Auswertung der Umfrage "Softwaretest in der Praxis"

Seite 3: Fazit

Inhaltsverzeichnis

Eine Bewertung der Ergebnisse der Umfrage kann und sollte von jedem selbst zur eigenen Standortbestimmung vorgenommen werden. Ein paar Punkte möchten die Autoren aber trotzdem zusammenfassen. Bei den Branchen, den Unternehmensgrößen und den durchgeführten Projekten und erstellten Systemen gab es keine Überraschungen. Kleine Unternehmen in der Medien- und Unterhaltungsbrache entwickeln
Webapplikationen agil, meist nach Scrum oder einem eigenen agilen Vorgehen.

Bei den agilen Projekten stößt man auf eine Gleichverteilung zwischen Projektmanager, Entwickler, Testmanager und Tester hinsichtlich der Verantwortung für die Qualitätssicherung. Erstaunlicherweise gibt bei den phasenorientiert durchgeführten Projekten der Entwickler diese Verantwortung an das Management ab. Bei den agilen ist somit eine gemeinschaftliche Verantwortung für die Qualität vorhanden, was sehr gut ist.

Bei der Kundenbeteiligung und der Integration der Fachabteilung ist Entwicklungspotenzial vorhanden. Hier liegen die agilen Projekte unvermuteterweise hinter den phasenorientierten. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den einzelnen Praktiken der agilen Vorgehensweise. Diese haben zwar einen gewissen Stellenwert, ihre Bedeutung für die Qualitätssicherung wird aber nicht oder nicht ausreichend genug gesehen. Ebenso sind bei der Automatisierung Verbesserungen möglich. Bis zur Umsetzung der 100-prozentigen Testfallausführung auf Knopfdruck ist noch ganzes Stück Weg zurückzulegen. Möglicherweise lässt sich dann der Anteil an schwerwiegenden Fehlern beim Kunden weiter verringern.

Die Auswertung der Umfrage unter dem Aspekt der agilen Softwareentwicklung zeigt, dass viele Projekte dabei sind, die Umsetzung der Agilität voranzutreiben. Vollständig scheint das aber noch nicht überall gelungen zu sein. Ein Diskussionsbeitrag, der in einem Workshop auf einer Tagung gefallen ist, trifft die aktuelle Situation dieser Projekte sehr treffend: "Wir entwickeln nach Water-Scrum-Fall."

Andreas Spillner
ist Hochschullehrer für Software Engineering mit Fokus auf Qualitätssicherung an der Hochschule Bremen. Er war Gründungsmitglied und ist nun Ehrenmitglied des German Testing Boards. Seit 2007 ist er Fellow der Gesellschaft für Informatik (GI).

Karin Vosseberg
ist Hochschullehrerin für Informatik und Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Bremerhaven mit den Schwerpunkten Systemintegration und Qualitätssicherung.

Mario Winter
ist Hochschullehrer an der Fachhochschule Köln für Software Engineering, Projektmanagement und Qualitätssicherung. Er ist Mitglied im GTB und war Sprecher der Fachgruppe TAV der GI e.V.

Peter Haberl
verantwortet bei der ANECON Software Design & Beratung GmbH als Geschäftsführer die
Dienstleistungen und Kundenbeziehungen in Deutschland.

  1. Joachim Herschmann; Geprüft; Trends bei der Qualitätssicherung von Software; iX Developer Programmieren heute, S. 149
  2. Matthias Hamburg, Tilo Linz; Für eine bessere Software; Geeignete Organisation von Testprozessen und professionelle Qualifikation der Tester; Artikel auf heise Developer

(ane)