Windows 10 erneut im Fokus der EU-DatenschĂĽtzer
Nach Ansicht der niederländischen Datenschutzbehörde verstoßen Windows 10 Home und Pro durch die Sammlung von Telemetriedaten weiterhin gegen die DSGVO.
Eine Überprüfung von Windows 10 durch die Datenschutzaufsicht der Niederlande (Dutch Data Protection Agency, DPA) hat ergeben, dass Microsofts Betriebssystem "möglicherweise" weiterhin gegen die Datenschutzgrundverordnung der EU verstößt.
Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert die DPA in einem Artikel mit der Aussage: "Microsoft hat sich zwar an die getroffenen Vereinbarungen gehalten. Die Überprüfung hat jedoch auch ergeben, dass Microsoft aus der Ferne andere Daten von Benutzern sammelt. Infolgedessen verstößt Microsoft immer noch möglicherweise gegen die Datenschutzbestimmungen." Dabei geht es um die Telemetriedatenerfassung unter Windows 10, die auch die Namen installierter und gestarteter Apps, besuchte Webseiten, geöffneter Dokumente und mehr nach Redmond meldet.
Irische Datenschützer zuständig
Da Microsoft seinen Hauptsitz in Irland hat, wurden die Prüfergebnisse an die zuständige irische Datenschutzaufsicht weitergeleitet. Der irische Datenschutzausschuss (Irish Data Protection Committee, DPC) bestätigte Reuters, dass er die Informationen der niederländischen Regulierungsbehörden vergangenen Monat erhalten habe. Die Behörde teilte mit, dass man bereits mit Microsoft in Verbindung stand. Man werde in Kürze weitere Kontakte zu Microsoft knüpfen, um substanzielle Antworten auf die angesprochenen Bedenken zu erhalten.
Microsoft führte aus, dass es sich für den Schutz der Privatsphäre seiner Kunden einsetzt und in den vergangenen Jahren die Datenschutzfunktionen für Einzelpersonen und kleine Unternehmen unter Windows 10 verbessert habe. "Wir begrüßen die Möglichkeit, die Werkzeuge und Wahlmöglichkeiten, die wir diesen Anwendern anbieten, noch weiter zu verbessern", wird das Unternehmen von Reuters zitiert. Allerdings steht Microsoft auch bei Office 365, trotz zwischenzeitlicher Nachbesserungen, bei den Datenschützern der Niederlande datenschutzmäßig weiter unter Druck.
Anpassungen von Microsoft
Die niederländische Datenschutzaufsicht hatte bereits 2017 bemängelt, dass Windows 10 gegen die damals gültige Datenschutzverordnung der Niederlande verstößt. Die EU-weite Datenschutzgrundverordnung gab es damals zwar schon, aber sie wurde erst im Mai 2018 rechtsverbindlich. Im damaligen DPA-Bericht wurden explizit die Produkte Windows 10 Home und Windows 10 Professional als Datenschutz-mäßig problematisch erwähnt.
Microsoft kam damals mit der DPA überein, verschiedene Anpassungen durchzuführen, um die Auflagen zu erfüllen. Bei den 2018 ausgerollten Funktionsupdates ermöglicht Windows 10 bei der Installation und beim Betrieb verschiedene Einstellungen der Datenschutz- und Privatsphäreneinstellungen. Für Unternehmen bietet Windows 10 Enterprise inzwischen viele Möglichkeiten, den Grad der Telemetriedatenerfassung über Gruppenrichtlinien einzuschränken. (axk)