Das Upgrade des Essential Business Server

Microsoft nimmt den Essential Business Server aus dem Programm, bietet aber ein kostenloses Upgrade auf die Vollversionen der enthaltenen Software. Das klingt zu gut, um wahr zu sein. Für wen lohnt das Upgrade und wer sollte die Finger davon lassen?

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Oliver Klarmann
Inhaltsverzeichnis

Nachdem sich Microsofts Small Business Server (SBS) einen festen Platz im Markt für kleinere Firmen erobert hatte, brachte der Windows-Hersteller Ende 2008 einen weiteren Windows-Server für kleine Netze heraus. Das Essential Business Server (EBS) getaufte Produkte sollte eine Lücke zwischen den Kleininstallationen des SBS (mit maximal 75 Client-Systemen) und den unlimitierten Vollversionen schließen. Die Grenze für mittelgroße Netzwerke wurde beim EBS auf 300 Systeme festgelegt.

Der EBS verfolgt dabei den Ansatz, Out-of-the-Box eine funktionsfähige IT-Umgebung mit begrenztem Personal- und Ressourcen-Aufwand zu etablieren. Das sehr stringente Setup erlaubt praktisch keine Abweichung von Microsofts Konzept und erstellt drei Server-Installationen, die auf physikalischen und/oder virtualisierten Systemen laufen können. Entsprechend enthält das Standard-Paket:

  • 3 Lizenzen von Windows Server 2008 (64 Bit)
  • 2 Lizenzen von Exchange Server 2007
  • 1 Lizenz des Forefront Threat Management Gateway (Medium Business Edition)
  • 1 Lizenz System Center Essentials 2007
  • 1 Lizenz von Sharepoint Services 3.0 (als kostenfreie Download Option)
  • 1 Lizenz der Forefront Security für Exchange Server

und in der Premium-Variante zusätzlich

  • 1 weitere Lizenz Windows Server 2008
  • 1 Lizenz SQL Server 2008 Standard Edition

Gemäß Microsoft soll der EBS zwar ab 25 Benutzern eingesetzt werden, im Handel bekommt man den EBS aber beginnend mit fünf Client Access Lizenzen (CALs). Keine anderthalb Jahre später hat sich die Welt erheblich weiter gedreht und Microsoft verabschiedet sich vom Essential Business Server.

Damit der EBS-Kunde seine Investition schützen kann, bietet Microsoft zwischen dem 30. Juni 2010 und dem 31. Dezember 2010 ein kostenloses Upgrade auf die regulären Vollversionen an .

Das klingt wie ein gutes Angebot, erhält man doch die unlimitierten Versionen in entsprechender Lizenzanzahl für den niedrigen Preis eines EBS. Das klingt zu gut, um wahr zu sein ...

Das Angebot von Microsoft enthält längst nicht alle Lizenzen in allen Konstellationen. Den TMG-Server bekommt zum Beispiel nur, wer den EBS inklusive Microsofts Software Assurance (SA) erworben hat, da die enthaltene Version nicht als Retail-Produkt, sondern nur über Volumenlizenzverträge erhältlich ist (siehe EBS-FAQ und EBS-Blog). Diesen Zusammenhang mag man verstehen oder nicht; zumindest sind keine neuen CALs erforderlich.

Allerdings muss der EBS-Nutzer wesentlich ärgerlicheren Tatsachen entgegenblicken:

Nach der ersten Schrecksekunde dämmert dann nämlich, dass dieses Angebot möglicherweise alles andere als verlockend ist. Zwei wesentliche Kriterien geben Auskunft darüber, für wen sich die Microsoft-Offerte lohnt und für wen nicht: Wie ist meine individuelle Situation der vorhandenen EBS-Installation? Und wie genau verläuft der Übergang vom EBS auf die Vollversionen?

Das erste Kriterium kann und muss jeder Anwender für sich selbst evaluieren und zum zweiten schweigt sich Microsoft bislang aus. Die einzige, inoffizielle Stellungnahme lautet: "There will be a forthcoming white paper that will answer all questions".

Die grundlegendsten Fragen sind:

  • Wird ein "In place"-Upgrade möglich sein?
  • Sind für das Upgrade zusätzliche Installationen (via normaler Migration der Server) und hierdurch sogar zusätzliche Server-Hardware notwendig?
  • Wird es eine Art Transition Pack wie ehemals beim SBS 2003 geben?

Anhand dieser Kriterien sieht man recht schnell, dass es keine allgemeine Aussage darüber geben kann, ob der Einzelne das Angebot annehmen soll oder nicht. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass der EBS eine preisgünstige Anschaffung war, der eine straffe IT-Umgebung ermöglichen sollte, sind die Aussichten nicht rosig – je nachdem, was Microsoft den Upgrade-Willigen an Unterstützung angedeihen lässt.