Auswertung der Umfrage "Softwaretest in der Praxis"

Die Umfrage "Softwaretest in der Praxis" sollte ermitteln, welche agilen Methoden in den Entwicklungs- und Test-Alltag Einzug gehalten haben und was sich dadurch verändert hat beziehungsweise wie der Testalltag in den Unternehmen überhaupt aussieht.

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Lesezeit: 11 Min.
Von
  • Andreas Spillner
  • Karin Vosseberg
  • Mario Winter
  • Peter Haberl
Inhaltsverzeichnis

Mit Trends im Bereich Qualitätssicherung und Testen wie Test-Driven Development oder grundsätzlich dem Einsatz agiler Vorgehensmodelle sind sowohl Chancen als auch Herausforderungen verbunden. Die Umfrage "Softwaretest in der Praxis" sollte ermitteln, welche agilen Methoden in den Entwicklungs- und Test-Alltag Einzug gehalten haben und was sich dadurch verändert hat beziehungsweise wie der Testalltag in den Unternehmen überhaupt aussieht.

Im Mai 2011 haben die Hochschulen Bremen und Bremerhaven, die Fachhochschule Köln, die ANECON Software Design und Beratung GmbH, das German Testing Board (GTB) und das Swiss Testing Board (STB) eine anonyme Online-Umfrage zum Thema "Softwaretest in der Praxis" im deutschsprachigen Raum durchgeführt. Der Befragung lagen drei rollenspezifische Fragebogen zugrunde. Ihr Ziel war einerseits die Ermittlung des aktuellen Stands der Qualitäts- und Testaktivitäten in der Praxis, andererseits sollte der Handlungsbedarf für Forschung, Ausbildung und Beratung im Testen analysiert werden.

Die Umfrage hatte regen Zuspruch, was die Aktualität und Wichtigkeit der Softwarequalitätssicherung unterstreicht. Über 1600 Personen haben die Umfrage begonnen und die Hälfte davon den umfangreichen Fragenkatalog mit bis zu 110 Fragen bis zum Ende durchgearbeitet. Die Teilnehmenden zeichnen sich aus durch eine gute Ausbildung und langjährige Berufserfahrungen. Unterschiedliche Rollen (Tester, Entwickler und Manager) wurden in der Umfrage zu unterschiedlichen Schwerpunkten befragt, die Antworten lassen dadurch rollenspezifische Sichtweisen zu.

Bei den Teilnehmenden gab es einen breiten Mix an Firmengrößen und Branchen mit einem leichten Schwerpunkt aus den Bereichen Automotive, Telekommunikation und Banken. Sowohl kleine und mittelständische als auch Großunternehmen haben an der Umfrage teilgenommen, wobei die mittelständischen (101 bis 1000 Mitarbeiter) etwas überwiegen. Die genaue Anzahl, Angaben zur Ausbildung und Berufserfahrung der Teilnehmenden und die Verteilung auf die Branchen, die Firmengröße et cetera stehen auf der Internet-Seite der Umfrage zur Verfügung.

Die rollenspezifische Aufteilung des Fragebogens umfasste drei Gruppen:

  1. Projektleiter, QS-Beauftragter, Testmanager und Tester (Gruppe Tester)
  2. Business-Analyst, Entwickler, Betrieb & Support und andere (Gruppe Entwickler)
  3. Executive und mittleres Management (Gruppe Management)

Die detaillierte Verteilung der Beteiligung ist Abbildung 1 zu entnehmen.

Die Rollenverteilung der Teilnehmer (Abb. 1)

Eine der ersten Fragen an alle Gruppen richtete sich nach dem eingesetzten Vorgehensmodell. Bei über der Hälfte (54 %) ist ein phasenorientiertes Modell im Einsatz. Knapp 29 Prozent gehen agil vor und circa 17 Prozent setzten zur Realisierung ihrer Software kein explizites Vorgehensmodell ein. Werden die Antworten nach den Rollen aufgeteilt, ergibt sich folgendes Bild: Management und Tester kommen eher aus der phasenorientierten Welt. Die Entwickler sind agil und bilden die größte Gruppe, wenn kein Vorgehensmodell Verwendung findet. (Siehe auch Abb. 2.)

Vorgehensmodell nach Rollen aufgeteilt (Abb. 2)

Die Vermutung, dass eher die Medien- und Unterhaltungsbranche den Umstieg auf agile Softwareentwicklung vollzogen haben, lässt sich mit den Ergebnissen der Umfrage bestätigen. Mit 38 Prozent führt die Medienbranche die Liste der agilen Vorgehensweisen in den unterschiedlichen Branchen an. Wie zu erwarten bilden Rüstung und Verteidigung das Schlusslicht.

Wird betrachtet, welche Systeme agil entwickelt werden, sind Webapplikationen (36 %) und Webservices (35 %) erwartungsgemäß weit vorne. Immerhin werden Standard-, System- und Individual-Software zu über 30 Prozent agil entwickelt. Schlusslicht ist der Bereich Embedded Systems. Bei knappen 22 Prozent kommen hier agile Vorgehen zum Einsatz.

Hinsichtlich der Frage, ob die Firmengröße eine Rolle spielt, ob agil entwickelt wird, lautet die Antwort der Umfrage: ja – das war zu vermuten. Mit etwa 40 Prozent sind die Firmen mit maximal 100 Mitarbeitern agil, gefolgt von knappen 30 Prozent bei 101 bis 1000 Mitarbeitern. Zwischen 17 und 18 Prozent liegt der Anteil bei großen Unternehmen.

Auf die Frage, welche agilen Vorgehensweisen im Einsatz sind, weisen die Antworten mit Scrum (57 %) einen eindeutigen Favoriten auf. Erstaunlich ist, dass 27 Prozent nach einem eigenen agilen Modell die Softwareentwicklung durchführen. Alle weiteren agilen Ansätze (Feature Driven Development, eXtreme Programming, Kanban ...) liegen jeweils um die 5 Prozent und können vernachlässigt werden.