Das Upgrade des Essential Business Server

Seite 2: Upgrade-Test

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Nach der Ankündigung der Abkündigung mussten erste Tests zeigen, was möglich ist. Nimmt man einen EBS und versucht, ein "In Place"-Upgrade auf die regulären Standard-Versionen von Server 2008 oder Server 2008 R2 (jeweils 64 Bit), so scheitern diese bereits im Ansatz. Sollte also Microsoft kein Transition Pack oder etwas Ähnliches anbieten oder sollten keine speziellen Standard-Versionen zu erhalten sein, die ein "In place"-Upgrade ermöglichen, kann von Investitionsschutz keine Rede mehr sein!

Die Konsequenz wäre eine reguläre Migration auf die Vollversionen. Eine solche Migration kostet Zeit und Geld und erfordert vermutlich die Anschaffung zusätzlicher Hardware. Damit sind aber die Kostenvorteile hinfällig – welche der Hauptgrund zur Verwendung eines EBS waren. Am Ende könnte man sogar ein schlechteres Geschäft gemacht haben, als wenn man sich gleich für die Vollversionen entschieden hätte. Außerdem ist bei der der EBS-Installation nach anderthalb bis zwei Jahren weder die Hardware noch die Software abgeschrieben.

Da Microsoft andererseits verspricht, die Produkt-Unterstützung für den EBS bis 2017/2018 zu gewährleistet, ist der Upgrade-Druck nicht hoch.

Der EBS ist auf 300 Client-Systeme begrenzt. Wenn Sie Ihre Umgebung bereits jetzt nahe dieser Anzahl betreiben und weiteres Wachstum über diese Grenze hinaus mittelfristig zu erwarten ist, nehmen Sie die Microsoft-Offerte an. Den Schritt zu den Vollversionen müssten Sie dann sowieso tun – mit allen Konsequenzen. In diesem Fall erhalten Sie wenigstens die meiste Software kostenlos.

Zwingt Sie Ihre IT-Umgebung auf absehbare Zeit nicht dazu, die Vollversionen einzusetzen, spricht nichts dagegen, den EBS noch einige Jahre weiter zu benutzen. Wirklich wichtige Updates werden noch sieben bis acht Jahre lang verfügbar sein, und die gröbsten EBS-spezifischen Fehler sollten mittlerweile behoben sein.

Was sich Microsoft bei alledem denkt, ist kaum zu ergründen. Laut Ankündigung hat sich der "Markt" verändert. Vielleicht ist es aber auch nur Microsofts Strategie, die sich geändert hat. Denn in der Cloud lässt sich möglicherweise mehr und regelmäßiger Geld verdienen. Auch ist die Mentalität jenseits des Atlantiks weniger konservativ als in Europa oder speziell Deutschland. Ein Kommentar im EBS-Blog fasst das treffend: Das Thema "Cloud Computing" erinnert frappierend an das Stichwort ASP (Application Service Provider) und ASP hat hierzulande längst nicht den erhofften Stellenwert erreicht wie seinerzeit prognostiziert.

Auswirkungen sind aber noch an ganz anderer Stelle denkbar: Der ein oder andere Dienstleister wird sich von seinen Kunden fragen lassen müssen, was er ihm denn da aufgeschwatzt hat. Alles sollte doch "so toll" und obendrein "günstig" sein, "modern" sowieso! Der Image-Schaden für einen Dienstleister kann kaum größer sein, wenn er zu Kreuze kriechen und seinem Kunden die durch Microsoft geschaffenen Fakten erklären muss. Zudem wird sich der Dienstleister auch noch darum kümmern müssen, seine wertlos gewordenen EBS-Zertifizierungen gegen solche der Vollversionen zu ersetzen, was zusätzlich Zeit und Geld kosten wird.

Was auch immer die Gründe sind, die Microsoft zu diesem Schritt bewogen haben, Kunden und Dienstleister werden nicht besonders glücklich darüber sein, unnötig Ressourcen für ein Produkt zu verbrauchen das genau dies verhindern sollte. ()