bis heute in der beruflichen Bildung eingesetzt.

Was auch bei Frage 6 gilt: Auch unsere mautgewöhnten Nachbarn haben einen Computer für den Unterricht entwickelt. Als Gehäuse nutzte man die Zentrale einer kleinen Nebenstellenanlage.

*** "Welchem Ziel streben wir zu? Dem friedlichen Genuss der Freiheit und der Gleichheit, der Herrschaft jener ewigen Gerechtigkeit, deren Gesetze nicht in Stein und Marmor, sondern in die Herzen aller Menschen eingegraben sind. Es genügt nicht, den Thron umgestürzt zu haben. Jeder Bürger muss in sich selbst eine Umwälzung durchmachen und selbstlos die eigenen Interessen hinter diejenigen des Volkes stellen. Denn die Republik lebt von der Gesinnung ihrer Bürger, und es gibt in ihr nur noch zwei Parteien: die guten und die schlechten Bürger." So einfach war es damals, vor 225 Jahren, wie Robespierre in einer seiner berühmten Reden das Schwarzweiß-Prinzip der Großen Französischen Revolution im Konvent schilderte. Am 9. Thermidor des Jahres II verließ ihn das Geschick der großen Rede und er wurde angeklagt, ein schlechter Bürger zu sein. Auf den Vorwurf, wie ein Tyrann geherrscht zu haben, wusste Robespierre keine Antwort zu geben, da er seine Gesinnung als guter Bürger für unfehlbar hielt. Am 10. Thermidor oder eben am 28. Juli 1794 wurde Robespierre mit 21 weiteren Personen geköpft. "Das wird dir auch noch passieren", hatte Danton gerufen, als Robespierre seinen Mitstreiter köpfen ließ.

Heute werden in Frankreich höchstens noch die Eispfropfen auf den Sektflaschen geköpft. Doch neues Unheil bahnt sich an. US-Präsident Trump will als Reaktion auf die im Alleingang beschlossene französische Digitalsteuer französischen Wein mit einer Einfuhrsteuer belegen. Obwohl US-amerikanischer Wein nach Trump viel besser ist als französischer, gehören die USA zu den wichtigste Abnehmerländern der französischen Winzer. Wobei passend zum Thema ausgerechnet der US-Sommelier Justin Leone den Wein von Sofia Coppola bei einer Verköstigung von Promi-Weinen so beschrieben hat: "Dieser Weißwein riecht schlimm synthetisch, die Nase hat Noten von Gummi und Parkettpflegemittel mit Fichtennadelaroma." Ob es zum Krieg der Weine kommt, wird auf dem anstehenden G7-Gipfel in Biarritz ein Thema sein, wenn sich die führenden Wirtschaftsnationen treffen.

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit? Ach ja, und wenn man zur Unterstützung französischen Wein trinken soll, fällt das umso leichter.

(Bild: V_E / shutterstock.com)

Widmen wir uns wieder weniger kriegerischen Auseinandersetzungen und kommen zu Frage 7: Gesucht wird der Schulcomputer einer großen Wirtschaftsnation, der nach einem einflussreichen Dokumentarfilm entwickelt wurde.

Ebenso Frage 8: Gesucht wird der Schulcomputer einer großen Wirtschaftsnation, der mit einer Sendung im Schulfernsehen gekoppelt war.

Auch in dieser kleinen Wochenschau wurde über die Bloggerin Marie Sophie Hingst berichtet. Sie war eine von den Medienfiguren, die sich eine fiktive jüdische Identität zulegen und damit recht erfolgreich in der Öffentlichkeit etwas ausagieren, was in ihrer Persönlichkeit angelegt ist. Ich schrieb dazu: "Man wird sicher bald wieder von ihr hören oder lesen." Nun ist die Bloggerin gestorben und wird in der kommenden Woche in ihrem Heimatort Wittenberg beigesetzt. Ihr Arbeitgeber Intel hat angeblich noch versucht zu helfen, doch der Verlust der angenommenen Identität war wohl zu groß. Eine traurige Netz-Geschichte.

Kommen wir zum Schluss - Frage 9: Bislang war immer von Lern- und Schulcomputern die Rede, nicht von Bildungscomputern. Dennoch gab es solche, nur wo war das?

Und noch Frage 10: Gesucht wird ein Schulcomputer ohne Netzteil, ausgerichtet auf Schulräume, die an jedem Pult über einen Anschluss an die zentrale Stromversorgung verfügten. Solche technischen Übungsräume wurden landesweit einheitlich ausgestattet und konnten auch mit elektrischen Schreibmaschinen eingerichtet werden.

(jk)